Ja, schon wahr. Aber ich meine, das man es sich zu einfach macht, wenn man den großen Bruch bei PR im Wechsel zwischen den Expokraten Scheer und Voltz festmacht.
Im Schwarmzyklus wurde ein Hintergrund geschaffen, der die Superraumschlachten unmöglich machte: es gab wegen der galaxisweiten Verdummung einfach keine einsetzbare Flottenbesatzungen mehr. Das hat Scheer ja schon mit Bedacht so entwickelt. Und ich frage mich, wie viele Autoren das damals eher zähneknirschend hinnehmen mussten. Auch die Mutanteneinsätze wurden nach dem Cappinzyklus deutlich weniger: die Gegner hatten in der Regel geeignete Hypertechnik, um gegen Psi-Kräfte vorzugehen. Gegen die Laren waren Mutanten schon nahezu nutzlos. Die SVE-Schiffe waren aufgrund ihrer hyperenergetischen Hülle ja per se schon mutantensicher.
Was mir auffiel, ist: im MdI und M87-Zyklus war die CREST jeweils völlig auf sich allein gestellt in einer grundlegend feindseligen Umgebung. Hier die tiefe Vergangenheit, dort eine ferne Galaxis. Wenn die CREST in eine Schlacht verwickelt wurde, war ziemlich klar, das sie nicht standhalten kann. In der Regel hat sie sich den Fluchtweg freigeschossen und ist verschwunden.
Die SOL hat in ähnlicher Situation ausgeharrt und die feindliche Flotte in Schach gehalten.
Was ist jetzt realistischer? Offenbar hatte Scheer zwar ein Faible für Technik und Kampf, aber auch das Händchen, um es realistisch darzustellen bzw. darstellen zu lassen. Er hätte nie die SOL so übermächtig gezeichnet, das man als Leser keine Spannung mehr empfindet, wenn es zur Konfrontation kommt. Und ich denke, genau aus dieser fehlenden Spannung heraus hat Voltz die Raumschlachten später nach Möglichkeit komplett vermieden. Nicht, weil er sich von Scheers "Militarismus" distanzieren wollte.
Scheer hätte vermutlich ebenso gehandelt.
Das Scheer später mit Clifton Callamon einen alten Haudegen aus der Zeit des MdI-Krieges in die Handlung der 1000er-Romane einführte, war eine wundervoll ironische Brechung der neuen, pazifistischen Linie, mit der er zu verstehen gab, das die neuen Zyklen eben doch nicht so sehr von den alten verschieden sind, wie manche das glaubten.
Die Sache mit den Putschisten ist doch eigentlich die, das man sehr plakativ geschildert hat, das es nur zwei Gruppen Menschen gäbe: die breite Masse, die für das Solare Imperium war, und die Minderheiten, die dagegen waren. DIE planten sofort Revolutionen, Umstürze, Sabotage, Terror - kurz gesagt: es gab keine echte Opposition in diesem Schema. "Für uns - oder gegen uns!" Übel...
Eigentlich kein Wunder, das folgerichtig einige Kolonisten später eigene Sternenreiche gründeten(ZGU, Imperium Dabrifa), bzw bei der Gründung scheiterten (Iratio Hondro auf Plophos).
Wobei nie erwähnt wurde, ob die abtrünnigen Kolonien ursprünglich von Putschisten gegründet wurden...
So nett finde ich die Verbannung nicht. Die Zwangsverschickung ist schon ein ziemlich rabiates Mittel, das jenseits demokratisch akzeptabler Möglichkeiten liegt. Stell dir mal vor, Tiff, du lästerst gegen die Kanzlerin und wirst zum dank am nächsten Morgen in den Zug gesetzt mit Ziel Spitzbergen, wo du die nächsten 50 Jahre hausen darfst? Aber immerhin: als freier Mann, umgeben von viel freier Wildnis und einigen freien Eisbären.
Nee, was Politik angeht, hätte man in den 60ern bei PR eine Menge besser machen können...
Ich denke nicht, dass ab vierhundert der Weg wegführte vom Militarismus. Das kann sich wohl kein aktiver Staat leisten, nicht einmal Utopia.
Verwechselst du da nicht Militarismus mit Militär? Selbst das friedliebende Deutschland leistet sich eine Armee (oder zumindest so was Ähnliches
), ohne deshalb militaristisch zu sein.
Sind wir doch nicht, oder???
Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet.
Roy Batty in Blade Runner