PR 2233




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Beitragvon Goettrik » 16.06.2004, 14:33

Langsam hole ich auf.

Teil 2. des Doppelbandes ist wesentlich spannender als der erste Band, auch wenn das Ergebnis - Die gelungene Flucht Shallowains - von vornherein feststand.

Interessant war der Roman vor allem wegen der Entwicklung der Charaktere der Romanfiguren. Etwas, was in der Heftserie selten ist.

Das aus dem Maulwurft entstandene Specter stand m. E. stärker im Vordergrund als die Fluchtgeschichte. M. E. durchaus eine Figur mit potential für die Zukunft.

Auch Stan und Oli entwickelten sich überzeugend weiter, mit den Klamaukfiguren in Heft 2224 hatten sie nur mehr wenig zu tun. Aber nun, wo sie sich vom naiven Heldentum abgewandt haben, dürften sie für die Serie ausgereitzt sein.

Shallowain entwickelt sich immer mehr zum Star der Handlungsebene Hayok und ist m. E. der beste Roman-Schurke seit Stalker. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Figur weiterentwickelt.
Gegenwärtig ist es allein seine Loyalität zu Ascari und seine gnadenlose Brutalität, die ihm zum Schurken macht. Ansonsten besitzt er eher die Eigenschaften, die ich mir von den Agenten der Terraner wünsche. Ausdauer, Zuverlässigkeit, Prinzipientreue, Realitätssinn und etwas Schläue.
Denkbar wäre ein Rollentausch, wie sie Corello, Hotrenor Taak und eben Stalker in der Serienvergangenheit vollzogen haben.

Nun zum Negativen:
Irritierend die schwer nachvollziehbaren juristischen Diskussionen. Die für den Roman gewünschte Ausgangssituation hätte man sicher auch eleganter herbeiführen können.

Daß Reginald Bull die sehr riskante Aktion als ein Doppelspiel der Terraner herbeigeführt haben soll, ist m. E. etwas gegen den Charakter gebürstet. Old Bully ist zwar ein Polterer, der auch mal fünf gerade sein läßt, bleibt dabei jedoch immer gerade heraus und eine ehrliche Haut, die niemanden sinnlos in Gefahr bringt.
Der hier geschilderte Verlauf der Dinge hätte eher zu einer halbseidenen Figur wie Tekener gepaßt.

Als größte Pleite erweist sich Kantiran. Der Rhodan-Sprößling vor einem halben Jahr als Identifikationsfigur für Teenager unter den Lesern eingeführt, wird in diesen Roman endgültig demontiert.

Inzwischen ist wohl auch Robert Feldhoff klar geworden, daß sich die Handlungsebene Hayok in eine Sackgasse begeben hat. Dazu paßt auch, daß das strenge Viererblockschema ab den nächsten Heft gelockert wird.
Für das weitere Schicksal von Kantiran bedeutet dies langfristig nichts gutes. Ich tippe darauf, daß Feldhoff am Ende aus Kant einen Cardiff II macht.
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Re: PR 2233

Beitragvon Torben » 19.06.2004, 12:56

Die Charakterisierung Bullys ist ja so etwas von daneben. Terra zittert vor den Anwälten der Arkoniden und der Gon-Orbhon-Sekte. Das ist einfach nur schlecht.

Ich meine, dass es nicht nur unrealistisch ist, dass denen keine bessere Lösung einfällt, als Shallowain laufen zu lassen. Schon der Jura-Krams: Wenn es kein anerkanntes galaktisches Recht gibt, dann gilt halt das Recht des Stärkeren. Sorry. Oder man zwingt die Arkoniden zumindest, öffentlich vor Gericht zu verkünden, dass es in Ordnung ist, wenn arkonidisches Militär unschuldige arkonidische Bürger niederschießt. Wäre auch schon ein Propaganda-Erfolg. Oder man hätte den Fluchttransmitter manipulieren können, damit Shallowain auf jeden Fall zu den 50% Verlierern beim Transmitter-Durchgang zählt. Tote auf arkonidischer Seite waren Bully ja sowieso völlig egal, dann kann man wenigstens den Mörder und gefährlichen Agenten Shallowain, der wohl auch in Zukunft wieder terranische Agenten erledigen wird, beseitigen.

