Ich wage es mal, hier eine Alternative-History-Serie zum Thema zu machen. Es gibt ja nicht nur Perry Rhodan im Bereich der deutschsprachigen Phantastik.
Kaiserkrieger ist eine Serie aus dem Atlantis-Verlag. Autor ist Dirk van den Boom, den zumindest diejenigen, die sich gelegentlich auf dem BuCon in Dreieich herumtreiben, als wortgewaltigen, gebildeten und gewitzten Menschen kennen.
Der erste Teil der auf sechs Bände ausgelegten Kaiserkrieger-Serie beginnt 1914, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Die Saarbrücken, ein alter Kreuzer der Bremen-Klasse, wird nach Kamerun geschickt, um den deutschen Gouverneur dort zu unterstützen. Im Falle eines Krieges dürfte Afrika Kriegsschauplatz werden, und die deutsche Präsenz in Afrika
ist verglichen mit den französischen und englischen Stützpunkten klein. Die Saarbrücken bekommt 25000 Goldmark und 160 Infanteristen samt einem 4-Tonnen-Lastwagen von Benz mit an Bord. Nicht gerade ein erfolgversprechendes Unternehmen.
Die Saarbrücken startet in Richtung Portugal, wo man einen weiteren Aufenthalt zur Kohlenaufnahme plant. Auf dem Weg dorthin gerät man in einen seltsamen Nebel, die Besatzung wird bewusstlos. Als sie wieder zu sich kommt, begegnet sie zwei römischen Fischern, Vater und Sohn, die an Bord des steuerlosen Kreuzers gekommen sind und Erste Hilfe leisteten. Diese erklären auf Latein, dass man in der Nähe Ravennas im östlichen Mittelmeer treibe. Schnell erkennt man auch, dass das Nautische Jahrbuch nicht mehr stimmt. Als sie nun auch von einer römischen Trireme angegriffen werden, ist klar, dass
man irgendwie in die Vergangenheit geraten ist. Der Erste Offizier Jan Rheinberg, ein sehr gebildeter Mann, datiert die Ankunft der Saarbücken auf 378 n. Chr., als er die Namen der römischen Herrscher und deren Regierungssitze erfährt und seine Schlüsse aus den Informationen zieht. Gratian regiert in Trier Westrom, während Ostrom von Valens in Konstantinopel regiert wird. Nachdem man sich mit der Situation abgefunden hat, entwerfen die Offiziere einen Plan. Sie sehen es als einzige Chance auf ein gemeinsames Überleben, sich mit dem gut organisierten römischen Reich zu arrangieren, weil nur
das Imperium eine Basis schaffen kann, Ressourcen für den Kreuzer aufzutreiben. Alle anderen Möglichkeiten würden eine Aufgabe der Technik und des Schiffes mit sich bringen. Die Geschichtsbücher berichten vom Jahr 378 allerdings nichts Gutes. Aus sicht der Saarbrücken wird Valens bald von den Goten bei Adrianopel besiegt und umgebracht werden. Daraufhin wird Gratian Theodosius zum Mitregenten machen. Dieser Theodosius der Große gilt als Einiger der (katholischen) christlichen Kirche, indem er der trinitarischen Glaubensrichtung den Vorzug vor den anderen Strömungen gab und diese zu Ketzer erklärte. Rheinberg ist sicher, dass Theodosius für den Untergang des römischen Imperiums verantwortlich zeichnet,
weil durch die Konzentration auf den christlichen Glauben die militärische Notwendigkeit der Grenzsicherung vernachlässigt wurde. Deswegen reift die Idee, die Machtergreifung des Theodosius mit Hilfe der Machtmittel der Saarbrücken zu verhindern und das Imperium zu erhalten.
Das ist ein komplexes, faszinierendes Buch, und ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.