PR-Neuroversum 2635-51 - Kurzrezensionen
Der galaktische Beobachter fragte vor dieser Phase: Wo bleibt denn der traditi-onelle Durchhänger ab der Mitte der ersten Zyklushälfte? Bisher war da gar nichts!
Tja, hier isser, der Durchhänger.
2635 – Hans Kneifel – Jagd auf Gadomenäa
Au Weia. AU WEIA. Wo anfangen?
Der brave Reporter Shamsur Routh, „undercover“ bei den Sayporanern, will in eine ferne Stadt, wohin seine Tochter gelangt ist. Dazu besteigt er wieder eine der fliegenden Inseln Gadomenäas.
Bilanz:
- die zaubrige, elegante Stimmung, Kneifels Markenzeichen, ist vorhanden.
- ein quintessenzieller „Füllroman“, Kneifel auf den Leib geschrieben, wie ein Atlan-Jugendabenteuer; reine Selbstbefriedigung in den Bahnen ältestbewährter Formeln.
- ein völlig blödsinniger Verlauf der Geschichte. Die Logik hätte verlangt, dass der Held sich gleich zu Anfang, am Rand der Insel, in guter Deckung hinsetzt, und dort den Flug zu seinem Ziel abwartet. Aber wenn er schon unbedingt zum Zentrum der Insel will – wie kann man so blöd sein, sich in die Siedlung des Feindes hineinschleichen zu wollen? Absolut sinnloser Quatsch, nur damit der Held von den Indianern gefangen genommen werden kann!
- und O Gott, war das alles schlecht geschrieben! Solche Schlampigkeit habe ich noch kaum je gesehen, dass ein alter Hase im sprachlichen Ausdruck so plump und unbeholfen schreibt wie der elendeste Anfänger!
Aber die unverwüstlichen Stärken der Kneifel-Stimmungsmalerei gleichen vieles aus, und wenigstens läuft es am Ende noch auf wirklich bedeutende Hinter-grunderkenntnisse in einem stimmungsvollen Setting hinaus.
Handlungsebene Perry / BASIS / Mondra-Truppe
2636 – Christian Montillon – Das Schema des Universums
Rhodan entdeckt einen Polyport-Hof. Den haben einige Zeit zuvor die Badakk entdeckt, ohne das publik zu machen. Die Story hat einige gute Züge; die Badakk, die auf eigene Rechnung agieren, haben mir Spaß gemacht und einiges an Farbe gewonnen. Ob es nun optimal war, dass dieser Polyport-Hof ein irreparables Wrack ist, oder nicht doch der Fortschritt eines verwertbaren Fundes zu wünschen gewesen wäre, sei mal dahingestellt.
2637 – Arndt Ellmer – Die Informationsjäger
WARUM teilt man Ellmer für Romane ein, in denen Leute ausdauernd in endlosen, unüberschaubaren Innenräumen umherirren? Wird diese Ellmer-Spezialität wirklich von irgendwelchen Leuten geschätzt?! Ansonsten: Nemo Partijan darf sich ausgiebig in seinen Gefühlen der Unzulänglichkeit suhlen, Gucky darf eine Engelsgeduld demonstrieren. Psychologische Einfühlung: schön gewollt, aber gescheitert. Und der Versuch, mal wieder einen klassischen Gucky-Wundertier-Einsatz zu schreiben, ist spürbar, aber murkst matt im Mittelmaß herum. Schwarze Anomaliekugel im Zentrum des Handelssterns : die sehr großen und soliden Puzzlestücke des Zyklus-Geheimnisses stellen sich weiter verlässlich ein.
2638 – Marc A.Herren – Zielpunkt Morpheus-System
Was ist hier nochmal passiert? Mondra hat Strafdienst und darf sich mit irgendwelchen Zyklusblähungen herumschlagen.
