Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread




Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Tiff » 20.12.2011, 11:46

So, ich habe mal einfach einen aufgemacht. Eventuell verschiebe ich noch ein paar Sachen hierher, damit er nicht ganz so leer ist. Mal sehen.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Al Khidr » 28.12.2011, 10:04

Ich hab schon Lust, mich zu #7 zu äußern (etwa die gleichen Stärken und Schwächen wie alle NEOs bisher, und damit ein erstaunlich konstantes Bild für die Reihe), aber ich warte erst mal, ob Reaktionen auf meinen Rezi-Block im WoC kommen.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Al Khidr » 20.01.2012, 14:01

Okay, NEO 8 ist raus, und alles in allem sehr gelungen. Der Reiz lässt für mich nicht nach. Wer ist sonst noch dabei, und wie weit seit ihr mit der Serie?
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Goettrik » 22.01.2012, 16:36

Al Khidr hat geschrieben:Okay, NEO 8 ist raus, und alles in allem sehr gelungen. Der Reiz lässt für mich nicht nach. Wer ist sonst noch dabei, und wie weit seit ihr mit der Serie?
Ich stecke immer noch im Band 4 fest, was allerdings nicht am Roman selbst liegt. Allerdings bin ich inzwischen mit "Lachs im Zweifel" durch und habe auch wieder mehr Zeit zum Lesen.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Al Khidr » 22.01.2012, 23:52

Ich hoffe, du hast die Zweifel heil überstanden. :)
Ich neige stark dazu, im Fall von Zeitkonflikt eher das Weiterlesen von NEO als das Weiterlesen der Hauptserie zu empfehlen. Ich liebe es einfach, wie nahe Perry Rhodan hier an der Wirklichkeit dran ist, was auch durch die eingehende Art der Schilderung gefördert wird.
Ansonsten hatte ich Lust , mal wieder in Romanlänge zu lesen, und habe Wim Vandemaans Atlan - Totentaucher nachgeholt.
Sowas von geil! Nur eins ist furchtbar: Ich will unbedingt wissen, wie's weitergeht, und der nächste Band der Atlan-Lepso-Trilogie ist von Montillon...
Wer hat das noch gelesen?
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Hamiller » 23.01.2012, 19:05

"Totentaucher" ist brillant, den Rest der Trilogie kannst Du leider vergessen. Außer Du stehst auf den Atlan-in-Gefangenenlager-Plot im Doppelpack. Die folgende Rudyn-Trilogie halte ich als Gesamtwerk für gelungener.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Goettrik » 24.01.2012, 21:06

Al Khidr hat geschrieben:Ich hoffe, du hast die Zweifel heil überstanden. :)
Die Textsammlung hat mir sehr gut gefallen. Erstaunlich fand ich, daß Adams Texte zu den Themen Computer, Apple und Internet heute noch so aktuell wirken, wie sie es wohl zur Zeit ihres Entstehens waren, vor 10 bis 25 Jahren. Die mehr oder minder skurrilen Reise- und Alltagsgeschichten leben vor allem vom typischen Erzählstil des Autors. Die Kurzgeschichte um Zaphod Beeblebrox läßt Adams Humor durchblitzen, kommt jedoch nicht an den Witz und die Originalität der "Anhalter"-Romane heran. "The Salmon of Doubt" umfaßt knapp ein Drittel des Buchs bzw. 10 Kapitel und gibt zusammen mit der Materialsammlung einen gewissen Eindruck davon, wie der fertige dritte "Dirk Gently"-Roman wohl ausgesehen hätte.
Ansonsten hatte ich Lust , mal wieder in Romanlänge zu lesen, und habe Wim Vandemaans Atlan - Totentaucher nachgeholt.
Sowas von geil! Nur eins ist furchtbar: Ich will unbedingt wissen, wie's weitergeht, und der nächste Band der Atlan-Lepso-Trilogie ist von Montillon...
Wer hat das noch gelesen?
Nun ja. Die gesamte Taschenbuchreihe ist von sehr wechselhafter Qualität. Es ist jetzt schon einige Zeit her, daß ich die Lepso-Trilogie gelesen habe. Woran ich mich noch erinnern kann, ist, daß der mittlere Roman durchaus ein paar unterhaltsame Kapitel auf James Bond-Niveau enthielt, der größte Teil allerdings war eher "Gladiator" auf dem Niveau der Atlan-Heftserie in den 70er Jahren und inhaltlich für die Rahmenhandlung eher redundant.

