Al Khidr schrieb am 05.10.2006 02:05
Und ist der Kommentar eine verklausulierte Verweigerung, oder hast du da wirklich eine Lektürelücke?
Und diese wird jetzt geschlossen. Ich hab tatsächlich in den Tiefen meiner frisch sortierten Bibliothek zwei Werke dieses Autors gefunden: "Dinge zwischen Himmel und Erde" sowie "Das Geheimnis der Draconier" (oder war es "das Erbe"?).
Wenn ich schon John Brunner bin, will ich dann auch mal was von ihm lesen ...
Treanor schrieb am 05.10.2006 14:23
Wenn ichs durch hab schreib ich mal was dazu.
Und das ist jetzt der Fall - "Utopolis" ist gelesen. Gleichzeitig hab ich gerade mit Deinem Artikel zu "Wir" angefangen, Harun.
Jetzt hätt ich natürlich mal Lust auf einen direkten Vergleich, da beide Autoren offensichtlich ungefähr aus derselben Zeit über dasselbe Thema schreiben. Allerdings ja wohl nicht aus demselben Ort. Illing saß in der Weimarer Republik - und Mr. "Wir" anscheinend in Stalins Sowjetunion (?)
Aber erst mal in aller Kürze zu "Utopolis" - ich versuch noch, einen längeren Artikel für WoC 50 draus zu machen.
Im Nachwort stand zu lesen, dass das Buch eine Auftragsarbeit für den Vorwärts-Verlag war - somit also für die SPD, die sich zu jener Zeit noch zum Marxismus bekannte. Insofern ist die unverholen positive Darstellung des sozialistischen Ideals natürlich kein Wunder.
Dennoch fand ich dieses recht amüsant und differenziert. Dafür ist es eben eine Positiv-Utopie - und gar nicht mal eine schlechte. Etwas unrealistisch mag sein, dass es keine richtigen internen Konlikte und Widersprüche gibt. Aber auch das wird zumindest erklärt.
Doch ... ich werd das wohl besser in einem längeren WoC-Artikel ausbreiten.
Zu "Wir" noch mal:
Ich hab Deinen Artikel erst zur Hälfte gelesen und kenne den Roman nicht - aber ich bin nicht sicher, ob man das wirklich als sozialistische Dystopie sehen kann. Dieses Berufen auf Taylor (und nicht Marx) scheint mir eher doch eine "BWL-Dystopie" zu sein (wenn dieser Eindruck auch aus meiner Gegenwarts-Sicht resultiert). Zumindest aber hat der Autor wohl erkannt, dass Stalinismus (und wohl auch schon Leninismus) nichts mehr mit Sozialismus zu tun hat. (Wieso muss ich jetzt an Animal-Farm denken? *g*)
War "Wir" denn in der SU verboten?
Überhaupt wär es vielleicht auch mal interessant zu vergleichen, wer in den verschiedenen Dystopien als "Bösewicht" herhalten muss.
Unlängst hab ich erstmals "V wie Vendetta" auf DVD gesehen. Witzig an dem Film (und vermutlich auch an der Comic-Vorlage) ist zumindest, dass die böse Diktatur hier konservativ-religiösen Ursprungs ist - und sich dennoch kaum anders als bei "1984" verhält. (Kleiner Gag am Rande ja, dass John Hurt bei "Vendetta" den Diktator spielt.)
Zuletzt geändert von Treanor am 13.10.2006, 11:02, insgesamt 1-mal geändert.