Perry Rhodan Classic (50-54)




Perry Rhodan Classic (50-54)

Beitragvon Hamiller » 12.03.2012, 20:16

Ich lese gerade auf dem Kindle die klassische Heftserie und habe gerade ab Band 50 mit Heften angefangen, die ich ewig nicht gelesen habe. Lustig, was einem dabei so auffällt. Ein paar lose Gedanken zu den letzten Romanen.

50: Der Einsame der Zeit (K.H.Scheer)
Hach, die Einführung von Atlan ist gelungen. Es erscheint konstruiert, dass er in Panik wegen des Atomkriegs seinen Wecker gleich auf satte 70 Jahre gestellt hat. Naja, wenn man so eine Figur nachträglich einführt. Dafür erfahren wir durch seine Augen den Fortschritt der übersprungenen Jahrzehnte.
Der frühe Atlan ist aber auch noch sehr impulsiv und guttenbergt sich einen Uni-Abschluss zusammen, um in die Nähe eines Schiffes zu kommen. Das geht alles recht flott, damit wir dann das berühmte Duell auf der Hitzewelt Hellgate bekommen. Ein Klassiker!

51: Jagd nach dem Leben (Kurt Brand)
Wenn Brand nicht jede kleine Szene künstlich dramatisieren würde, würde man nette Ideen in seinen Romanen finden. Hier wird auf der Ara-Welt Tolimon wird die Legende des Großen Moo eingeführt, der im Ara-Toxin-Sechsteiler eine größere Rolle spielt. Laury Marten besticht einen Froogh mit Zuckerwürfeln, John Marshalls Tarnidentität wird mit jeder Rettung verdächtiger...
Aber der Stil, alles wird mit Ausrufezeichen und Satzanfängen mit "Da passierte das und das!" vollgeklatscht.
Was hier auch sehr deutlich wird und sich durch alle Romane in dieser Phase zieht: Übertriebene Psi-Fähigkeiten. Rhodan ist schon in Band 50 Telepath, John Marshall hypnotisiert als starker Telepath dauernd Leute. Letzteres kann auch ein Brand-Sympton sein, aber Rhodan der Telepath bleibt uns eine Weile erhalten.

52: Der falsche Inspekteur (Clark Darlton)
Gucky zieht Inspekteur Gegul die Hosen runter. Der erlebt Jahre später seinen zweiten Frühling, als Rainer Castor seine Arkon-Trilogie schreibt und ihm einen vollen Familiennamen verpasst. Leider macht er da nichts draus.
Zurück zu diesem alten Roman: Darlton erfindet einen Überlicht-Antrieb dazu (in der als Tarnung dienenden Jacht), der einige Vorteile des Linearantriebs vorwegnimmt. Nehmen wir mal an, dass das Ding einfach langsam ist.

53: Die Verdammten von Isan (Kurt Mahr)
Die Jacht mutiert zur Space-Jet, egal. Mahr schreibt anfangs einen Klassiker über die Überlebenden eines Atomkriegs in Bunkern, die sich gegenseitig für Nahrung überfallen wollen. Perry kriegt einen mächtig coolen Auftritt und erobert den Bunker im Alleingang für die netteren Überlebenden. Leider zerfasert der Roman dann in ein Bunker-wechsle-dich-Spiel. Außerdem erscheinen die Bunker recht öde und leer. Man sollte ja ständig über Bewohner oder Lebenserhaltungsanlagen stolpern. Achja, Gucky wird einfach mal durch eine mechanische Selbstschussanlage ausgeschaltet. Insgesamt immer noch ein starker Roman.
Achja, die DRUSUS hat ihren ersten Auftritt: Als Transporter für Nahrungsmittel...

54: Der Zweikampf (K.H.Scheer)
Atlans flieht und reist zur Venus, wo er dann nicht mehr so Recht weiter weiß, bis es zum zweiten Duell mit Perry kommt. Hier schildert Scheer die junge Siedlungswelt Venus, was interessant ist. Und aus Atlans Sicht hebt er die negativen Eigenschaften Rhodans und Guckys hervor. Welche Angeber, vor allem das komische Mausevieh! Da blitzt Selbstkritik durch, wenigstens konnte Scheer seine Figuren kritisch betrachten. Hier werden ein Haufen Erlebnisse Atlans aus der Geschichte der Erde kurz angedeutet. Könnte man mal vergleichen, ob Hans Kneifel die alle aufgegriffen hat...
Atlan betrachtet auch sein chaotisches Museum in seiner Kuppel. Gut, dass er nicht noch über eine eingefrorene Geliebte stolpert.
Hamiller
 

von Anzeige » 12.03.2012, 20:16

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Re: Perry Rhodan Classic (50-54)