Der dritte Band ist von Thurner mit allen für ihn typischen Eigenarten. Mit Erstaunen stelle ich gerade fest, daß vom Abschlußband mir die wenigsten Details in Erinnerung geblieben sind. So wirklich überwältigend kann der Roman also nicht gewesen sein. Ich erinnere mich jedoch, daß ich ihn damals durchaus gern gelesen habe, auch wenn ich die Rahmenhandlung um die Tyarez etwas überkompliziert und nicht in allen Punkten schlüssig empfand.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Goettrik » 08.02.2012, 19:18

Wie an anderer Stelle schon geschrieben, bin ich weit hinter dem aktuellen Stand zurück. Aber dieses Wochenende hatte ich endlich Zeit ein paar Lektüren nachzuholen. Dies betraf auch RhodanNeo Nr. 4 von Wim Vandemaan. M. E. der beste Roman der Reihe bisher, wie ich an anderer Stelle schon geschrieben hatte, als ich mit dem Roman erst halb durch war. Diese Wertung behalte ich auch uneingeschränkt bei.

Die Handlungsebene um Ernst Ellert, der immerhin sogar im Titel "Ellerts Visionen" erwähnt wird, kommt mir allerdings etwas zu kurz. Zumal sich der Autor wirklich sehr viel Mühe mit den Charakteren gegeben hat. Sie sind wirklich extrem liebevoll und detailiert geschildert. Allerdings ist diese Handlungseben auch jene mit dem geringsten SF-Feeling. Es wirkt eher wie ein liebevoll, humorvoller Reiseroman mit Protagonisten und Schauplätzen aus der Gegenwart (Wobei die Charaktere KaHe und Walter eindeutig eine Hommage an die Seriengründer Karl-Herbert Scheer und Walter Ernsting sind).

Dabei ist der Roman der Einzige, der bisher ein glaubhaftes und schlüssig wirkendes Szenario für die Welt in einem Vierteljahrhundert liefert. Dies kommt vor allem in der Handlungsebene um den chinesischen General Bai-Jun zum Ausdruck. Dieser Charakter hat sich m. E. längst zum eigentlichen Star und heimlichen Helden der Serie entwickelt. Ich hoffe, daß diese im Vergleich geradezu vielschichtige Figur nicht zu bald aus der Serie wieder herausgeschrieben oder schlimmer noch wieder zerschrieben wird. Auffällig ist auch, daß der chinesische Staatschef im Roman im Vergleich zu seinem amerikanischen Widerpart in den Heften zuvor, in keinster Weise klischeehaft wirkt. Mit den Überlegungen zur mysteriösen Vergangenheit Jian-Dongs entwickelt dieser Charakter sogar so etwas wie Flair. Hinzu kommt, daß er von Wim sogar Argumente in den Mund gelegt bekommt, die etwas für sich haben und auch nicht moralisch verwerflich sind. Die Frage ist nur, ob er die richtigen Konsequenzen daraus zieht.

Weniger gefallen hat mir die Handlungsebene um Haggard, Manoli, Crest und dem Afrikaner Asaria Gezahegne. Vor allem der letzte Charakter glänzt mal wieder vor Klischee, wie schon bei Leo Lukas im vorherigen Roman. Dafür ist die Schilderung Crest's um so mehr gelungen. Unter den klassischen Serien-Charakteren, die in den Reboot übernommen wurde, ist er sicherlich der Charakter, der am Meisten von der Neuerzählung der Serie bisher profitiert hat. Schön fand ich auch die kurze Schilderung der Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten des Landes.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Al Khidr » 09.02.2012, 17:20

Heißa! endlich Feedback!
Der nicht-aktuelle Stand ist doch unwesentlich, die Serie ist ja noch nicht so lang, dass man als Aktuell-Leser Band vier schon aus den Augen verloren hätte.

