So, jetzt aber die detaillierte Antwort an al Khidr. Einfach, weil er sie verdient hat. ^^
So, das hat ja ganz schön gedauert. Jetzt hole ich es endlich nach, nicht RdG 32, nein, den ganzen RdG-Zyklus zu besprechen. Nach vorheriger Lektüre von Band 27 bis 29 hatte ich ja beschlossen, dass ich noch mal starten muss, mit Band 26. Und einmal durch, hatte ich natürlich prompt Probleme, meine Eindrücke zu sammeln.
Ace: Sorry. Würde ich alles nochmal am Stück lesen, würde ich wahrscheinlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen - wegen der Tippfehler. Aber ich würde mich wahrscheinlich wahnsinnig über die Einzelideen freuen. Wie zum Beispiel Kumas' Baustelle...
Ein Satz vorweg: Ich beschränke den Kommentar „genial“ auf ein paar Einzelaspekte – von verdammt vielen, die ihn auch hätten verdienen können. Zu vielen. Viel zu vielen!!
Ace: Danke. ^^
Noch ein Satz vorweg: Mit der Kunst des Weglassens kannst Du gar nichts anfangen, oder?
Ace: Ich bin mehr so der Vielschreiber...
Band 26
Hat sich schon gelohnt, mit der Lektüre so weit zurückzugehen.
Genial:
die Passagen, in denen Kumas über seinen Kollegen Aachthor lästert und generell eine Nörgelei über Gott und die Welt ablässt.
Hier haben wir eine Modellösung für eines deiner Grundprobleme: Immer zu unmäßig viele Einzelideen in die Romane zu fluten. SO geht das perfekt!
Ace: Ich als alter Aus dem Bauch-Schreiber kann doch gar nicht genügend Ideen in einen Band packen. ^^
Aber Kumas hat mir viel Spaß gemacht und tut es immer noch. ^^
Einzeln besonders notierte Glanzpunkte:
„Manche gingen sogar so weit, ihn um die relative Unsterblichkeit zu bitten, die sie dann wirklich für zwei- bis achttausend Sonnenumläufe ertrugen.“
Ace: Tja, Kumas versucht es halt immer wieder...
„Sei nicht so besitzergreifend“, tadelte der Mächtige. „Deinen Planeten kriegst Du ja noch mit der anderen Hälfte (des Howalgoniums).“
Aber in der Frage, ob man für eine Howalgonium-Abtretung von achthundert Millionen Galax urlauben soll, hätte ich schon mehr Diskussion erwartet, wie viele komplette Urlaubsplaneten vom selben Kaliber mit diesem Howalgonium in der Milchstraße hätte kaufen können.
Ace: Ich glaube, der wahre Gegenwert ist die Verkürzung der Reisezeit um ein Drittel und natürlich die höherwertige Technologie, die in der Milchstraße auch ein paar Milliarden Galax bringen wird. ^^
Ein Punkt Erbsenzählerkritik:
Die Diskussion auf der ARIGA „drumrumfliegen oder mittendurch“ geht so gar nicht. Gemessen an ihrer Gesamtflugdistanz ist eine Einzelgalaxie so winzig, dass „Umfliegen“ einfach gar kein Streitthema sein kann.
Ace: Ja, vielleicht, aber es nervt.
Band 27
Mit Band 27 beginnt das Ideenfeuerwerk von derart monumentalen Dimensionen, dass man nicht mehr weiß, wo anfangen und wo aufhören. Und da sind wir auch schon mitten im Problem: Du kannst bzw. willst dich nicht zügeln.
Ace: Wenn mich keine Sau kontrolliert und ich mich ungehemmt - ungehemmt - austoben kann, wieso sollte ich so etwas auch nur in Erwägung ziehen? *ggg*
Da lobt man sich folglich gerade die kleinen schönen Details:
„Nervös schloss Hans Krüger die Nickhäute über allen vier Augen und öffnete sie mit allen Bluesschen Anzeichen der Bestürzung wieder.“
Genial!
Ist dir überhaupt aufgefallen, dass der Blues-Name „Hans Krüger“ erst in dieser Passage seine volle surreale Kraft entfaltet?
Ace: Ich dachte, ein Blue mit deutschem Namen, der zudem kein gatasisch versteht, wäre schon surreal genug. ^^V
Genialer Anschlussmoment ein halbes Heft später:
„Es ist genau diese Art von Humor und Trockenheit, die euch Terraner so interessant für mich macht.“
- sagt Mirona über einen Scherz von Blues-Major Hans Krüger. LOL.
Ace: Er ist halt wie viele seiner Art eingeterranisiert. Mit einem Jülziish hat er eigentlich nur noch die Gene gemein. Und auch da bin ich mir nicht sicher.
