Obsidian - Untergang (Teil 3)




Obsidian - Untergang (Teil 3)

Beitragvon Al Khidr » 21.10.2004, 09:50

Aber auch auf bescheidenerem Anspruchsniveau ist aus Obsidian denkbar wenig gemacht worden. Wenn insgesamt nicht mehr Steampunk-Elemente geboten wurden, dann hätte man den Flug der Hindenburg wenigstens auf zwei Romane ausdehnen können! Oder etliche andere Steampunk-Wendungen, die die beteiligten Autoren kaum überfordert hätten. Stattdessen bildete die szenische Hauptattraktion der zweiten Obsidian-Hälfte ein brauner Brei, der verzweifelt an Grimms Märchen erinnerte. Nun gut, die Technostädte hatten was. Leider versank diese Attraktion dann im hypertrophen Katastrophenszenario.
Und der Kristallmond. Wie schon angemerkt - ein immenses Objekt von Spannung und Neugier für jeden Leser. Drei, vier Romane in der zweiten Obsidian-Hälfte, die einfach öde waren, weil niemand an diesem Punkt mehr solche Banalitäten lesen wollte, hätten grandios aufgewertet werden können, wenn die Technik der Spiegelwelten und der Kristallmond selbst als Handlungsschauplatz in den Vordergrund gerückt worden wären. Ein Roman hätte in einem Blauen Walzenschiff spielen können! Verpaßte Chance. Es geschah nichts.


Ein paar Kommentare zu den letzten zwei Einzelheften:

Obsidian 11

Was bewegt einen Autor/Expokraten dazu, an diesem Punkt des Minizyklus ein halbes Heft mit einer breiten Schilderung der Rückkehr zur TOSOMA zu verschwenden?
Man könnte hier Klaus Fricks Prinzip folgen und sagen: der Autor hat die Pflicht, etwas aus dem Exposé zu machen, also war das Buchholz' Fehler. Aber dieser Mist trägt dick und breit den Stempel "Anton" - das typische Verrennen in sinnlosen und uninteressanten Abschweifungen, das Mißachten von Allem, was sich an farbigen Schauplätzen und Ereignissen aus der Handlung entwickeln könnte, und die völlige Verweigerung, einen angemessenen spannenden Höhepunkt des Minizyklus anzusteuern, - all die Symptome, die Obsidian insgesamt beherrschen und auch den Schluß der Odyssee-TBs geprägt haben.

Obsidian 12

WAS soll das? Das ist ein Castor-Roman! Den hat doch nicht Anton geschrieben!
Im Gegensatz zu den auffälligen Castor-Passagen in "Die Friedensfahrer" sieht man hier nicht derart signaturhaft den Formulierungsstil Castors - aber dafür seine charakteristische, zerrissene Romanstruktur, die man bisher von Uwe Anton so eben nicht kennt.
Unverkennbar das Trommelfeuer von ausufernden Abschweifungen, Einschüben, Rückblicken und Dozieren, die für den eigentlichen Handlungsstrang effektiv keinerlei Raum mehr lassen. Angesichts dieser Romanstruktur ist es unausweichlich, daß ein großes, überzeugendes Finale in diesem Roman nicht mehr vorkommen kann. Natürlich enthalten all diese Abschweifungen manch Interessantes. Der Roman wäre, mit Castors Namen auf dem Titel, als Obsidian-Band 11 durchaus zu genießen gewesen. Castors Centauri 11 hatte ja auch seinen Reiz.
Als Band 12 bedeutete er schlicht, daß das Finale von Obsidian ausfiel.

Zuguterletzt noch ein Element fast genialer unfreiwilliger Komik, das dem Scheitern von Obsidian die Krone aufsetzt:

Der Roman endet mit den Worten "Dann war es vorbei." - auf Seite 53!!
Der ganze Rest ist gemütlicher Ausklang. Chill-Out-Zone für Leser, die nie warm geworden sind. Was für ein Offenbarungseid für Antons Fähigkeit, ein eindrucksvolles Finale zu inszenieren.
Zuletzt geändert von Al Khidr am 22.10.2004, 08:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Obsidian - Untergang (Teil 3)

Beitragvon Anonymous » 22.10.2004, 15:43

Also mir hat Obsidian über alles gut gefallen, vor allem im Vergleich zu Atlan-Centauri und PR-Odyssee. Auch der Abschlußband war diesmal nicht halb so schlecht, wie vor allem Odyssee 6 auch von Anton.

