Perry Rodener - Unternehmen Zarathustra




Perry Rodener - Unternehmen Zarathustra

Beitragvon Myles » 29.12.2013, 01:30

Hallo Harun,
so, ich habe es endlich geschafft den ersten Band Deiner neuen Stahlfantasie-Serie Perry Rhodener durchzulesen. Und zwar mit spitzem Kommentarbleistift in der Hand. Es sind ein paar Anmerkungen zusammengekommen. Also frisch ans Werk. :)

Zunächst einmal: Ich schaue nicht nach Rechtschreibung. Da hat Word mehr drauf als ich in der Hinsicht. Auch beanspruche ich nicht für mich es besser zu können; denke aber, dass ich ein guter Leser und daher auch über ein paar Dinge gestolpert bin.
Es ist meine reine subjektive Sichtweise. Dein Roman hat mir insgesamt gut gefallen und Du hast Potential. Lass Dich also nicht von mancher spitzen Bemerkung gleich einschüchtern. Obwohl ich da bei Dir eigentlich kaum eine Befürchtung habe :).

Allgemeines
Du beschreibst gerne und viel die Umgebung in den schillernsten Farben. Teilweise muten die Beschreibungen der Orte, Gebäude und Gegenstände mystisch an und Du räumst diesen Beschreibungen viel Platz ein. Was hingegen fast immer völlig fehlt ist eine Beschreibung der Personen. In die Schauplätze konnte ich mich nahezu immer sofort reinversetzen. Bei den Personen und gerade bei den wichtigsten weiß ich bis jetzt nicht wie sie aussehen. Ich habe kein Bild von Ihnen im Kopf und hatte noch bis zum Ende des Romanes gehofft, dass sich dies ändert. Das finde ich sehr schade.

Ich habe ein starkes Problem der zeitlichen Zuordnung Deiner Parallelwelt. Der Bruch scheint im Jahr 1923 mit der Entdeckung des feinstofflichen Äthers zu beginnen. 1960 wurde die Maurellit-Beschichtung entwickelt. 1990 dann erste Raumflüge mit Ätherschiffen. (Seite 12+13).
Auf Seite 18 + 19 kommst Du dann mit den Raketenflügen der Amerikaner und genau hier komme ich schon durcheinander. Die waren ja erst zwischen 1960 – 1970 und auch nach dem Krieg, den die Amerikaner gewonnen hatten. Passt meines Erachtens also überhaupt nicht zu Deinem Setting. Auch die Raumfahrzeuge Russlands und Chinas erwähnst Du, die ja zur gleichen Zeit oder später gestartet sind. Zu einer Zeit also, wo das mit dem Äther schon bekannt war.
Dann auf Seite 20 spricht Lindbergh mit Howard: ...willst Du mir erzählen, dass schon fünfzig Jahre später die Geschichte...“. Ich habe den Zusammenhang so verstanden, dass Howard auf jeden Fall zur Zeit der Raketenflüge gewirkt hat. Also so 1960 und jetzt 50 Jahre später ist dann also das Jahr 2010?
Dann wird es ganz schlimm mit der Zeit. Auf Seite 25 sprichst Du von einem marsianischen Einfall vor über 100 Jahren. WTF?!?
Das sind in meinen Augen starke Logikbrüche die nicht sein müssen.

Du führst neue Maßeinheiten ein, obwohl Deine Geschichte auf die des deutschen Reiches fußt. Du verwendest ja auch viele Begriffe davon und wofür dann die neuen Maßeinheiten wie Kurzmeilen und Zwellen? Ich hatte ja den ganzen Roman über gehofft und wurde dann auch auf der vorletzten Seite nicht enttäuscht. Da stand es dann brav: Meter :mrgreen:

Die Details

Seite 4
Sorry, den kompletten ersten Absatz halte ich für völlig verunglückt. Als ob Du dich damit warm geschrieben und ihn dann am Ende so hast stehen lassen hast. Zunächst ist es ziemlich verwirrend, weil er wohl im All ist und keinen Raumanzug trägt. Erst später weiß man, dass eine Sauerstoffblase da ist auf dem Ätherschiff und dies wohl nur ein Traum. Aber diese Textpassage steht zu dem restlichen Text in keinem Zusammenhang. Für was ist die Szene relevant?

