Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread




Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Al Khidr » 09.07.2012, 20:12

Perry Rhodan NEO – Die Zukunft beginnt von vorn

Die dritte Staffel

So, jetzt will ich mich mal auch wieder einklinken, und die gesammelten Eindrücke bunkern. Dafür gleich erst mal zu NEO 17 zurück.
Zum Auftaktband fällt mir jetzt nicht mehr sooo viel ein. Zu den folgenden umso mehr.
Die erste Hälfte dieser dritten Staffel ist ein Desaster! Von schlimm zu schlimmer!

NEO 17 – Borsch – Der Administrator :|

Gefickt eingeschädelt. Die Vertreter der Weltstaaten kommen zusammen, um einen Erdadministrator zu bekommen. Und Rhodan entzieht sich, und bestimmt Adams!
Mir fällt daran etwas ganz anderes auf als die gewitzte Wendung des Erwarte-ten: Borsch hat sich hemmungslos jeder Anforderung entzogen, sich mit Politik zu befassen. ist Terrania jetzt so was wie eine Weltregierung mit den alleinigen Befugnissen Außenpolitik und Verteidigung? Wie soll es aussehen, die Welt mit den Technologien der Arkoniden umzuwälzen? Ist es denn nicth so, dass jede Maßnahme, die irgendwas Positives bewirkt, auf einen Eingriff in die inneren Angelegenheiten der Erdstaaten hinausläuft?
Die Regierung Chinas ist bereits en passant „aus Versehen“ gestürzt worden, aber kein Wort darüber, was darauf folgt. In den USA gibt es zumindest eine Seite in den inneren Wirren, die einfach die Guten sind und das richtige wollen. Alles bequem und feige.
Und Perry mit den meisten interessanten Mitstreitern wird durch den Transmit-ter geschickt, sodass er strikt vom Erdgeschehen abgeschnitten ist. Er muss ja hinter dem Galaktischen Rätsel hinterher gepeitscht werden.

Den Endeffekt stelle ich mir direkt witzig vor: Rhodan kommt schließlich nach Terra zurück, und verkündet der Menschheit: Ich bin jetzt auch unsterblich!

Aber zurück zur Gegenwart.

NEO 18 - Michelle Stern – Der erste Thort :(

Über diesen NEO konnte ich mich erstmals seit dem ersten Montillon so richtig ärgern. Hier ist alles verkorkst.
Eins zuvor: Was die Erzählweise im einzelnen angeht, schreibt Michelle Stern nicht schlecht. Definitiv weitaus besser als Hermann Ritter. Von Sprachlich-Erzählerischen her finden sich kaum Schwächen. Jedenfalls auf der niedrigsten Ebene, von Satz zu Satz.

Aber die Handlung. O Gott. Borsch vergewaltigt alles, was das Perryversum ausmacht und jede innere Logik, um seinen sturen Kurs weiter zu fahren: die Figuren in füüüüürchterlichste Nöte zu bringen und möglichst schwach und hilflos um ihr nacktes Überleben kämpfen zu lassen.
Arkon-Kampfanzüge – Arkontechnik! Der hypertechnologische Gipfel der Gala-xie! Inzwischen werden sie nicht einmal mehr damit fertig, einen Mücken-schwarm abzuwehren. Von wegen Supertechnik. Wenn die Story verlangt, dass Ferronen von vor zehntausend Jahren Perrys Team überwältigen sollen, dann sind die Anzüge auf einmal eben zu schwach für die Abwehr. Wenn jemand die Anzüge abschießen soll, dann schafft er es auch, sie abzuschießen. Die Truppe hätte genauso gut in Hawaiihemden und Sandalen durch den Transmitter ge-hen können.
PR Classic hat dem Leser damals das Gefühl von echter, überwältigender Macht der Protagonisten vermittelt – und Scheer und Co. ist es dennoch gelun-gen, ihre Figuren in echte Schwierigkeiten zu bringen und Spannung aufzubau-en.
Hier werden die Figuren ununterbrochen nur getreten, und es nervt nur. Die Story vermittelt nicht so sehr Spannung als Sadismus.
Gucky ist ein hifloses armes Würstchen, Thora ist ein hilfloses armes Würst-chen, Rhodan und Bull sind nicht viel besser dran. Und Tschubai erst: Tschubai ist halbtot und wird bewusstlos in der Gegend rumgeschleppt. Alles nur des-halb, weil das Handlungskonzept eigentlich Rhodan, Bull, Thora, Tschubai gar nicht haben will, weil insbesondere die Einsatzmacht eines Mutanten lästig ist – sie müssen mit Gewalt hilflos gemacht werden, damit aus der Geschichte eine Geschichte von Sue Mirafiore werden kann.