Am Ende kommt Perry nach Hause, und keiner kapiert, warum in demselben Satz Ennerhahls Lichtzelle vorkommt. Ist halt auch gerade da. Prost. Hat mal einer n Bier?
2639 – Hubert Haensel – Die Grüne Sonne
Äh… hier ging es irgendwie weiter.
Ah ja, Ramos wird zum Protagonisten befördert. Ende: Ramos hat „seine Flotte“ gefunden. Was das ist, kommt nächstes Mal, nach mindestens acht Heften anderswo. (Schrieb sich Ramos mit Z?)
Handlungsebene Alaska in Escalian
2640 – Montillon – Splitter der Superintelligenz
Ich kann mir nicht helfen, aber das Bankett, der Mittelpunkt des Romans, las sich für mich unsäglich: völlig desorientiert, man hatte keine Ahnung, was Kommandant Craton Yukk mit diesem wirren Auftritt will.
Dabei steckt insgesamt durchaus das Gefühl drin, Montillon habe in dem Ro-man etwas durchaus raffiniertes transportieren wollen; es hat nur vollkommen nicht funktioniert. Aber vielleicht hatte ich auch nur einen schlechten Tag, siehe # 2643. Dort wirkt es so, als ob Montillon sich äußerst intensiv damit befasst hat, wie sich die Thematik um Alaskas Begegnung mit TANEDRAR besonders wirkungsvoll umsetzen lässt. Also kann ich mich nicht dafür verbürgen, dass dieses Heft so irritierend war, wie es bei mir hängengeblieben ist.
2641 – Thurner – TANEDRARS Ankunft
2642 – Thurner – Der Maskenschöpfer
Einen Doppelband, der ein derart kosmisches Panorama mit ebenso kosmischem Erzählflair entfaltet habe ich wohl zuletzt mit Feldhoffs Geschichte des Prinzen Samaho und Antons Geschichte der Ritter von Dommrath erlebt.
Die Eigenarten der Vierfachen Existenz TANEDRARs, das Geschehen um TAFALLAS Einsatz im Kosmonukleotid und seine Nachwirkungen – weit komplexer und undurchschaubarer als vorher angedeutet – sind glänzend konzipiert und präsentiert.
Neben dem großen Geschehen ist die Einflechtung der individuellen Erlebnisse etlicher Escalianer grandios geraten; ebenso grandios wie die Lebensgeschichte Fartokal Ladores. In den späteren Abschnitten gab es dann Themen-Passagen, bei denen man dieselbe Nähe und Detailliertheit der Erzählung vermisst hat. Aber zwei Heftromane haben eben Längengrenzen. Und dass man sich gewiss ist: es ist ein Verlust, dass der Autor nicht noch zwanzig Seiten mehr hatte, sagt schon alles.
2643 – Montillon – TANEDRARS Puppe
Alaska räumt mit der SIL-Anomalie auf. Vom Thema eigentlich fast ein Ausfeger hinterdrein, aber was macht der Autor daraus!
Die Entwicklung, wie der Escaran-beglückte Alaska schleichend immer mehr anfängt, in den Bahnen der Escalianer zu denken, und von der „Harmonieseuche“ beinahe völlig vereinnahmt wird, war genial geschildert. Die Auftritte der Superintelligenz hatten Klasse-Flair. Die Geschichte des letzten Überlebenden der BASIS-Space-Jet erschien mir auch großartig. Vor allem der brutale Abschluss. Und das Geistwesen SIL, das auf einmal eine völlig andere Geschichte seiner Vergangenheit erzählt – eine weit weniger noble und opferhafte als beim ersten Mal – hat nochmal eine brilliante Wendung in den Kernteil des Romans gebracht, der eigentlich kurz und bündig abgewickelt wurde.
Ich glaube, so positives habe ich über Montillon noch nie geschrieben.
Handlungsebene Terra
2644 – Themsen – Die GUERILLAS von TERRA
UND JETZT ALLE ZUSAMMEN : Ein Krieg namens GUERILLA.
