Aber auch auf bescheidenerem Anspruchsniveau ist aus Obsidian denkbar wenig gemacht worden. Wenn insgesamt nicht mehr Steampunk-Elemente geboten wurden, dann hätte man den Flug der Hindenburg wenigstens auf zwei Romane ausdehnen können! Oder etliche andere Steampunk-Wendungen, die die beteiligten Autoren kaum überfordert hätten. Stattdessen bildete die szenische Hauptattraktion der zweiten Obsidian-Hälfte ein brauner Brei, der verzweifelt an Grimms Märchen erinnerte. Nun gut, die Technostädte hatten was. Leider versank diese Attraktion dann im hypertrophen Katastrophenszenario.
Und der Kristallmond. Wie schon angemerkt - ein immenses Objekt von Spannung und Neugier für jeden Leser. Drei, vier Romane in der zweiten Obsidian-Hälfte, die einfach öde waren, weil niemand an diesem Punkt mehr solche Banalitäten lesen wollte, hätten grandios aufgewertet werden können, wenn die Technik der Spiegelwelten und der Kristallmond selbst als Handlungsschauplatz in den Vordergrund gerückt worden wären. Ein Roman hätte in einem Blauen Walzenschiff spielen können! Verpaßte Chance. Es geschah nichts.
Ein paar Kommentare zu den letzten zwei Einzelheften:
Obsidian 11
Was bewegt einen Autor/Expokraten dazu, an diesem Punkt des Minizyklus ein halbes Heft mit einer breiten Schilderung der Rückkehr zur TOSOMA zu verschwenden?
Man könnte hier Klaus Fricks Prinzip folgen und sagen: der Autor hat die Pflicht, etwas aus dem Exposé zu machen, also war das Buchholz' Fehler. Aber dieser Mist trägt dick und breit den Stempel "Anton" - das typische Verrennen in sinnlosen und uninteressanten Abschweifungen, das Mißachten von Allem, was sich an farbigen Schauplätzen und Ereignissen aus der Handlung entwickeln könnte, und die völlige Verweigerung, einen angemessenen spannenden Höhepunkt des Minizyklus anzusteuern, - all die Symptome, die Obsidian insgesamt beherrschen und auch den Schluß der Odyssee-TBs geprägt haben.
Obsidian 12
WAS soll das? Das ist ein Castor-Roman! Den hat doch nicht Anton geschrieben!
Im Gegensatz zu den auffälligen Castor-Passagen in "Die Friedensfahrer" sieht man hier nicht derart signaturhaft den Formulierungsstil Castors - aber dafür seine charakteristische, zerrissene Romanstruktur, die man bisher von Uwe Anton so eben nicht kennt.
Unverkennbar das Trommelfeuer von ausufernden Abschweifungen, Einschüben, Rückblicken und Dozieren, die für den eigentlichen Handlungsstrang effektiv keinerlei Raum mehr lassen. Angesichts dieser Romanstruktur ist es unausweichlich, daß ein großes, überzeugendes Finale in diesem Roman nicht mehr vorkommen kann. Natürlich enthalten all diese Abschweifungen manch Interessantes. Der Roman wäre, mit Castors Namen auf dem Titel, als Obsidian-Band 11 durchaus zu genießen gewesen. Castors Centauri 11 hatte ja auch seinen Reiz.
Als Band 12 bedeutete er schlicht, daß das Finale von Obsidian ausfiel.
Zuguterletzt noch ein Element fast genialer unfreiwilliger Komik, das dem Scheitern von Obsidian die Krone aufsetzt:
Der Roman endet mit den Worten "Dann war es vorbei." - auf Seite 53!!
Der ganze Rest ist gemütlicher Ausklang. Chill-Out-Zone für Leser, die nie warm geworden sind. Was für ein Offenbarungseid für Antons Fähigkeit, ein eindrucksvolles Finale zu inszenieren.