Und es ist reine Wiederholung: Alles verläuft haargenau so, wie wir es schon in der letzten Staffel hatten. Borsch plappert sich selbst nach. Das erste Mal im Wega-System – und das Einsatzteam wird getrennt, sie müssen hilflos durch das Kriegsgebiet der Wega-Planeten irren, sie schleppen halbtote Kameraden in der Gegend herum, die Mutanten im Team können nichts bewirken, sie gera-ten in Gefangenschaft, sie haben keine Idee, wo ihr Ziel liegen könnte…
Das zweite Mal im Wegasystem: copy and paste.

Währenddessen sitzt Gucky in einem Gefangenenlager für Mutanten. Und – hier weiß ich nicht, ob es an Borsch oder Stern liegt – keine Gelegenheit wird ausgelassen, eine Stimmung der dystopischen Widerlichkeit aufzubauen und dabei jedes Furcht- und Ekelklischee zu bedienen.
Ja, vieles davon könnte Michelle Sterns falsche Umsetzung sein. aber es hat alles eindeutige Tendenz, und das ist genau die Tendenz, die in NEO nervt, seit Rhodan erstmals komplett hilflos unter dem Energieschirm saß, und Bull in der Stardust von den Chinesen abgeschossen wurde.
An welchem Leitbild orientiert sich Borsch eigentlich – an Maddrax? Dafür hat er sich ja die richtige Autorin geholt. Aber NEO erinnert zur Zeit definitiv an die falsche Vorbildserie.

„Tatana Michalowna“ – den ganzen Roman durch. Sicher, es ist nur ein Einzel-patzer, der sich vervielfältigt hat. Aber es ist ein weiteres Detail, das den Ein-druck stärkt: Hier sind Leute am Werk, denen die klassische Epoche von Perry Rhodan nichts bedeutet.

NEO 19 – Herren – Unter Zwei Monden :|

Fand ich, für sich genommen, nicht allzu schlecht; nur dass Crest und Begleiter als Zirkustiere doch eine etwas matte Romanidee abgeben.
Wesentlich aber: Es ist wieder genau dasselbe! Kleine Einsatztruppe, in die völlige Hilflosigkeit geworfen, müssen irgendwie überleben und irren irgendwo hin, ohne zu wissen, was für ein Ziel sie haben. Und am Ende reden sie sich die Köpfe über Zeitparadoxa heiß – und dann müssen sie sowieso tun, was sie sowieso tun müssen.
Was soll der Scheiß?

NEO 20 – Hermann Ritter – Die Schwimmende Stadt :x

Schauder…
Einfach nur schlimm!
Der Spannungsbogen der Erzählung bietet, bis auf die überraschende Wendung, dass die Krise und damit der ferronische Jahrtausendkrieg „aus Versehen“ entfesselt wird, absolut nichts interessantes und nur Vorhersehbares.
Der Schauplatz verspricht wundersames Lokalkolorit einer exotischen eigenen Welt (Titelbild!), und bleibt alles schuldig und größtenteils im Banalen stecken.
Der innere Konflikt dieser Welt vermag phasenweise ein wenig zu packen, besteht aber letztlich nur aus Standardklischees, vielleicht nicht ganz so plump angerührt wie bei manchen anderen Gelegenheiten.
Der Überraschungseffekt der Blauen Walze und Carfeschs, plus unbekannter Angreifer, ist allzu dick aufgetragen – ein typisches Castorsches Überschießen, x-fach zuviel des Guten. Zudem – eine Blaue Walze der Kosmokraten?! Die tatsächlich abgeschossen werden kann? Und dabei geht nicht das ganze Sonnensystem in die Apokalypse, sondern das Ding fällt nur ins Meer und verursacht einen Tsunami?
Obendrein, in Puncto Staffelkonzeption: Die Gruppe Rhodan wird SCHON WIEDER hilflos und ziellos durch die Gegend geschleppt.