Naja, und Leo Lukas lässt Bully, Gucky und andere Terraner dies eingefädelte Flucht auch noch als besonders raffiniert feiern. So eine Scheiße!

Der Papagei erfüllt wenigstens noch einen Zweck außer zu nerven. Wie die Tussi mit ihrem Piraten-Spleen in eine führende Position gekommen ist, stellte sich doch nicht mehr heraus. Olli und Stan kann ich als ernsthafte Charaktere nicht schlucken (ich hatte die typische Dick & Doof-Musik beim Lesen im Ohr). Die Haupthandlung hat sich im Kreis gedreht.

Bäh! 3 Punkte. Lukas' schriftstellerische Qualitäten retten vor dem Totalabsturz. Und die Handlung mit dem Maulwurf war ja durchaus interessant.
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Re: PR 2233

Beitragvon Al Khidr » 20.06.2004, 17:49

Mein Kommentar zu 2232 war ja eigentlich schon auf den Doppelroman gemünzt.
Im Fall Stan und Ollie stehe ich auf Göttriks Seite. Ich weiß gar nicht, wie die Musik von "Dick und Doof" geht. Bild
Aber:
Shallowain der beste Roman-Schurke seit Stalker - das wüßte ich aber! Dieser Leichenkopf ist einfach nur professionell und menschenverachtend. ERfrischend ist an ihm allenfalls, daß er bei Ausübung seines Massenmord-Handwerks keine sichtbaren sadistischen Neigungen auslebt. Ein Schritt voran gegenüber manchen anderen Figuren, aber nur eine konsequente Forsetzung der arkonidischen Verbrechen seit langem. (Seelenquell-Zyklus: Mord an Familien von Geheimnisträgern, um die Systemverteidigung Terras zu infiltrieren.)
Das ergibt noch keine interessante Schurken-Persönlichkeit. Wenn Shallowain wirklich bereits interessantes Kaliber gewonnen hätte, hätte mich auch ein Doppelroman über seine Flucht interessieren können.
Aber so nährt er nur den Haßreflex von Lesern auf das Kristallimperium, dem niemand mit nichts beikommen kann. Irgendwie auch spannungsfördernd, aber mit lautem Beiklang von Ärger.

P.S. Daß der blöde Papagei sich als "Handlungsträger" erwiesen hat, hab ich ja nun auch kapiert. Hat meine Meinung über den Roman nur schlechter gemacht.
Womit ich wieder mal *überhaupt* nicht weiß, was ich für ne Note geben soll, weil ich den Mole-Part doch sehr gelungen fand. Zeit für eine Wiederbelebungen der Split-Wertungen?
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Re: PR 2233

Beitragvon Jürgen Gebhardt » 21.06.2004, 11:38

Bull ist jetzt für jeden weiteren Mord, den Shallowain begeht, mitverantwortlich. Ob das wohl beabsichtigt war? Bild
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Re: PR 2233

Beitragvon Torben » 21.06.2004, 15:06

Gut, dass der Tato ein Verbrecher war und Selbstmord begangen hat. Bild
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Re: PR 2233

Beitragvon Goettrik » 22.06.2004, 15:21

Torben schrieb am 21.06.2004 15:06
Gut, dass der Tato ein Verbrecher war und Selbstmord begangen hat. Bild



Das letzte Kapitel, in dem Shallowain seine Rückkehr ins heimische Lager, die Suche nach einem Schönheitschirurgen und eben die Sache mit den Tato schildert, habe ich bei meiner Betrachtung bewußt außen vor gelassen.

Es ist als Selbstdarstellung und Rechtfertigung des Hunds gegenüber seiner Herrin verfaßt, daß mildert vieles, sonst würde ich diese Ansammlung von Klischees eher als einen schlechten Francis einordnen.
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