Ein Kämpfer namens GUERILLERO, zwei Kämpfer namens GUERILLEROS.
Oder, für Arme, GUERILLA-KÄMPFER (singular und plural).
An sich eine gute, gut erzählte Geschichte; aber will ich so was lesen – ein Kammerspiel um das Problem „was tun gegen Besatzer“ und das Problem Menschlichkeit im Widerstandskampf, mit minimaler Relevanz für dem Gesamt-verlauf?
Riordans Ziel, seinen Ministerkollegen umzubringen, nur wegen einer alten Rechnung, stört mich etwas. Sonst überall wirkt Riordan nicht wie eine kleinlich-plumpe, rachsüchtige Figur. Gerade die differenzierten, zwiespältigen Rollen so vieler Protagonisten machen doch die Stärke der aktuellen Terra-Romane aus! Und Riordan reiht sich bis zu diesem Moment in diesen positiven Trend ein.
2645 – Vandemaan – Die Stadt ohne Geheimnisse
Uff. Kneifel war ein Intermezzo. Vandemaan führt sine Saga fort.
Nett, wie Routh, der ungebetene Eindringling, zwanglos mit seiner konditionierten Tochter plaudert, ohne dass allzu übles spürbar wird; klasse, wie die Geschichte von Zachary Cranstoun und dem neuronalen Sediment eingebunden wird – die großen Verknüpfungen bleiben beständig eindrucksvoll und stimmig.
Und nett schließlich, dass Routh heimwärts befördert wird - von einem Dissidenten unter den Sayporanern. Was kein unglaubwürdiger Zufall, sondern ganz plausibel ist, denn es hat sich schon angedeutet – Routh ist ein Störfaktor, mit dem was nicht recht stimmt, also wird er bei einem Gastgeber einquartiert, der auch nicht ganz rund dreht, und dem man keinen vielversprechenden/regulären Gast anvertrauen will.
2646 – Lukas – Die Tage des Schattens
Die Kinder kehren zurück, und treten die Herrschaft an.
Die Kaltschnäuzigkeit der Neuformatierten, bei denen jetzt erst erkenntlich wird, wie absolut sie gehirngewaschen worden sind, ist echt eindrucksvoll. Gerade in dem Punkt, dass Sayporaner und Say-Terraner alle innerlich fest überzeugt sind, dass die Welt herrlich wird – aber die bereits lebenden Terraner sind nur dafür bestimmt, auszusterben. Herrlich wird es nur für die Menschen, die in der Gehirnwäsche aufgewachsen sind.
Und es erscheint ihnen nicht mal als innerer Widerspruch, dass die Say-Terraner dermaßen umprogrammiert sind, dass sie nicht einmal das Sonnenlicht Terras ertragen mögen, und es gleich als erstes umbauen. Genial fies.
Die Simulationsspiel-Intermezzi sind klasse gemacht, auch gerade weil erst mit dem letzten klar wird, wozu sie eigentlich eingebaut worden sind.
Und Statthalter Marrghiz kommuniert mit QUIN SHI persönlich. Faustdick hinter den Ohren! Ja, der Sayporanische Eingriff soll die Terraner aus der Tretmühle der kosmischen Konflikte befreien. Schon klar!
2647 – Lukas – Der Umbrische Gong
Die Sayterraner machen Nägel mit Köpfen, und Agentenchef Riordan versucht mit aller Kraft, den allmächtigen Guerillero Toufec zu stellen. Nebenbei gibt er den Sayterranern den Tip, der den Ümbrischen Gong von einer Pleite in eine unschlagbare Waffe verwandelt.
Find ich Toufec gut? Na ja, geht so. Ist schon ein gutes Gefühl, wenn wenigstens einer unaufhaltsam zurückschlagen kann. Aber hier prägt sich keine so starke Romanidee ein wie im Vorband.