Ich denke, ich darf dir verraten, dass Bai-Jun seine Rolle weiterspielen darf. In den wesentlichen Punkten haben die Folgeautoren die positiven Züge der bisherigen Romane recht gut weitergeführt. Allerdings: Im neuen Zyklus deutet sich an, dass Bull wohl künftig das "Heimspiel" dominieren wird, und für Bai-Jun wenig Raum bleibt. Wie auch für Leute wie Adams... NEO hat allgemein dermaßen viele Charaktere bisher, das lässt sich unmöglich alles befriedigend weiterführen. Diverses Zurücktreten hinter den Vorhang ist angesagt, um Raum für die Neuen zu schaffen. Das war zwar in PR CLASSIC auch so, aber da störte es nicht groß - der Großteil der Figuren waren reine Funktionsträger. In NEO werden alle Figuren gleich so persönlich geschildert, dass man sie dauerhaft verfolgen möchte, das wird zum Problem.
Ellert ist immerhin bis auf weiteres geparkt; da kommt sicher noch was, wenn auch nicht zwangsläufig bald.
Und dass die Abenteuer von KaHe und Walter unmöglich weiter geschildert werden können, versteht sich wohl von selbst - obwohl es schade ist... Das würde Spaß machen.

HEY! Sonst noch jemand zu seinem aktuellen Stand? Ich würde meinen, dass es einige gibt, die noch nicht viel weiter als Band vier sind. Da sollte sich eine gemeinsame Diskussionsebene anpeilen lassen.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Goettrik » 19.02.2012, 19:05

Tja nun. Ich habe jetzt Band 5 „Schule der Mutanten“ von Michael Marcus Thurner durch. Ab diesem Band entwickelt sich die Handlung von PerryRhodanNeo zumindest für den Rest dieses Achterblocks vollkommen unabhängig von der Originalserie. Der Romanstil hat mir durchaus gefallen, auch wenn er im Vergleich zu den Originalheften aus den 60er Jahren doch sehr düster wirkt. Eher wie ein Cyberpunk-Roman mit gelegentlichen Ausflügen in Richtung moderner Superhelden-Comics und -Filme. Gern gelesen habe ich den Roman jedoch allemal.

Die Handlungsebene mit Rhodan, Bull & Co. beschäftigt sich weiterhin nur mit der Demontage der Helden der Originalserie. Der chinesische General Bai Jun ist weiterhin der einzige Protagonist auf weiter Fläche, der angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Situation nicht die Nerven verliert und klar denken kann. Die STARDUST wird von ein paar Abfangraketen geschrottet, die sonstige arkonidische Supertechnik zeigt zunehmend Verschleißerscheinungen und die Rhodan-Anhänger in der Zeltstadt in der Wüste steuern auf eine humanitäre Katastrophe zu, die nur dank der Gnade der feindlichen Militärs bislang ausblieb. Doch in Peking wird man ungeduldig. Von der Gründung einer von den etablierten Mächten anerkannten Dritten Macht, wie sie sich in den Originalromanen mit Band 5 längst ankündigte, kann selbst Perry Rhodan nicht einmal träumen.