Aber die Gesamtbilanz dieses und der folgenden Bände muss ich doch ziehen:
In weiten Zügen liest es sich wie eine Exposéskizze. Um jeden Preis ausufernde Konzeptionen, die nur in Maximalaufwand an Vorträgen vermittelt werden können.
Handlungsgeschehen kommt nur in homöopathischen Dosen vor. Es gibt fast nur zwei Arten Passagen: breite Erklärungsmonologe und ausgedehntes, in manchen Momenten muss man fast sagen: ausgewalztes persönliches Geplänkel. Fast alles ist als Einzelidee witzig, aber alles kommt im Dutzend, bis die Grenze des gelungenen Ganzen weit hinter dir liegt.
Am Ungünstigsten wirkt es, wenn beides zusammenkommt: wenn im persönlichen Geplänkel breite Erklärungen ausgewalzt werden, und die Beteiligten immer noch eins an Schwadroniererei draufsetzen.
Ace: Na ja, irgendwie musste ich ja das Universum und seine Unterschiede zum Kanon-Universum schildern. Das erschien mir der beste Weg zu sein. ^^
Ein konkretes Beispiel:
Das Mirona Thetin gegenüber Randall Ajava so schnell so ausgiebig so vertraulich wird, kann einfach nicht überzeugend wirken. Da geht rundum die Welt unter, und ihnen fällt nichts besseres ein, als Teenager zu spielen? Und selbst wenn das Thema „Männerjagd“ so stehen bleiben soll, hätte ein Drittel der Passagen besser eingespart werden können.
Und im direkten Gegenzug der Dialog um die Opferung von Raumschiffsbesatzungen –aufgesetzt, gestelzt… zu viel Wille zu Erklärungsmonologen bzw. Grundsatzdiskussionen zwischen zwei Figuren.
Man kann einfach nicht jedes, aber auch jedes denkbare Thema mal eben als Kombi aus Dialog und Vortrag irgendwo auch noch mit reinquetschen.
Ace: Entschuldigung?
Klimngt das jetzt ungnädig? Ich betone: wenn ich die Einzelideen, die mich hellauf begeistert haben, alle wiedergeben wollte, würde diese Rezi in Berge von zitierten Stellen ausarten.
Aber Sätze, in denen du deine Figuren den Lesern vorsagen lässt, wie begeisternd sie eine Idee finden sollen, sind nu wirklich äußerst überflüssig. („Junge, Junge, das muss ich erst einmal verdauen. Molkex auf terranischen Schiffen.“)
Ein bisschen mehr Coolness in Ideenflut und Vortragsweise!
Ace: Leider ein paar Jahre zu spät. ^^
Und es ist einfach zu viel. Und es kommt noch mehr Detail. Und noch. Und noch. Und noch. Selbst das genialste Feuerwerk ermüdet irgendwann im permanenten Overkill.
Das Problem des extremen Mangels an packendem akuten Geschehen nimmt sich immerhin etwas weniger drängend aus, wenn man die Folgen 26 bis 32 als Gesamtkonzept zusammen betrachtet.
Ace: Na ja, Du hattest mal geschrieben, die PR-Handlung würde diese großartigen Bilder vermissen lassen, so wie damals, als im Zuge der Invasion der Laren ein ganzer Berg mit drauf stehender Universität verladen wurde. Ich habe seither stets versucht, Dir diese Bilder zu liefern. Und den anderen Lesern, natürlich.
Band 28
Wow.
Wie überwältigend das Szenario um die „Seven Pillars“ ist, und wie glänzend die Umsetzung in diesen Anfangspassagen, hatte ich Dir schon mal gesagt, oder?
Beim zweiten Lesen fiel mir dann besonders die Passage auf, in der Marcus Ajava mit seiner Psi-Empfindlichkeit das Innere des Pillar of Steel wahrnimmt. Eine ungemein packende sinnliche Schilderung, einfach herausragend. Warum ist sowas ansonsten in den RdG-Heften kaum je zu finden? Du kannst es doch!
Aber auch hier: Du lässt erst mal aus dem Mund von Randall und Reelgar diverse zwanghaft-aufgesetzte Albereien von Stapel, bis der Leser gar nicht mitkriegt, dass plötzlich von Marcus die Rede ist.
Ace: Sorry. Na ja, um "sinnlich" zu werden, brauche ich auch die Gelegenheit dazu. Ich bin wohl eher der Action-Autor.
Was ich definitiv noch nicht vermerkt hatte ist, wie glänzend deine Zeitkorrekturen-Konzeption um Alpha-, Beta- etcetera-Zeit wirkt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass man die Idee eines Zeitkriegs so anschaulich und stimmig rüberbringen kann.
Ace: Danke. Darüber habe ich auch lange Zeit gebrütet.