...Sie lag auf der abgewandten Seite verborgen. Nur die funkelnde Finsternis...
Von was denn abgewandt? Das ergibt sich nicht aus dem Text.

...Lautlosigkeit füllte erneut die Sinne aus...
Laute betreffen nur einen Sinn. Den Gehörsinn. Die Augen, dem Geschmackssinn, Tastsinn usw interessieren Geräusche oder auch nicht vorhandene herzlich wenig.

...Leere umfing ihn, nun vollkommen...
Nur um gleich danach den Sternen entgegen zu stürzen? So vollkommen ist die Leere wohl doch nicht.


Seite 5
Ich finde es schön, wie Du immer wieder zwischendurch ein wenig Hintergrundwissen durch Radiosprecher usw einstreust. Auch wenn Du dieses Stilelement meines erachtens ein wenig überstrapazierst.

Seite 6 +7
Sehr schön auch, wie Du den Lyrischen Text mit den Geschehnissen in der S-Bahn verknüpfst. Mir fehlt nur leider ein wenig der Bezug zu Rodener. Wie er darüber denkt was dort passiert. Rodener ist mir zu passiv und hier wäre eine erste Chance gewesen ihm ein erstes Profil zu geben.

Letzter Absatz:
...Der glänzende Aluminiumleib des mächtigen Ätherfisches...
Und dazu Seite 20, erster Absatz von Kapitel 2X3
...kreuzte gemächlich ein mächtiger Ätherzeppelin; an seiner elfenbeinfarbenen Außenhaut...
…, als ein zweiter „Ätherfisch“ über dem Geschehen aufkreuzte...
Soso. Einmal Aluminiumfarbend und einmal elfenbeinfarbend. Die Schiffe können ja gerne unterschiedliche Farben haben, aber dann fehlt mir ein kleiner erläuternder Hinweis dazu. Zudem ein Hinweis, dass Ätherfisch und Ätherzeppelin das Gleiche ist. Vielleicht ist Ätherfisch ja die umgangssprachliche Variante. Ich weiß, ich bin spitzfindig. 8)

Seite 11
...Alles was Sie wissen müssen, hören Sie hier. Alles, was Sie nicht wissen müssen, hören Sie hier nicht...
Dieser Satz ist mir zu plump. Parodie mit der Holzhammer-Methode.

Seite 19
Lindbergh der mächtigste Mann der Welt? Wenn ich es richtig verstanden habe, dann steht er der USA vor und die sind schon lange nicht mehr die mächtigste Nation. Sondern das Deutsche Reich mit Verbündeten usw. Von daher unpassend ohne nähere Erläuterung.

Seite 20
Warum kommt der gute Präsident erst jetzt auf die Idee mal seine Leute daran zu setzen? So fünf Minuten vor der Angst? Schließlich waren doch vorher schon sieben Probeflüge usw. Etwas arg unlogisch.

So hart es vielleicht klingt. Ich halte fast das gesamte Kapitel 2X3, Festnacht der Völker, für nahezu komplett überflüssig. Die Szenen mit den Umzügen der einzelnen Völker sind viel zu lang und überfrachtet. Sie bringen die Handlung null voran und gehören stark zusammengekürzt auf ein schöne Akzente.
Die Verballhornung von Babylon 5 und Star Trek fand ich dagegen gut. Auch die kurze Erwähnung der Okefenekos Gruppe :D.

