Du lieber Himmel! Seit dem !! 29. 8. !! keine Rezi-Meldungen mehr? Und das unmittelbar nach den Neueinstieg von UBF in unseren Rezirummel? Und ich dachte, nachdem ich so lange raus war, hätte mich jegliche Diskussion weit zurück gelassen. Statt dessen gar nichts! Da hat wohl gleich der ganze Club synchron dieselben Zeit- und Motivationsprobleme entwickelt wie ich? Eine virtuelle Infektion?
Nun also, mal sehen, ob wir wieder in Gang kommen.
Als da wäre: Obsidian 9 - Braune Pest.
Arndt Ellmer ist vollkommen gescheitert mit dem Versuch, mich mitzureißen.
Die ganze Anlage des Romans, zumindest der Atlan-Handlung, war schon hofflungslos. Da sind bereits dramatische Dinge in vollem Gang. Litrak ist mitten dabei, zum Canyon der Visionen zu rasen. Atlan muß jetzt eigentlich ein Rennen gegen die Zeit hinlegen, um ihn noch aufhalten zu können.
Was passiert? Nachdem die Technostadt gecrasht ist, zuckeln Atlan & Co. gemütlich den Fluß hoch, spazieren stundenlang - so fühlt es sich an - durch die Gassen der Stadt, leisten sich ausgiebige Streitereien mit den IVs, verbringen weitere Stunden mit Katastrophenhilfe… WAS soll das? Was soll *überhaupt* dieser blöde Mist mit der Braunen Pest? Da werden Atlan zwei "große" Bedrohungen vor die Füße geworfen, die zumindest ich nur als entnervende Abschweifungen und Zeitverschwendung empfinden konnte. Die IVs - Ha! Ein potentiell faszinierendes Volk; aus PR-Urzeiten reaktiviert, so daß sich automatisch eine größere Erwartungshaltung aufbaut, nun auch etwas interessantes mit ihnen zu erleben und über sie zu erfahren. Und dann werden sie A_B_S_O_L_U_T verschwendet. Insektoide Staffage mit Spießen. Was für ein Witz! Statt neues zu bieten, hat Ellmer den ganzen Insektoiden-Klischeekatalog durchgearbeitet.
Und die Braune Pest : nicht nur, daß sie nervte - sie funktionierte auch nicht im geringsten. Die Bedrohung war schon im Vorband so hypertroph geworden, daß klar war: Atlan kann unmöglich irgendetwas dagegen machen, es gibt nur eins : nicht hineinfallen, und schneller wegrennen, als das Zeug folgen kann. Was für ein Spannungsmoment! Und dieser Ätz-Brei hat IMHO nicht im geringsten das Grusel-Flair, das sich bei ähnlichen Standard-Bedrohungen, wie Kilerameisen, automatisch einstellt. Die Schlußszene, als die Braune Pest wie eine Tsunami angerollt kommt, wirkt nur noch wie ihre eigene Parodie.
Und das erzählerische Geschick, die "packende" Schilderung, war dieser Öde des Inhalts voll ebenbürtig. Gerade so packend wie ein Kaugummi, an dem man festklebt.
Die Kythara-Handlungsebene nahm sich erträglicher aus, aber auch nur das - kein Gedanke von einem befriedigenden Ausgleich. Lethem da Vokobans Team läßt letzlich nur die Gefahren über sich ergehen, ähnlich wie der Leser die Lektüre dieses Hefts. Der Leser bekommt dabei bloß nicht soviel körperliche Bewegung. Immerhin ist so eine Techno-Stadt ein stimmungsvolles Ambiente.
Titelbild: Papenbrock ist sich treu geblieben, und hat das Aussehen der IVs auf das uralte Bruck-Titelbild gestützt, wie schon im Sammelkartenspiel. Es soll noch einmal erwähnt werden, daß die IVs laut Beschreibung *vollkommen* anders aussehen. Die - auch sonst nette - Innenillu ist da werktreuer.
Was die Wirkung betrifft, ist das TiBi ja gar nicht schlecht - aber es stärkt nur die Erwartungen an die IVs, und damit die Enttäuschung im Roman.