PR 2251 - Das Land unter dem Teich




PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon Al Khidr » 19.10.2004, 22:59

Ein wunderbarer Roman. Einige Kommentatoren finden den Tonfall von "Nesses Halo-Briefen" nervig - mir hat er viel Vergnügen bereitet, und vor allem hebt dieser Umgang mit der Figur den Text weit über den PR-Durchschnitt von Figurenschilderungen hinaus. Die Ich-Perspektive der Brief-Monologe ist schon ohne diesen Sprachstil äußerst erfrischend, und das ganze ergibt eine ebenso intensive wie durch den gewollt und gekonnt inkohärenten Erzählfluß vertrackte Schilderung.

Problematisch wird es da, wo Böhmert die Flapsigkeit in Sprache und Verhalten auf Rhodan und Rorkhete überträgt. Das paßt ja nicht wirklich. Aber auch das finde ich gar nicht so mißlungen. Zu der Figur Rorkhetes paßt es, daß er persönliche Veränderungen durchmacht. Er hat gerade lesen und schreiben gelernt, ist dadurch viel kommunikativer und weniger introvertiert geworden, und erprobt sich nun in Dingen wie Eloquenz und Lässigkeit. Paßt doch! Und Perry - eine konsistente, passende Charakterschilderung muß in seinem Fall vor allem eins sein: blutleer. Darauf kann ich verzichten. Da ist es mir lieber, wenn Böhmert auch ihn mal in einem Moment erwischt, wo er etwas aus sich herausgeht und lockerer agiert.

Auch bei Lyressea hat der Stammtisch inkonsistente Charakterisierung von Heft zu Heft moniert - und ich kann diese Kritik nicht teilen. Die "Spaltung" Lyresseas zwischen ihrer verletzlichen und pazifistischen normalen Persönlichkeit, und ihrem "Kampfmodus", den sie nicht unter Kontrolle hat, den sie fürchtet, und dem sie sich nur äußerst widerwillig ausliefert, paßt schon.
Was man daran allenfalls monieren kann ist, daß wir es hier offenbar mit einem Lieblingsmotiv Feldhoffs zu tun haben. Die Parallelen zu Trim Maraths Schwarzem Zwilling springen sofort ins Auge. Aber auch bei Figuren wie Vincent Garron mit seinem Dämon, der ihn zum Amoklauf treibt, und dem Tomopathen des Space Thrillers 1, "Grüße vom Sternenbiest", sehen wir ein ähnliches Bild.

Natürlich hat Böhmert es versäumt, Perry und Lyressea eine angemessene Sorge um die Stadt Kimte auf den Leib zu schreiben - es wirkt so, als ob sie es ohne viele Gedanken als fait accompli nehmen, daß Kimte wahrscheinlich draufgehen wird. Sicher, sie versuchen dann, die Explosion zu vermeiden, aber da fehlt dem Roman ganz entschieden was.


Titelbilder:

eine grandiose, irre Strecke von Dirk Schulz. Zwar einige blau-grün-Stichigkeit im Kolorit (die nur irritierend ins Auge fällt, wenn man alle vier Bilder nebeneinander sieht), aber so gut wie kein Anflug von comic-hafter Plakativität.
Nun gut, Tagg Kharzani auf 2248 macht eine Ausnahme, aber die dicke Schutzherrin hinter ihm ist - nun ja, *enorm*. Bild Bild
Zuletzt geändert von Al Khidr am 19.10.2004, 23:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon Torben » 20.10.2004, 10:24

Also den Schutzherren-Kampfmodus kaufe ich nicht, un Rorkhete war mir entschieden zu schiesswuetig. Ansonsten hat mir der Roman sehr gut gefallen. Auch Nesses Holobriefe. Die Gute bleibt ja auch konsequent Zivilistin. Schoen subtil, dass sie ihren Geliebten vielleicht nie wieder sieht, Boehmert aber nicht darauf herumreitet. Auch schoen subtil, wie er uns die Art des Staates, in dem das Ganze spielt, vermittelt.