Seite 25
Kapitel 3
Du sprichst vom Reichskanzler Kasner. Auf Seite 30 dagegen:...Morgen sitzen die Reichskanzlerin und vermutlich der Kaiser in spe..., Der Kanzler hat aber schnell das Geschlecht gewechselt. :)

Seite 26
Alles ist streng darauf bedacht das deutsche Kulturgut zu verbreiten und zu nutzen und dann auf der wichtigsten Pressekonferenz sagt Ms Pounder: Ladies and Gentleman... ??
Selbst wenn sie aus Schottland kommt ist das meines Erachtens nicht passend zum Rest des Settings.

...“Reichstreu! Melder Spieß, Völkisches Kreuz.“ Der nächste Fragesteller wurde weitschweifig...

...Der nächste Fragesteller... gehört vor ...“Reichstreu!...“
Ansonsten passt der Kausalzusammenhang nicht.

Seite 29
...Darüber hinaus wird es selverstverständlich Plakate, Bausätze..
Die Szene fand ich gut. Da musste ich schmunzeln :)

Seite 31
Die Überschrift zum Kapitel 4 verrät viel zu viel über den Inhalt. Fetter Spoiler.
Aber warum erster Absturz? Von weiteren habe ich nichts im Roman gelesen. :)

Seite 40
Was zum Geier sind LE-Packen?

Seite 42
…, das zu einem Kreuz von sechs meterlangen Stichflammen wurde....
Hm, sind jetzt sechs Stichflammen von Meterlänge (übrigens, auch hier wieder Meter und nicht Zwelle ;-) oder sechs Meter lange Flammen gemeint? Egal, beides dürfte verherrend für die Inneinrichtung des Mondwagens sein. Aber da ist nicht mal ein Kratzer? Unwahrscheinlich.

Seite 47
Die Beschreibung hier im ersten Absatz ist etwas zu ungenau. Ich konnte mir leider nichts darunter vorstellen, was Du mit einem Ringband meinst was auf einmal aus dem Boden erscheint.

...Sie waren nicht mehr allein! Sie waren niemals allein gewesen!...
Aha. Marsinvasion von vor 100 Jahren war ja nix. Schon zu lange her.

...“Wie bewältigen sie die Luftverdrängungen?“...
Auf dem Mond Luftverdrängungen???

Seite 48
Ganz am Anfang des Romans glotzten schon 100 Augen und jetzt glotzen die Äthernauten. Passt nicht zur der restlichen Sprache die Du sonst im Roman verwendest.

Die Passagen in den weißen Räumen sind mir etwas zu langatmig geraten. Alles ist so eintönig weiß. Ich habe mich beim Querlesen erwischt :)

Seite 53
...Die Männer machten sich über sie her...
Nunja. Muß man verstehen. Hatten wahrscheinlich lange keinen Sex. Und dann so eine Bildschöne Frau die auch noch dauernd Nackt ist :roll:
Mal im Ernst. Liest sich etwas anrüchig. Eine andere Formulierung wäre hier besser gewesen.

Seite 55
Kapitelüberschrift.
Schon wieder Gentleman. Wir sind doch hier in einer deutschen Stahlfantasie-Serie oder?

So, das war es dann auch. Ist auch spät genug. Gähn.

Ich bin gespannt auf den zweiten Roman und das soll was heißen. :)

VG
Marc
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Re: Perry Rodener - Unternehmen Zarathustra

Beitragvon Al Khidr » 10.04.2014, 00:50

So, falls irgendjemand sich wundert - dieser schöne detaillierte Kommentar ist nicht unbeachtet geblieben. Wir hatten die Diskussion nur per E-Mail fortgesetzt.
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Re: Perry Rodener - Unternehmen Zarathustra

Beitragvon Torben » 11.04.2014, 09:06

Tja, und wer hat gewonnen? ;-)
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Re: Perry Rodener - Unternehmen Zarathustra

Beitragvon Al Khidr » 11.04.2014, 14:23

Alle haben gewonnen, mein Sohn. (Hier fehlt ein "mit priesterlicher Milde blick"-Smilie)

Wie schon an anderer Stelle bemerkt, hat Myles mich veranlasst, sehr ausgiebig über die Charakterisierung der Hauptfiguren nachzudenken, wovon zumindest ein wenig im aktuellen Band zu spüren ist.
Insofern: Volltreffer!