Auffällig war für mich der Bruch in der Handlungsführung zwischen Obsidian 7 und 8. Spürbar z. B. daran, daß in Heft 7 Sardaengar eindeutig ein Vargane sein sollte und dann in Heft 8 ohne Begründung und irgendein eingehen auf die Aussagen von Heft 7 zum Cyno erklärt wurde.
M. W. fiel zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung die Atlan-Serie gleich im Anschluß an Obsidian 12 in einem fließenden Übergang mit Lordrichter 1 bzw Obsidian 13 fortzusetzen. Danach scheint Uwe Anton überstürzt aber notwendiger Weise das Konzept für das Serien-Finale abgeändert zu haben. Letzteres würde viele Schwächen der Hefte 8 bis 12 erklären.


Aber, rein vom sachlichen Inhalt habe ich deiner Kritik zum Konzept von Obsidian und speziell den Roman Obsidian 12 kaum etwas zu ergänzen.

Außer, daß sich in Lordrichter 1 herausstellt, daß die Vergessene Positronik und die Varganen (sowie eine Expedition der Cappins) wohl noch eine größere Rolle im inzwischen vierten Minizyklus spielen werden. Das Zusammentreffen der Plattform mit Atlan in Omega-Centauri war wohl kein Zufall.
Anonymous
 

Re: Obsidian - Untergang (Teil 3)

Beitragvon Goettrik » 22.10.2004, 15:48

Anonymer User schrieb am 22.10.2004 15:43
Also mir hat Obsidian über alles gut gefallen, vor allem im Vergleich zu Atlan-Centauri und PR-Odyssee. ...



Das obige Posting stammt von mir, habe mich irgendwie vorzeitig ausgelogt. Sorry.
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Re: Obsidian - Untergang (Teil 3)

Beitragvon Al Khidr » 22.10.2004, 17:27

Anonymer User, der sich als Goettrik herausstellte Bild schrieb am 22.10.2004 15:43
Also mir hat Obsidian über alles gut gefallen, vor allem im Vergleich zu Atlan-Centauri und PR-Odyssee. Auch der Abschlußband war diesmal nicht halb so schlecht, wie vor allem Odyssee 6 auch von Anton.


DAS ist wahrlich schwer zu bestreiten.

Goettrik schrieb am 22.10.2004 15:43 Auffällig war für mich der Bruch in der Handlungsführung zwischen Obsidian 7 und 8. Spürbar z. B. daran, daß in Heft 7 Sardaengar eindeutig ein Vargane sein sollte und dann in Heft 8 ohne Begründung und irgendein eingehen auf die Aussagen von Heft 7 zum Cyno erklärt wurde.


Fiel mir als Bruch nicht so auf - das hielt ich für eine gezielte Täuschung, da es ja plausibel ist, daß ein Cyno unter diversen Fremdgestalten aufgetreten ist.

Goettrik schrieb am 22.10.2004 15:43
daß sich in Lordrichter 1 herausstellt, daß die Vergessene Positronik und die Varganen (sowie eine Expedition der Cappins) wohl noch eine größere Rolle im inzwischen vierten Minizyklus spielen werden. Das Zusammentreffen der Plattform mit Atlan in Omega-Centauri war wohl kein Zufall.


Und was für ein Schmarrn und Krampf ist das jetzt schon wieder - erst verschwindet die Vergessene Positronik, dann taucht sie auf einmal wieder auf... Bild
Wenn die Lordrichter-Planung zu dem Zeitpunkt begann, den du vermutest, wäre es doch überhaupt kein Problem gewesen, Atlan und Kythara gleich in Obsidian 12 auf die Vergessene Positronik gelangen zu lassen. Den Cappin hätten sie wohl auch dort finden können. Nur um Kytharas Schiff im Spiel zu halten, wäre dann noch ein Kniff nötig gewesen.
Zuletzt geändert von Al Khidr am 22.10.2004, 17:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Obsidian - Untergang (Teil 3)

Beitragvon Goettrik » 22.10.2004, 19:58

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Al Khidr schrieb am 22.10.2004 17:27
Fiel mir als Bruch nicht so auf - das hielt ich für eine gezielte Täuschung, da es ja plausibel ist, daß ein Cyno unter diversen Fremdgestalten aufgetreten ist.



Das Sardaengar als einziger Bewohner der Kluft laut Obsidian 12 ständig hin-und-her-wechselte, nur damit die Behauptung, er sei der Cyno Cagliostro aus den Zeitabenteuer-TBs, zu der Tamrat-Sardaengar-Geschichte von Heft 1 und 2 paßt, wirkt z. B. auch sehr krampfhaft und nachträglich konstruiert.
Oder die Braune Pest, die erst über mehrere Hefte zum gewaltigen Popanz aufgebaut wurde und sich dann in Heft 10 wörtlich in einem Nebensatz in Nebel auflöste.