Band 29
Die Einlagerung der Splitter in das Provcon-Faust-Archiv ist wieder eine großartige Idee.
Ace: Danke. ^^
Und eines ums andere Mal fällt mir auf: Du fällst mit all deinen Glanzideen immer gleich mit der Tür ins Haus. Du machst Dir einfach keine Mühe um Plazierung, Hinleitung und Aufbau einer guten Szene.
Ace: Ja, stimmt. Schuldig im Sinne der Anklage.
Nettes Finale. Endlich PASSIERT mal was!!
Ace: Ein klein wenig. ^^
Band 30
Genial:
Taurecs Rettungsmaßnahme. Gewaltiger Verblüffungseffekt.
Und die „Weiße Ebene“ ist zumindest mal wieder ein wirkungsvoller sinnlicher Eindruck.
Ace: Dieser Taurec ist ja auch sehr mächtig. Und die weiße Ebene ist eine Referenz an was genau? ^^
Die Aktionen der Zeitschiffe:
„Es hat fünf Anläufe gebraucht, bis wir eine Zeitschiene gefunden haben, die es der SOL OMICRON erlaubt hat, weiter zu fliegen.“
Wow! Da tun sich mit einem kurzen, trockenen Knall ungeahnte Perspektiven fürs tiefere Verständnis der gerade gelesenen Handlung auf, und plötzlich erkennt man ein Ereignispanorama, wo eben noch ein ganz schlichter Vorfall war. Klasse!
Hingegen: Pathosreiche Ansprachen sind ein ganz schlechtes Mittel, um (NOCH!) mehr Hintergrundinformationen zu plazieren.
Ace: Danke für eins, zwei wird notiert.
Band 31
Genial:
der Howalgoniumschnupfen
Ace: Wenn Dir der Schnupfen schon gefällt, warte ab, bis sie auf Toilette müssen.
richtig süß:
Antoni Corellos Flirten mit Marcus
Ace: Ich war so frei. ^^
Generell thumbs up: Die Entwicklung um Corello. Nur das Ur-Corello auf einmal, völlig unvermittelt, keine Probleme mehr damit hat, dass seine Partner ausgelöscht werden sollen, und gar mitzieht – da fehlt so einiges.
Ace: Er ist nun mal Pragmatiker. Und wenn abzusehen ist, dass er bald keine Partner mehr haben wird... Außerdem verbittet er sich ja Massaker an der Zivilbevölkerung.
Aber:
Der Dialoge-Wirrwarr! Der gewollte Dialoge-Wirrwarr!!
Wenn alle Figuren mit ihren hysterisch-obsessiven Zwischenbemerkungen und hatlos-inkontinentem vom-Thema-Abschweifen unentwegt terminal nerven, dann wird die Nervensägerei auch dadurch NICHT ins komische gewendet, dass die Beteiligten es selber thematisieren!
MARCUS! Entschuldige Dich nicht für das obsessive Schwafeln – HALT EINFACH DAS MAUL!!!!
GUCKY! KEIN SCHWEIN will JEMALS wissen, ob du John Marshalls Mausoleum besucht hast!! KLAPPE HALTEN!!!
AAARGH!!!!
Ace: lol Seit wann hältst Du nichts mehr von Konversation? ^^
Band 32
Jetzt kommt alles vom maßlosen Detail-Schaufeln in die Bahnen einer echten Handlungsentwicklung, und nicht nur wird damit das Vorangegangene im Nachhinein verträglicher – die Handlung nimmt auch wirklich unerwartete smarte Wendungen.
Ace: Bah, muss ein Zufall sein. Ich erfinde die Handlung jedesmal kurz bevor ich mich hinsetze und losschreibe.
Brilliante Idee und richtig süße Umsetzung:
Nharis Menschwerdung
Ace: Zufall. Hat mir aber Spaß gemacht zu schreiben. ^^
Witzig:
der Ursprung der Kreaturen der Blues
Ace: So war das auch gedacht. Erster Hinweis: Nharis erste gebetsmühlenartige Phrase: Und das ist die Wahrheit.
Wow!
die Story der Gohks!
Wohl kaum ganz kanonisch? Als schrifttreuer Rhodanit passt es mir natürlich nicht ganz, dass die hyper-aggro-Monster der Ulebs auf einmal brave ultra-ethische Bürger sind.
Aber was für ein Dreh! So was brilliantes wie diese Psychologie ist mir selten untergekommen.
Ace: Tja, wenn man meint, etwas tun zu müssen, und dafür auch Opfer in Kauf nimmt, kommen sehr ungewöhnliche Verhaltensweisen bei heraus. Die Gohks sind auf jeden Fall die Überraschung der Saison, wie ich hoffe. ^^