Dann ist da die Nebenhandlung um Homer G. Adams, John Marshall und Sid. John, Sid und Sue haben ihr Ziel, das Hauptquartier des Multimilliardärs und Anführers der positiven Mutanten längst erreicht. Sid befindet sich jedoch in einer Art Koma. Sein Geist ist in einem Alptraum gefangen, in dem er seine Kindheit noch einmal durchlebt. Die übrigen Mutanten stehen ihn mit einem Parablock helfend bei Seite. Diese kleine Handlungseben dient vor allem als Aufhänger für die Haupthandlung des Romans. Allerdings fällt auf, dass Thurner sich selbst auf diesen wenigen Seiten mehr Mühe gibt, die Protagonisten über ihre Gedanken, Worte und Handlungen zu charakterisieren als die Autoren der Originalserie dies über ganze Zyklen hinweg taten. Von Ausnahmen wie Betty Toufry und Goratschin abgesehen waren die Mutanten in der Originalserie ehe reine Funktionsträger, ohne echte Charakterschwächen und darin den Superhelden der US-Comics der 50er und 60er Jahre näher als allem anderen. Die Mutanten in RhodanNeo erinnern dagegen mit ihren detailliert geschilderten Ängsten, Nöten, Wunschträumen und Traumata eher an die gebrochenen TV- und Kino-Helden aus Serien wie X-Men, Watchmen und natürlich Heroes.

Die zweite Nebenhandlung um die Entführer von Crest und die Haupthandlung um die Kindheit Sids in den Slums von Managua und vor allem im Mutanten-Camp, das von Dr. Goratschin im Auftrag von Geheimdienstchef Clifford Monterny und Präsident Drumnond geleitet wird, ist schließlich fast eine Nacherzählung der zweiten Hälfte der dritten Staffel von Heroes.

Auch wenn es schließlich keine Seuche ist, die zum Untergang des Camps führt, sondern ein simpler Amoklauf. Wie schon bei Bai Jun fällt auch bei Goratschin, Ellmer und Monterny auf, dass es den Autoren von heute (nicht nur Thurner) leichter fällt, glaubwürdige Schurken zu schildern als den Originalautoren. Vor allem Ellmers und Monternys Handlungen, und soweit geschildert auch ihre Denkweisen und Motivationen, wirken schon fast zu gut begründet. Die offiziellen Superschurken des Romans mit ihren Wunschträumen und Ängsten, bis hin zum Verfolgungswahn, wirken stellenweise sogar sympathischer als die eigentlichen Helden des Romans. Dies gilt vor allem für den rein irrational handelnden Rhodan (sofern er denn überhaupt handelt und dem wahnwitzigen Treiben nicht nur mit wachsender Verzweiflung zusieht).

Der Roman hat mich beim Lesen total gefesselt, mit dem PERRY RHODAN der 60er Jahre, der unverkrampft optimistischen Utopie, die zugegeben stellenweise mit einem Hang zum Militarismus und zur oberflächlichen Schilderung der Protagonisten zu kämpfen hatte, hat Neo allerdings kaum noch etwas zu tun.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Al Khidr » 20.02.2012, 19:57

Schön, dass noch jemand die Qualitäten von NEO ebenso zu schätzen weiß wie ich. :) Aber über den Landeversuch/Abschuss der Stardust hast du SEHR gnädig hinweggesehen.

Tja, 1961 lautete halt die Erzähldoktrin für solche Groschenhefte: Die Geschichte hat von den Ereignissen getrieben zu werden, und man darf die Leser nicht mit psychologischen Kompliziertheiten belästigen. Helden machen das richtige, Schurken machen das schlimme, der Rest geht nur ihre Ehefrauen an. Kann man so natürlich nicht mehr machen, auch wenn man es immer noch nachdrucken kann.
Die NEO-Vorstellung einer modernen Erzählweise von "Perry Rhodan" entspricht schlicht den Grundprinzipien subtilen, differenzierten Erzählens mit Schwerpunkt auf den Handlungspersönlichkeiten statt auf schlichtem Geschehen. Da versteht es sich von selbst, dass man an die Pionierleistungen auf diesem Gebiet, an den Marvel-Stil und an Watchmen erinnert wird. Die Beobachtung lag ja schon immer nahe: Wenn man das PR-Mutantenkorps - zumindest in seinen Anfängen - persönlicher, menschlicher und konfliktorientierter schildern würde, käme man automatisch den X-Men sehr nahe.
Dafür hat Rhodan selbst schwer unter dieser NEO-Orientierung zu leiden: Um das Konflikt- und Krisen-Element zu fördern, muss der Gobi-Stützpunkt in ärgste Schwierigkeiten kommen - und diese Kurswahl verdammt automatisch Rhodan zu einer passiven Rolle. Inzwischen ist er ja aus dieser Falle raus.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Goettrik » 22.02.2012, 13:46

