BE Teil 5 und Schluss
Das menschliche Element (Fortsetzung)
Die immer neue Tendenz, den Feind ins Primitive abgleiten zu lassen, die von den Geheimdienstlern der USA über Alien-"Zufallsbekanntschaften" unterwegs bis zur tödlichen Nemesis der Foronen reicht, lässt den schwachen ersten Roman von Susan Schwartz (Nr.12) im Nachhinein als positiven Ausreißer wirken. Zugleich wurde das szenische Potential von extravaganten Schauplätzen wie dem Aquakubus praktisch nie richtig genutzt, mit Ausnahme des Gastauftritts von Claudia Kern.
Beides ist oft allerdings auch in "Perry Rhodan" zu erleiden. Aber um einen stabilen Leserstamm neben Rhodan zu gewinnen und zu behaupten, kann man sich die Schwächen, die PR durch pure Massenträgheit überlebt, nicht leisten.
Die Autoren
Manfred Weinland zeigte sich konsequent eine Klasse besser als alle seine Mitstreiter. In seinen Romanen findet sich eine Raffinesse in Struktur, Stil und Schilderungen, die niemand sonst aufbieten konnte. Aber immerhin ist es auch seine Welt, so dass er aus einem tiefen Brunnen schöpfen konnte. Das übrige Team:
Alte Routiniers, die nie in die erste Garde aufgestiegen sind - Alfred Bekker (mit einigen eleganten Leistungen), Konrad Schaef (der mit Heft 2 im Alleingang die Leserschaft halbiert zu haben scheint), W.K. Giesa.
Hoffnungsvolle Nachwuchskräfte, die sich bisher nicht als die großen Wunderkinder der deutschen Szene präsentieren konnten - "Shooting Star" Michael Marcus Thurner (im steten Wechsel von exzellent - Heft 14, 19, 24 - und schauderhaft daneben - Heft 11, 23), Marc Tannous (noch sichtlich am Lernen, wie man einen lesbaren SF-Heftroman ohne Unfall vollendet), Achim Mehnert, Marten Veit, Luc Bahl (in # 41 mit einer reizvollen Leistung, die Aufmerksamkeit verdient).
An etablierten, gefragten Könnern des Bastei-Stalls eine Claudia Kern, bei der der Leser weinen muss, dass sie nur einen halben Roman zur Serie beigetragen hat.
Dagegen kann man sich streiten, ob irgend jemand eine neue SF-Heftserie braucht, um noch mehr Susan-Schwartz- und Horst-Hoffmann-Romane zu lesen. Nicht jeder Perry-Rhodan-Name muss eine Empfehlung sein - ob Susan "ich bin im falschen Film" Schwartz, die zwischen Aquakuben und Rochenschiffen nur darauf lauert, wieder einmal Liebesmelodrame zwischen außerirdischen Froschwesen zu inszenieren, die sich eifrig küssen und herzen, sich dadurch aber nie, nie in SF verwandeln; oder Horst Hoffmann, dessen BAD-EARTH-Gastauftritt als einziger Heftroman im Web-Forumsthread "Die schlechtesten SF-Romane" genannt wurde.
Mit dieser Art von Investitionspolitik baut man nur schwer eine neue Serie im Kernschatten des Großen Bruders PR auf.
Abschliessendes
Bemerkenswert bleibt das Interesse von Bastei am Thema. Während sich Maddrax solide etabliert hat und zunehmend an SF-Elementen schnuppert, wurde mit Torn ein Horror-Science-Fantasy-Versuch schwer in den Sand gesetzt, mit BAD EARTH ein missglückter Versuch in Space Opera unternommen - und obwohl die mittlerweile lückenlos laufenden Atlan-Miniserien den Markt bedrängen, lässt Bastei auf BAD EARTH sofort die neue SF-Serie "Sternenfaust" folgen, die beim Vollenden dieser Zeilen Heft Nr.3 erreicht. [Mittlerweile überholt. Läuft „Sternenfaust“ eigentlich immer noch?]
Bad Earth lebt außerhalb von Bastei weiter. Im Zaubermond-Verlag wird die Fortsetzung der Serie als Hardcover erscheinen; für 2005 sind Band 1 und 3 von Manfred Weinland selbst und Band 2 von Susan Schwartz angekündigt.
Im HJB-Verlag erscheint weiter die Hardcover-Buchausgabe der bereits erschienenen Bad-Earth-Hefte.
P.S. Die Bad-Earth-Graphik: Candy Kay setzte im Computertitelbild neue Maßstäbe für gelungene bizarre Motive und exotische Ästhetik, nachdem sie sich entschließen konnte, die unausweichlich puppenhaft geratenen menschlichen Figuren auszusortieren. Sie soll laut Ankündigung weiter für die Hardcover arbeiten. Harry Messerschmitt hingegen setzte in den Innenillustrationen neue Maßstäbe der Unsäglichkeit, deren Anblick bleibende Schäden verursachen kann.
P.P.S. - In dem einzigen näheren Kommentar auf meinen Artikel im Shayol-Jahrbuch mokierte sich der Rezensent, ich sei offenbar einer jener „typischen Rhodan-Leser“, der keinerlei Romantik oder Erotik, nicht einmal Kussszenen, in seinem Heftroman ertragen kann (so verstehen jedenfalls ich und andere seine Worte).
Deshalb nochmal eine ganz unmissverständliche Neuformulierung meiner Susan-Schwartz-Kritik:
Es gibt so etwas wie gelungenes Melodrama. (Und attraktive Kussszenen - selbst in neuer deutscher Rechtschreibung.
) Es gibt auch so etwas wie passendes Melodrama. Und es gibt so etwas wie glaubwürdige Schilderungen von Aliens. Die fragliche Passage von Susan Schwartz ist weder das eine, noch das andere, noch das dritte. Sie ist aber typisch Susan Schwartz. Und ich bin glücklich, dass ich so was nie wieder lesen muss.
Zuletzt geändert von Al Khidr am 04.09.2006, 07:50, insgesamt 1-mal geändert.