Al Khidr schrieb am 11.07.2004 17:41
Wenn man dann denkt, jetzt gehe tatsächlich was los, wird auf S.27 anderthalb Seiten lang im ausuferndsten Detail über Anflugmanöver doziert.
Und so herrlich peinlich. Mir kursiv gesetzt wird so getan, als ob jetzt große Geheimnisse verraten oder schwieriges Zeug verraten wird, dabei haben wir es mit Mittelstufen-Physik zu tun. Und dann wird beim ganzen Dozieren das Abbremsen nicht einmal richtig mitgerechnet. Dabei ist klar, dass man bei Dauerbeschleunigung konsequent nach halber Strecke mit der gleichen Beschleunigung abbremsen muss.
Meine Güte, so ausführlich über s=1/2*a*t^2 quatschen. Und dann noch in diesem bedeutsamen Tonfall.
Was haben wir noch in dem Roman? Ein Raumschiff geht auf Fahrt, durchaus mit etwas mehr Technik gespickt. Das fand ich durchaus nett. Bei Haensels Version war das Wühlen im Dreck doch übertrieben. Die Richtung Scheer wurde durchaus getroffen.
Dann hatten wir die Algorrian und wir sehen einen Friedensfahrer. Auch sehr interessant.
Okay, dann war die Charakterisierung Michael Rhodans. Ich bin erst einmal froh, dass dieser Quatsch mit Roi Danton abgebrochen wurde. Richtig toll fand ich das auch nicht. Ähnlich wie über Myles Kantor (hätte fast Myles Castor geschrieben) werden die Highlights der Figur in einem Roman zusammengefasst. Ich weiß nicht, ob da was nachkommt. Und die kursiven Passagen enden immer mit Sätzen wie "Ich frage dich, wie soll ein Mensch so etwas verkraften?", "Kannst du dir vorstellen, was ich damals durchgemacht habe?" und "Wie sollte ich es je überwinden?". Nicht so gelungen, die Liebhaberinnen tun ein ja beim lesen leid. Da hat die Monolog-Form dazu geführt, dass Rhodan jr. noch mal extra um Mitleid betteln muss, damit wir mitkriegen, dass ihn das alles schwer getroffen hat.
Lustiges noch am Schluss. Auf Seite 60 haben wir Michael Rhodans Plädoyer: "Vielleicht werden wir uns wieder aud das besinnen, was uns groß gemacht hat. Vor dreitausend Jahren war die Raumfahrt noch ein Traum, stand die Menschheit am Rande der atomaren Selbstvernichtung. Mein Vater hat den Mond erreicht, die Menschheit danach die Milchstraße erschlossen...unter Entbehrungen, zahllosen Gefahren und mit harter Arbeit. All das steht uns jetzt wieder bevor...aber wir werden es schaffen!"
Zwei Seiten später, der gleiche Michael Rhodan über die Friedensfahrer-Station, die wieder in Tarnmodus gegangen ist: "Er ist anscheinend hinter einen unbekannten Ortungsschutz gewechselt. Wenn nicht gar in eine Dimensionsfalte oder auf ein anderes Energieniveau. Wir brauchen gar nicht erst zu versuchen, dieses Phänomen zu ergründen. Es ist völlig ungeklärt, was wir dem Bahnhof und den Friedensfahrern zutrauen können."
Hurra! Ein Mann der Tat. Ich gebe 6 Punkte und gehe erst einmal voller Tatendrang ein Häppchen essen. Oder so.