Al Khidr hat geschrieben:Aber über den Landeversuch/Abschuss der Stardust hast du SEHR gnädig hinweggesehen.
Nun ja. Meine Haltung zum Technikverständnis der heutigen Autoren-Generation habe ich, auch im Zusammenhang mit den ersten beiden Bänden von PR-Neo, bereits beschrieben. M. E. bringt es nichts, immer wieder zu wiederholen, daß es sich bei Rhodan heute nur noch der Kulissen nach um klassische Science Fiction handelt ... Insofern komme ich gar nicht erst in Versuchung in Rhodan-Neo so etwas wie Hard SF zu vermuten. Wer moderne Space Opera im Geist der 60er und 70er Jahre lesen möchte, sollte sich lieber an STERNENFAUST halten. Von weltklasse Hard-SF-Autoren wie Stephen Baxter gar nicht zu reden.

Tja, 1961 lautete halt die Erzähldoktrin für solche Groschenhefte: Die Geschichte hat von den Ereignissen getrieben zu werden, und man darf die Leser nicht mit psychologischen Kompliziertheiten belästigen. Helden machen das richtige, Schurken machen das schlimme, der Rest geht nur ihre Ehefrauen an.
Das ist die alte Frage danach, ob man einen Unterhaltungsroman oder Film eher Character Driven oder Story Driven gestaltet. Gut gemacht, spielt es m. E. keine Rolle, ob man die Story über die Handlungen der Protagonisten erklärt oder über ihre Gedankenwelt und ihr Gefühlsleben... Ich kenne einige Leute, welche die alte Drehbuchregel: "Show! Don't tell!" weiterhin für gültig halten... Oft wurde damals bewußt nicht offen auf die Gefühls- und Gedankenwelt der Charaktere eingegangen, sei es um bewußt ein Geheimnis daraus zu machen oder weil man keine Tabus brechen wollte...
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Goettrik » 29.02.2012, 15:23

So jetzt bin ich auch mit Band 6 "Die dunklen Zwillinge" von Frank Borsch durch. Die Serie Rhodan-Neo gefällt mir weiterhin. Allerdings kann ich die im offiziellen Rhodan-Forum gelegentlich geäußerte Kritik, daß die Handlung irgendwie nicht voran kommt, durchaus nachvollziehen.

Band 6 beschäftigt sich in seiner ersten Hälfte vor allem mit der Vorgeschichte von Clifford Monterny und Iwan Goratschin. Beide Biographien hat sich der Autor selbst vollkommen neu ausgedacht, wobei er die Charaktere durchaus in einer Art und Weise weiterentwickelt, die auch zu den Charakteren in der Originalserie gepaßt hätte, wenn man sich denn nur genug Raum dafür gegönnt hätte. Clifford Monterney war schon in der Originalserie kein eindimensionaler Moriarty-Ersatz, sondern ein Träumer und Weltverbesserer, der sich von Egoismus, Zauderei und Jähzorn auf die ähm. "Dunkle Seite der Macht" hat treiben lassen. Bei Goratschin sind die Autoren in Rhodan-Neo noch einen Schritt weiter gegangen. Der Goratschin in den Originalheften war ein herzensguter Mensch mit fast schon kindlicher Naivität, der so handelte, wie er handelte, weil er es nicht besser wußte. Der Goratschin hier ist wirklich böse, wobei er am Anfang nicht anders war als der Originale und erst durch die immer verzweifelteren Versuche, aus den Mutantenkindern eine Art X-Men-Team zu formen, um seinen Bruder zu retten, zu einem Monster wird.

