Obsidian 10




Obsidian 10

Beitragvon Al Khidr » 21.09.2004, 23:09

Ralf Schuder darf die Handlung nach dem Um-sich-selbst-Kreisen des Vorbandes wieder etwas auf Kurs bringen. Zumindest die Atlan-Ebene empfand ich als gefällig und gelungen. Sowohl hinsichtlich der Gefahren, mit denen die Reisenden fertig werden müssen, als auch hinsichtlich der Enthüllungen. die ein immer konkreteres Bild ergeben. Aber hier haben wir zugleich die Bloßstellung der allgemeinen Handlungskonzeption: nachdem Atlan & Co. den ganzen Vorband verschwendet haben, und eigentlich aussichtslos zurückgefallen sein müssten, erfährt man nun, daß Litrak an einem Transmittertor "festgefroren" ist, und genau so lange gefangen bleibt, bis unsere Helden passend in Position sind.

Apropos Enthüllungen : Ich hatte gerade wieder mit Bernhard Kempen gesprochen, ob mir das Hintergrundbild schon klar geworden ist. Er war etwas überrascht, daß ich noch nicht sagen wollte, ich hab alles kapiert. Aber das lag daran, daß mir das, *was* ich kapiert habe, bislang etwas zu wenig ist, und ich hoffe, daß es noch nicht alles ist.
Da liegt also ein Reserve-Sporenschiff, das als Back-Up-System zur Verteilung von Biophoren in ein Versteck gepackt wurde. Und der Hauptcomputer will es in Betrieb nehmen. Ich hoffe doch, daß das zumindest noch durch Details ergänzt wird, denn in dieser Form klingt es mir als *das* Geheimnis der Obsidiankluft etwas zu banal.

Noch zur zweiten Handlungsebene und dem Hintergrund: *die* wirkte in diesem Band haarsträubend wirr, und so zeitverschwendend wie die Atlan-Ebene des Vorbandes. Ein grenzenloses hin-und-her-und-vor-und-zurück-Geirre. Sardaengar flieht aus seiner Festung nach Giascon, und flieht im nächsten Heft zu seiner Festung zurück. Das Team Kythara irrt auf die Festung zu, wird nach Giascon verschlagen, kämpft sich zu dieser Insel durch, um dort etwas wichtiges zu tun, schafft es aber nicht, das zu tun, und rennt wieder zurück.
Die Gesamtwirkung ist: alles rennt herum wie die Hühner.

Und hinter all dem ballen sich die Naturkatastrophen in einem Maß, daß man sich als Leser nur noch erschöpft durch das Gewirr durchkämpft. Hier verschlingt eine braune Pest einen ganze Welt, da zertrümmert ein Meteoritenregen eine ganze Welt, dort verschlingt eine schwarze Flut eine ganze Welt (der Ausbruch dieser schwarzen Flut ist von "John Difool" geklaut), überall wird alles vernichtet, nur wo unsere Helden lang reisen, da fällt gerade mal kein einziger Kiesel vom Himmel. Das liegt möglicherweise daran, daß sie gerade auf einer anderen Spiegelwelt sind, als der, wo die Psimond-Fragmente einschlagen - aber ich hatte an diesem Punkt nicht mehr die geringste Lust, den Überblick zu behalten, was für eine vernichtende Katastrophe jetzt gerade auf welcher Welt abläuft, und auf welcher Welt unsere Helden überhaupt sind. Es wirkte nur noch wie ein amorphes Durcheinander.

Was mich an der jeweils auf den Bauch gefallenen Handlungsebene in beiden Romanen besonders stört: anstatt des sinnlosen Hin-und-Hers hätte es sich absolut angeboten, die Handlung stärker auf den Kristallmond und die Anlagen Sardaengars zu konzentrieren, und so nicht nur mehr Möglichkeiten zu interessanten Erkenntnissen, sondern vor allem mehr Science-Fiction-Ambiente in die Romane zu bekommen. Die Techno-Stadt ging zwar schon in die Richtung, aber da wäre weit mehr und interessanteres möglich gewesen, was ideal den Platz all dieses Leerlaufs hätte einnehmen können. Wir haben in diesen Romanen inzwischen genug Abschnitte von "immer weiter geradeaus durch die gebraucht gemieteten Fantasy-Kulissen", um auf Exposé-Seite allmählich einen Eindruck von Lieblosigkeit zu wecken.


Nettes Titelbild, wenn auch nicht der große Knaller.
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von Anzeige » 21.09.2004, 23:09

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Re: Obsidian 10

Beitragvon Goettrik » 27.09.2004, 22:47

Im Grunde wie Obsidian 9 nur das Ralf Schuder sich mehr Mühe beim Schildern des phantastischen Szenarios und dem Ausdenken von Details gab. Daher war der Roman für mich doch ganz unterhaltsam.
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Re: Obsidian 10

Beitragvon Torben » 28.09.2004, 10:46

Das war auch wieder ein Roman, der fuer sich kaum aus der Serie herausragt. Das ist eines meiner Hauptprobleme mit Obsidian: Die einzelnen Romane sind sich so aehnlich. Ich koennte jetzt nicht sagen, was in Obsidian 8 oder 5 besonders passiert ist.
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