Sehr inkonsistent aber, welche technische Moeglichkeiten die Schutzherren haben. Auf einmal ist eine Verbindung zu einer fernen Galaxis aus dem Sternenozean moeglich? Hallo?
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon Al Khidr » 20.10.2004, 11:38

Torben schrieb am 20.10.2004 10:24
Sehr inkonsistent aber, welche technische Moeglichkeiten die Schutzherren haben. Auf einmal ist eine Verbindung zu einer fernen Galaxis aus dem Sternenozean moeglich? Hallo?



Das halte ich nicht für einen Standard-Bestandteil der Schutzherrentechnik. Meine Speku:
Dingdong (oder wie der hieß) hat sich auf Vorhandenes gestützt, das er zu den Refugien der Schildwachen ausbaute. Wenn da in vorhandenen Anlagen ein technisches Niveau existierte, das über dem lag, was die Schutzherren von allein aufbieten konnten, lag es nahe, das zu nutzen und dort die Refugien der Schildwachen einzubauen.
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon Torben » 20.10.2004, 11:47

Ah ja, aber als es darum ging, einen Weg aus dem Sternenozean zu finden, fielen ihm diese Anlagen nicht ein.
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon Al Khidr » 20.10.2004, 18:24

neinnein, du siehst das falsch. Dingdong war Teil einer Verschwörung. Der *anderen* Verschwörung. Er hat heimlich für ES gearbeitet, den Sternenozean überwacht, und jedes Jahr zwei Wochen draußen Urlaub gemacht. Bild
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon Goettrik » 22.10.2004, 15:10

Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa und Pooo... Ich glaub, ich bin im falschen Film. :-)

Für den Gastroman von Frank Böhmert habe ich meine monatelange Rhodan-Abstinenz unterbrochen und es nicht bereut.

Gut. Der Roman ist etwas anders, als die anderen, aber sonst hätte ich gar nicht erst reingeschaut.

Der Handlungsschauplatz mit der jungen Nesse war schon etwas schräg. Und ähnlich wie Theiner im offiziellen Forum von VPM, fühlte ich mich bei der Umgebung mit dem Kunstrasen usw. auch an die Teletubbies erinnert. Fand diese Szenen aber lustig.

Wertung: Endlich mal was anderes als das übliche Trübsal blasen bei PR.
Zuletzt geändert von Goettrik am 22.10.2004, 15:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon Tiff » 30.11.2004, 20:26

*handhebzummelden*
Hier. Ich fand Nesse auch nervig.
Das änderte sich zum Schluss leicht, aber ihre Kerne nervten besonders. Bild
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon wedge » 13.12.2004, 18:55

Nesses Halo Briefe kann ich bisher überhaupt nicht einordnen, beim besten Willen nicht und die Schreibe dabei empfinde ich als zumindest "seltsam" und da bin ich sehr wohlwollend!

Hab das Heft noch nicht mal bis zur Hälfte durch, vielleicht wird es ja noch besser, aber im Moment gehöre ich wohl eher zur grauen Masse, die den Teil dieses Heftes nervig findet...
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon wedge » 16.12.2004, 21:42

So, fertig!

Das Land unter dem Teich selbst fand ich rein von der Lokalität her interessant und ich bin gespannt, welche Verknüpfungen sich damit auftun werden, aber die Schilderung der Echsenwesen, etc., war mies!

Dieser Teil des Heftes, das dann entsprechend nur halb so lang gewesen wäre, war mehr als nur entbehrlich!

Also: Lückenfüller, von vorn bis hinten, leider schade, denn sprachlich waren die Teile um Perry durchaus gefällig!

Punkte? - 5, nicht mehr, denn Nesse war zu viel des schlechten!
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon Tiff » 17.12.2004, 20:33

Gutes Thema, schlecht aufgebaut. *nick*
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon Tiff » 18.12.2004, 19:28

Sorry. Ich war Gestern etwas ungerecht.
Ich korrigiere mich. Der Roman überzeugte weder durch innovative Ideen noch unkonventionelle Schreibweise, wagte keine Experimente und bot eigentlich nur zwei neue Dinge: Die Hauptstadt Tom Katays wurde nicht zerstört; Schildwache Nummer zwei wurde befreit.

Dennoch war der Roamn nicht schlecht. Guter Durchschnitt, also eher ne glatte drei.
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Re: PR 2251 - Das Land unter dem Teich

Beitragvon wedge » 18.12.2004, 21:16

Bild

Tja, was bleibt da noch mehr zu sagen?

Nichts!
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