Die zweite Hälfte der Haupthandlung erzählt dann auch die Haupthandlung von Band 5 aus der Sicht von Clifford Monterny und wirft dabei tatsächlich ein völlig neues Licht auf einige Ereignisse, die Sid zur Flucht aus dem Camp veranlassen. Die Katastrophe am Ende von Band 5, die sich am Ende von Band 6 wiederholt, hätte sich vermeiden lassen. Während Sid in Monterny einen egostischen Lügner sieht, der die Welt unterwerfen will und vor ihm flieht, sieht Monterny in Sid nun einen soziopathischen Massenmörder, der für den Untergang des Camps und den Tod seiner Lebensgefährtin und seines besten Freundes verantwortlich ist. Das große Plus von Rhodan-Neo ist und bleibt, daß die Autoren sich sehr viel mehr Raum und Zeit nehmen, die Charaktere zu entwickeln und diese sich auch im Rahmen der Romane weiterentwickeln zu lassen. In den Originalen ließ man sich für Charakterszenen, die das Innenleben der Helden beschrieben, immer nur wenige Absätze platz. Allerdings war man dort nach sechs Heften mit der Handlung auch schon sehr viel weiter als hier...

Das weitere Schicksal von Crest wird als Nebenhandlung wieder weitergeführt, mit einem Handlungsschlenker, den es im Original nicht gab, weil die Situtation eine völlig andere war. Der US-Präsident stellt Crest vor Gericht, wegen der Zerstörung der Mondbasen der Amerikaner, Russen und Chinesen durch Thora und dem damit verbundenen Tod hunderter Menschen. Im offiziellen Rhodan-Forum hatten sich einige beschwert, warum über die Zerstörung der Mondbasen in den ersten Bänden von Rhodan-Neo so schnell hinweggegangen wurde. Immerhin stehen die beiden Arkoniden damit auch als Massenmörder da. Nun kommt also die Antwort: Der Autor hatte noch größere Pläne mit dem Thema.

Was in meinem Auge nichts daran ändert, daß Perry Rhodan sich in den letzten Bänden viel zu wenig Gedanken gemacht hat. Nicht nur um dieses Thema, sondern allgemein über die Arkoniden und ihre Motive, aber auch über die Konsequenzen seines eigenen Handelns... Zu diesen Konsequenzen zählt auch das Camp der Rhodan-Anhänger in der Wüste. Und darüber was aus den Leuten dort werden soll, macht er sich erst jetzt Gedanken, wo es für die Handlung wichtig wird ... Dabei bietet der gewählte Erzählstil von Rhodan-Neo doch genug Raum für solche Dinge.

Das große Minus von Rhodan-Neo ist für mich jedoch, daß der Handlungsfaden nicht stringend weitergesponnen, sondern nach Bedarf gedehnt, gestaucht oder verdreht wird.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Tiff » 04.03.2012, 21:43

Dafür, dass die Handlung nicht voran kommt, rasen sie durch die Zeit. Nach nur einem Monat Inplay steht Terrania. Tssss.
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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Goettrik » 05.03.2012, 11:43

Tiff hat geschrieben:Dafür, dass die Handlung nicht voran kommt, rasen sie durch die Zeit. Nach nur einem Monat Inplay steht Terrania. Tssss.
Hm. Na ja. Ich bin im Moment erst gegen Mitte von Band 7. Die Volksmassen und die chinesische Armee haben gerade die von Rhodan & Co. aufgegebene Stadt gestürmt. - Laut der Beschreibungen von Arndt Ellmer handelt es sich dabei allerdings nur um etwas über 100 Rohbauten ohne jede Innenausstattung, ohne Fenster und Türen sowie ohne Wasser, Gas und Stromversorgung. Und Rhodan hat die Gebäude nicht eigenhändig hochgezogen, sondern mit Hilfe von einigen Tausend Robotern und vollautomastischen Baumaschinen, welche ihm Thora überlassen hat. Wenn ich daran denke mit welchen Tempo schon heute Fertighäuser hochgezogen werden, erscheint mir ein Monat auch für dieses Bauvorhaben doch sehr lang...
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