Jetzt haben wir endlich unseren Blick darauf, was anderswo in der Milchstraße passiert, und dann wird das als Doppelroman an H.G.Francis vergeben.
Ächz, was für eine elende Quälerei.
Die Sprache und Erzählweise völlig plump, lahm und pedantisch; die Handlungskonstruktion strotzt vor Gedankenlosigkeit; Personenkonstellationen, Motivierungen und Charakterisierungen sind eine beispiellose Ballung jedes krudesten Klischees.
Daß Aliens völlig menschlich agieren hab ich ja schon fast aufgegeben zu monieren - aber bei diesen Aliens hier sind die Dialoge auch aus der Situation her völliger Mist. Zwei Wilde, die erst vorige Woche aus der Steinzeit ausgewandert sind, reden gestelzt wie deutsche Nachrichtensprecher. Auweia.
Und dabei hatten wir hier mal eine Spezies von Aliens, die richtig gut nichtmenschlich konzipiert waren! Die ganze Konzeption um die Schaspaken war geradezu genial!
Francis habe ich immer noch dafür in Erinnerung, daß er mal, in einem Roman, die Haltungen und Denkweisen von Arkoniden richtig brilliant differenziert dargestellt hat. Hier haut er den Fiesewichten der Woche Klischee rein, daß es nur so kracht. Was für ein Mist.
In 2237 hab ich ein paar Stellen angestrichen, nur so als Stichprobe:
S.27:
Dando wird angepickt, fürchtet im ersten Moment eine Lähmung, und denkt sich:
"Ein Vogel mußte einen handlangen und sehr spitzen Schnabel haben, um dieses Nervenzentrum unterhalb seines Kinns erreichen zu können."
- Klar, es gibt ja keinen besseren Moment als akute, adrenalingeschockte Lebensgefahr, um ins Grübeln über forensische Anatomie zu verfallen. Na, Caiwanen fachsimpeln halt für ihr Leben gern auf Doktorandenniveau.
weiter S.27 - zum Erzählstil bzw. zur Ausdrucksweise :
Dando erwartet jeden Moment zerfleischt zu werden, und merkt auf einmal, daß das Monster nur reglos dasteht:
"Rhyras waren langsam, aber sie gaben nie auf. Daher war das Verhalten dieses Exemplars ungewöhnlich."
S.30:
Dando reizt den Tato bis aufs Blut; der hat schon etliche Leute wegen purer Trivialitäten hingerichtet, schäumt vor Wut, und seine Wölfe rappeln sich schon auf. Szenenwechsel.
Eine halbe Seite später stellt Dando rückblickend fest, daß der Tato ihn unbehelligt hat gehen lassen.
Wenn Handlungslogik und Erzählstruktur gleichzeitig kollabieren, ist man als Rezensent immer dankbar, das spart Arbeit.
Daß Francis die Terra-Sektenromane verhunzt hat, war ja nicht überraschend, das hat man mehr oder weniger achselzuckend abgehakt - aber nun arbeitet man sich quer durch die Galaxis vor - und auf wen trifft man?
Im Kontrast zu Ernst Vlcek hat es H.G.Francis mit diesem Abschied exzellent geschafft, daß ihn niemand vermissen wird.
(oder kommt von ihm noch ein Roman?)
Apropos - wie haben Kant und Mal eigentlich den Flug nach Caiwan geschafft? Stand irgendwo, daß der Planet weniger als 50 Lichtjahre von Hayok entfernt liegt?