Die Entscheidung, den Gong so neuzuinstallieren, dass jeder Terranier selbst wählen kann, ob er sich ihm aussetzen will, ist wieder genial fies. So sehr habe ich Riordan noch nie respektiert.
Der halb kriegsgefangene, halb befreite Fagesy Oachono (aus 2644) wird genutzt, weitere interessante Einblicke in die Fagesy-Hintergründe zu liefern. Eine der Stärken des Zyklus: Auch wenn mal ein Handlungabschnitt nach nichts aussieht, es ist immer so angelegt, weitere Einsichten ins große Ganze zu bieten.
Handlungsebene Perry / BASIS / Mondra-Truppe
2648 – Montillon – Die Seele der Flotte
Ramoz und Rhodan versuchen, die Schlafende Flotte Ramoz’ zu reaktivieren.
Den Roman hab ich im Halbschlaf gelesen, und deshalb kann ich keine genaueren Eindrücke benennen. Außer: Seit langen ist mir kein Roman mehr thematisch so überflüssig vorgekommen. Der Dings, der Ramoz, wirkt im aktuellen Szenario so hoffnungslos überzählig; ich muss mir gelegentlich immer wieder in Erinnerung rufen, wer nochmal Ramoz und wer Ennerhahl war.
Und jetzt finden sie erst Ramoz’ Flotte, und dann ist davon nur noch ein einziges Schiff funktionsfähig übrig. Ach je. Fazit: Wir lassen Ramoz erst mal zurück, damit wir uns ihm erst in zehn oder zwanzig Heften wieder zuwenden müssen.
Was ich von der Schilderung mitbekommen habe, wirkte aber ganz achtbar.
2649 – Thurner – Die Baumeister der BASIS
Die Zurückgebleibenen auf der BASIS kämpfen ums Überleben und erleben dabei die Rekonfiguration der BASIS-Fragmente von innen.
Überhaupt nicht schlecht, im Einzelnen alles richtig gut, aber IMHO etwas zu wenig Fokus. Die Veränderungen der BASIS, erlebt von dort Gestrandeten, hätte ein deutlich stärkeres Erlebnis werden können. Aber dafür hatte der Roman zuviel Kaowen und zuviel Tino. V.a. letzteres. Eine persönliche Geschichte eines Beteiligten so intensiv entwickeln – das kann man machen, wenn einem zur eigentlichen Handlung nicht viel einfällt. Andernfalls, wie hier, ist es eher eine aufgesetzte, störende, im Wege stehende Dreingabe.
2650 – Rainer Castor – Die Phanes-Schaltung
Synopsis: Alles, was bisher im Zyklus passiert ist, nochmal nacherzählt. Dazu jede erdenkliche Hintergrundausführung.
Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, endlich wieder einen Roman zu lesen, der aus 40 Seiten PR-Kommentar besteht! Der Rest war dann auch recht gut, Die Sonnenbombe aus ESCALIAN, 2643 von Alaska auf den Weg geschickt, die QUIN SHIS Superstützpunkt von innen zerstört, das Eingreifen QUIN SHIS und die Samburi-Rettungsaktion waren schon eindrucksvoll. (Leseanleitung: Der letztere Satz war nicht sarkastisch gemeint.)
2651 – Lukas – Rettet die BASIS
Endlich kann ich wieder Sarkasmus-frei kommentieren. (Ja, der vorige Roman war offiziell von Uwe Anton.) Mit den ausgestoßenen QUIN-SHI-Hilfsvölkern, die sich in den Handelsstern ergießen wie Treiberameisen, hat Lukas eine großartig gespenstische Szenerie entwickelt. Zumindest in der ersten Roman-Hälfte. Am Ende ärgert es, dass sie dann doch zu leicht zu knicken waren, und insgesamt viel zu wenig angerichtet haben. Es musste ja jeder der Terraner-Truppe für sich allein ein ganzes Quin-Shi-Hilfsvolk platt machen!
Hm, meine Kurz-Rezis werden wieder länger.