Obsidian - Kollaps (Teil 2)




Obsidian - Kollaps (Teil 2)

Beitragvon Al Khidr » 21.10.2004, 09:48

Weiter im Takt: Litrak. Das furchterregende Wesen. Einer der zwei Pole des Geschehens auf den Spiegelwelten, eine immense Bedrohung für alle Beteiligten. die Litrakisten und Atlan haben ihn, ohne die Konsequenzen zu ahnen, aus seiner Eisgruft befreit, und er erweist sich als tödlich gefährliches Monster. Nun ist er in rasendem Tempo auf dem Weg zur Kristallschlucht, um sich zu seiner einstigen Macht zu regenerieren, und Sardaengar wieder herauszufordern. Was geschieht weiter?
Ja, also: Erst mal gar nichts. Atlan und Tamiljon sind hoffnungslos zurückgefallen, treiben ziellos auf einer Roboterstadt dahin, stolpern ein Heft lang gemächlich durch die Gegend, finden am Ende doch noch den Weg zur Kristallschlucht - und kommen dort lange vor Litrak an. Der ist nämlich unterwegs an einem Transmittertor festgefroren, gerade so lange, wie's der Expokrat braucht. (oder soll das etwa Ralf Schuder verschuldet haben?)
Und nun kommt er. Das monströse, mächtige Ungeheuer stürzt sich die Kristallschlucht hinein, wo sich ihm Tamiljon in den Weg stellt. Es entbrennt ein - nun ja, ein Wrestlingmatch. Litrak und Tamiljon kloppen sich und würgen sich wie zwei Schuljungen. Gorilla Press! Figure-Four Leglock! Und Tamiljon gelingt es allen Ernstes, Litrak zu besiegen und zu vernichten. Bis auf den Kristallüberzug, den er sich einfängt, und der ja nun ein so elend plumper Wink ist, das die Geschichte noch nicht ihr Ende gefunden hat, dass man schon kaum noch weiterlesen mag. Hier mag Michael Buchholz die Schuld tragen. Aber das ist ja nur ein unangenehmes Randdetail. Wichtiger: wir sind nun im endgültigen Showdown, Sardengar hängt im Bannstrahl des Kristallmondes, und das Unheil nimmt gerade seinen Lauf. Da taucht Litrak wieder auf!
Genauer gesagt: nachdem Tamiljon in den Abgrund gestürzt ist, schwebt auf einmal aus dem Abgrund ein riesiger Kristallball empor. Er schwebt und schwebt. Höher und höher. Und -bssst - verschmilzt mit einer der Energiebahnen zum Kristallmond. Das wars. Thema Litrak abgeschlossen. Was der Vorfall für Folgen hat, wird uns von Sardaengar erzählt, etwa so wie von einem Radioreporter.
Welcher Leser soll sich da nicht verarscht fühlen?

Reprise Kristallmond. Dieser Mond und sein Steuercomputer haben sich im Lauf der Hefte zunehmend als die wahre Gefahr erwiesen. Sardaengar und Litrak sind nur Spielbälle der Aktionen der Hypertronik, bzw. versucht Sardaengar, sich dagegen zu wehren. Womit die Story geradewegs auf den Kristallmond selbst zuläuft. Wir wissen schon, daß sich in seinem Innern ein Blaues Walzenschiff der Kosmokraten verbirgt - umgeben von ungeheueren Strukturen aus Psi-Materie und im Hyperraum eingelagerten Blasen von Biophoren, die aufzubrechen drohen. Die Logik der Story verlangt offensichtlich, daß wenigstens in Band 12 der Kristallmond zum zentralen Schauplatz der Handlung wird. Und?
Ja, also: Uwe Anton war gerade ziemlich mit ausgedehnten Abschweifungen und Einschüben beschäftigt (dazu gleich mehr). Und zwischen der einen Abschweifung und dem nächsten Einschub kommt die Erzählung mal für zwei Absätze im Präsens an, es macht mal eben kurz Puff! - und der Kristallmond ist nicht mehr da.
Aus der Welt verschwunden, mitsamt Biophoren und allem.
Das setzt der Leserverarschung die absolute Krone auf!


Ansonsten: in der zweiten Hälfte von Obsidian haben die farbigen Schauplätze und Handlungselemente, die zunächst die Serie ganz vergnüglich wirken ließen, praktisch aufgehört. Auch hier: Tonnen von ungenutzten Chancen. Zum Schluß bekommen wir noch einmal eine kurze Darstellung, daß die Spiegelwelten aus den Erinnerungen und Vorstellungen der in der Obsidiankluft Verschollenen geschaffen wurden. Was das für unendliche Möglichkeiten geboten hätte! Fünf Welten, die ein Mosaik der Seelenlandschaften von Dutzenden verschiedener Milchstraßenvölker bilden, viele davon nichtmenschlich; endloses Territorium für die großartigsten und surrealsten Szenerien, die man sich denken kann. Geboten wurde so gut wie nichts. Zwei Zeppeline, eine romantische Eisenbahn, zwei exotische Städte, von denen die zweite, die Perlenschleiferstadt, nicht wirklich farbig wirken konnte, weil Bernhard Kempens Roman mit verschiedenen Anforderungen überladen war.
Nun,das genannte Potential hätte sich natürlich nur abrufen lassen, wenn man Autoren involviert, die die nötige kreative Neigung haben, sich richtig exotische Szenerien zu erträumen. Daran herrscht in Perry Rhodan schon ewig drängender Mangel. Seit dem Sporenschiff Aachthors in Hirdobaan ist in dieser Rubrik nicht mehr wirklich viel passiert - jedenfalls nichts, was auf Dauer haften blieb. Noch ein Grund, warum Thomas Zieglers Tod so ein Verlust ist.

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