Beitragvon Al Khidr » 25.03.2012, 19:55

Hey, das macht Spaß, die klassischen Romane mal so neu kommentiert zu sehen. Und ich habe nicht das Gefühl, dass ich diese Details aus der Silberband-Fassung alle kenne... :lol:

Sag mal Hamiller, mich beschäftigen gerade diverse Details der Autorenhaltung /-praxis dieser Zeit. Speziell in Bezug auf die "klassische" PR-Kritik. Ist es eigentlich Original-Wortlaut, dass Außerirdische da regelmäßig als außerirdische Rassen bezeichnet werden? Ich hab das so in Erinnerung, würde es aber gerne sicher wissen.
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Re: Perry Rhodan Classic (50-54)

Beitragvon Hamiller » 26.03.2012, 18:48

Al Khidr hat geschrieben:Sag mal Hamiller, mich beschäftigen gerade diverse Details der Autorenhaltung /-praxis dieser Zeit. Speziell in Bezug auf die "klassische" PR-Kritik. Ist es eigentlich Original-Wortlaut, dass Außerirdische da regelmäßig als außerirdische Rassen bezeichnet werden? Ich hab das so in Erinnerung, würde es aber gerne sicher wissen.


Ja, Rassen ist ein gängiger Begriff in den ersten Heften. Quasi anstelle von Völkern. Und es wird für meinen Geschmack etwas zu oft von der Eroberung des Universums durch die Terraner gefaselt. Wenn Bully dann noch über politische Gegner lospoltern darf, ist das political correctness-Desaster komplett.

Einiges ist einfach dem dick auftragen geschuldet, besonders bei Kurt Brand. Das Universum erobern klingt halt aufregender, als auf Arkon Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

Ich hatte das aber schon immer so gesehen, dass Toleranz unter den Menschen gepredigt wird, aber Vorurteile auf Aliens übertragen werden. Mache ich es mir zu einfach, wenn ich das als Verbrechen ohne Opfer ansehe?
Hamiller
 

Re: Perry Rhodan Classic (50-54)

Beitragvon Al Khidr » 26.03.2012, 23:47

Meine Grundbewertung, nach allgemeiner Abwägung ist ja letzlich die: dass jedes denkbare positive Ideal irgendwo ausdrücklich erklärt wird, darunter ausdrücklich Brüderschaft zwischen Menschen und Aliens - dass aber Scheer und Mitstreiter wenig bis keine Neigung hatten, diesen Idealismus jemals maßgeblich in die Handlungskonzeption einfließen zu lassen, weil man sich nicht getraut hat, von den schlichtesten bewährten Konzepten für Action-Abenteuer abzuweichen. D.h. man liefert binnen kürzester Zeit prompt absolut bösartige Insektenmonster und absolut bösartige Reptilienmonster, die man als Feinde ohne ethische Bedenken plattmachen darf. Die Millionenfrage: ist das Rassismus und Faschismus, oder ist das nichts weiter als die Übertragung des Räuber-Hotzenplotz-Prinzips ins Große?

Der Witz dabei ist natürlich, dass die notorischen "Perry=Hitler"-Kritiker das nicht mal so weit analytisch durchdrungen haben, weil sie über viel oberflächlicheren Merkmalen fulminierten.
Das ist nämlich die Fragestellung, die mich gerade beschäftigt: Scheer war an der falschen, unhaltbaren Kritik selber schuld. Weil er, augenscheinlich in aller Unschuld, Schlagworte verwendet hat, die für jeden Kritiker wie Faschismus-Signale wirken müssen - obwohl sie es in Wirklichkeit gar nicht sind. Rassen, Imperium, Kolonien... Alles letztlich in einem unbedenklichen Sinn verwendet - und damit in einem völlig anderen Sinn, als jeder normale Mensch diese Worte versteht.
Im Fall von "Eroberung des Universums" ist es nicht mal Scheers Schuld. Schließlich war es selbstverständlich, von der "Eroberung des Weltraums" zu reden, ohne dass irgendwer in Frage stellte, dass das figurativ gemeint und ethisch unverfänglich ist.
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