Aber das sind alles Nebeneffekte neben dem akuten Hauptproblem. Hermann Ritter schreibt grauenhaft! Es ist eine so elende, absolute Unbeholfenheit im sprachlichen Ausdruck, eine so grausige Plumpheit des Formulierens. Gegenüber dem ersten Ritter-NEO ist es noch schlimmer geworden! Jeder andere neue bzw. halbneue Autor bei NEO hat sich ordentlich bewährt, mit nur leichten Abstrichen. Auch Michelle Stern schreibt nicht direkt schlecht, sie ist nur im falschen Film. Aber Hermann Ritter! O Gott! bitte bitte bitte bittebittebitte nie wieder Hermann Ritter!

Soviel zur grausamen ersten Staffelhälfte. Weiter im nächsten Post.
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von Anzeige » 09.07.2012, 20:12

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Re: Perry Rhodan NEO - Großer Diskussionsthread

Beitragvon Al Khidr » 24.07.2012, 14:48

NEO 21 – Alexander Huiskes – Der Weltenspalter :)

Endlich ein Lichtblick!
Dieser Roman hat erstmals in dieser Staffel, erstmals in NEO die Stimmung des großen Geheimnisses aufzubauen vermocht, die man mit dem originalen Ga-laktischen Rätsel verbindet. Erstmals richtiges Perry-Flair.
Huiskes’ Schreibkünste zeigen sich der Aufgabe auch ordentlich gewachsen; mein relativ scharfer Blick auf den Neuling hat höchstens eine wacklige Stelle entdeckt. Allerdings hab ich es mir gegen Ende verkniffen, zu scharf zu überle-gen, ob mir der ganze Handlungsverlauf noch so ganz logisch schlüssig er-scheint.
Die Zwangslage der Orghs hat fast schon Darltonsches Flair – nur ist die Schil-derung einfach weit besser und subtiler als je ein Darlton, und natürlich die Konsequenzen auch weit härter.


NEO 22 – Vandemaan – Zisternen der Zeit :x

Dieser Vandemaan-Roman hat etwas geschafft, was Vandemaan noch nie geschafft hat!
Auf Seite 70 wollte ich aus lauter Langeweile aufhören, als der Roman dann endlich etwas die Kurve gekriegt hat.

Es ist wieder die Borsch-Seuche:
Sie machen nichts, sie kontrollieren keinen Lauf der Ereignisse, sie stolpern nur orientierungslos rum, werden hin und her gestoßen, sind ein Spielball der Ereignisse – aus Perspektive Rhodan ein ganzer Roman Wassertreten, um nicht zu ersaufen.
Das Galaktische Rätsel bestand original aus Prüfungen – in der NEO-Version müssten sie bisher jedes Mal als durchgefallen gelten, meistens deshalb, weil sie die Prüfung nicht mal gefunden haben.
WAS kümmert mich zum xten Mal der innere Konflikt der Ferronen auf einem ihrer Kolonialplaneten? Borsch scheint in die Ferronen vernarrt zu sein. Der Thort jedenfalls hat als Führungsfigur bis jetzt weitaus schärferes Profil gewonnen als der Umherstolperer Rhodan.
Und dabei werden Ultra-Stichworte wie Ambur und Karbush, mit einem Millionen-Jahre-Flair, im Wega-System der Thort-Epoche verbraten. Mann!

Na jetzt sind sie ja endlich drin. SO kann es also in keinem Fall weitergehen.
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