Al Khidr schrieb am 22.10.2004 17:27
Und was für ein Schmarrn und Krampf ist das jetzt schon wieder - erst verschwindet die Vergessene Positronik, dann taucht sie auf einmal wieder auf... Bild
Wenn die Lordrichter-Planung zu dem Zeitpunkt begann, den du vermutest, wäre es doch überhaupt kein Problem gewesen, Atlan und Kythara gleich in Obsidian 12 auf die Vergessene Positronik gelangen zu lassen. Den Cappin hätten sie wohl auch dort finden können. Nur um Kytharas Schiff im Spiel zu halten, wäre dann noch ein Kniff nötig gewesen.



Hm, auf mich machte es eher den Eindruck, als hätte es für die zweite Hälfte dieses Zyklus überhaupt keine stringente Planung mehr gegeben, sondern nur noch Exposé-Fallentscheidungen von Heft zu Heft, die dann halt zum Teil nur schwer zu den ersten Ideen paßten. Über die Ursachen für diesen Eindruck, kann ich nur spekulieren.
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Re: Obsidian - Untergang (Teil 3)

Beitragvon Torben » 22.10.2004, 20:45

Obsidian hat ein besseres Finale als Centauri, dafür hatte Centauri den besseren Einstiegsband. Aber insgesamt fand ich Obsidian noch einen Tick schlechter als Centauri. Hier wird zu Fuß herumgeirrt, was man bei Centauri mit dem Raumschiff erledigte, aber ansonsten war das wieder reichlich sinnlos auf 12 Hefte aufgebläht.

Bei Centauri hoben sich die einzelnen Romane stärker von einander ab, daher bewerte ich den Zyklus etwas besser. Bei Obsidian bleibt der Eindruck von einem großen, wirren Einheitsbrei mit lächerlichen Klischee-Cliffhangern. Richtig gefallen hat mir nur Band 2 von Uwe Anton mit der Einführung der Stadt (reingefallen, die war kein ständiger Schauplatz), irgendwo in der Mitte, als sich mit Lithraks Erweckung ein roter Faden abzeichnet (wieder reingefallen) und Band 11, in dem die ganzen sinnlosen Nebenschauplätze und -handlungen einfach abgeschaltet wurden. Außerdem gefielen mir der Lauf der TOSOMA-Crew zu ihrem Schiff und Atlans Drachenflug. So stelle ich mir gute Abenteuer vor.

Band 12 war wieder ein halber Castor, der oft in Nebensächlichkeiten abschweifte. Das friedliche Ende kam aber besser als weiterer Irrer, der von Atlan zur Strecke gebracht wird.
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Re: Obsidian - Untergang (Teil 3)

Beitragvon Al Khidr » 23.10.2004, 12:03

Goettrik schrieb am 22.10.2004 19:58
Dass Sardaengar als einziger Bewohner der Kluft laut Obsidian 12 ständig hin-und-her-wechselte, nur damit die Behauptung, er sei der Cyno Cagliostro aus den Zeitabenteuer-TBs, zu der Tamrat-Sardaengar-Geschichte von Heft 1 und 2 paßt, wirkt z. B. auch sehr krampfhaft und nachträglich konstruiert.


GOTT; DAS HAB ICH JA VÖLLIG VERGESSEN ZU KRITISIEREN!
Das war in der Tat elend, wenn man es nicht schon wieder unter unfreiwilligem Humor verbuchen will. Erst entsteht der Eindruck, seit Sardaengar als Tamrat hineigeraten ist, wäre die Obsidian-Kluft völlig isoliert gewesen. Ihr Flair funktioniert auch nur so richtig.
Dann purzelt Sardaengar raus, purzelt wieder rein, purzelt wieder raus, will Jahrhundertelang rein und schaffts nicht, kaum ist er doch wieder drin, fleigt er wieder raus...
Au weia.


Oder die Braune Pest, die erst über mehrere Hefte zum gewaltigen Popanz aufgebaut wurde und sich dann in Heft 10 wörtlich in einem Nebensatz in Nebel auflöste.


Irgendwann wird man müde, alles noch mal aufzuzählen, was im Lauf dieses Zyklusshowdowns alles verbockt worden ist.

@ Hamiller: Die verbleibenden Kritikpunkte treffend aufgeführt.

Der Lauf zur TOSOMA las sich in der Tat nett; er fiel IMHO der Tatsache zum Opfer, daß dieses Abenteuer zur falschen Zeit am falschen Ort war. Bzw. hätte man in den Romanen drumherum die notwendigen Elemente so weit behandeln können, daß die TOSOMA-Episode auch im Kontext genießbar gewesen wäre. Parallel dazu eine Handlung auf dem Kristallmond, und alles wäre gut.
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