In den meisten anderen Punkten habe ich Mißverständnisse ausräumen können, oder Undeutliches erhellen können. Manche nicht ganz so deutlich gesagte Dinge nimmt der eine im Vorbeigehen mit, und der andere will das genau wissen. In den meisten Fällen fand ich nicht, dass es Fehler von mir waren, aber ein paar mal musste ich sehr, sehr spitzfindig werden. ;-)

Soll ich die lohnenderen Ergebnisse des Austausches hier nochmal reinstellen? Ich hatte schon erwogen, sie als LKS-Beitrag zu bringen - aber dazu müsste ich die Lieferungen an Bully erst mal überhaupt pünktlich fertig kriegen. Bisher war für Extras nicht die Zeit.
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Re: Perry Rodener - Unternehmen Zarathustra

Beitragvon Tiff » 12.04.2014, 19:01

Stell rein. Wann sonst hat man Gelegenheit, seine Gedanken so detailliert auszubreiten?
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Re: Perry Rodener - Unternehmen Zarathustra

Beitragvon Al Khidr » 14.04.2014, 18:44

So, hier ist unsere weitere Diskussion über PeRo 1 von Anfang Januar - in einem Rutsch zusammenmontiert.
Marc, weil Du hier im Forum immer noch unter "Myles" geführt wirst, heißt du auch weiterhin so. Basta.

Harro:
Stimmt, Personenschilderungen kommen bei mir sehr kurz. Ich neige eher dazu, die Personen nur durch das, was sie sagen und tun, wirken zu lassen. Da könnte man sicher noch etwas Feinschliff anbringen. (Aber die Sorte Passagen, die von allen Anwesenden im Raum erst mal penibel das Aussehen und die persönlichen Besonderheiten auflisten, die gehen auch nicht. Da das rechte Maß zu finden, ist schon eine Kunst.)
Myles:
Natürlich soll die Personenbeschreibung nicht so plump daherkommen. Aber, sorry, bei Dir fehlt sie VÖLLIG. Auch, und da nehme ich schon meinen Hauptkritikpunkt für Band 2 vorweg, beim Folgeband.
Ich möchte mir die Personen und um die geht es ja hauptsächlich, gut vorstellen können. Ich will nicht wissen wieviel Pickel sie auf der Nase haben, aber wenigstens etwas um meine Phantasie zu füttern. Und meine Phantasie ist in der Hinsicht in beiden Romanen verhungert. Dies reisst deine beiden ansonsten sehr guten Romane um glatt zwei Sterne (von fünf) nach unten in meiner persönlichen Bewertung und das finde ich ausgesprochen schade.

Harro:
Besser inzwischen?

Harro:
Die "Inkonsistenz" der historischen Entwicklung:
Die Datumsangabe „2022“ in den Nachrichten haben wir aber nicht überlesen, oder? IMHO ergibt sich mit Bezug darauf alles schlüssig.
In dieser Welt funktioniert Ätherphysik - aber das heißt nicht, dass die reale Physik so nicht funktioniert. Und die ingenieurtechnischen Mittel, die Ätherphysik zu entwickeln, haben nur die Deutschen beherrscht. Alle anderen sind dem Irrweg der jüdischen Physik gefolgt. :wink: Die Deutschen haben es besser gewusst, und schließlich die Ätherphysik zum Durchbruch gebracht. (Du musst da an die Geisteshaltung von modernen Pseudowissenschaftlern denken. Die postulieren genau solche alternativen Physiken, obwohl die ganze Welt erfolgreich mit konventioneller Physik arbeitet.)
Aber auch die Deutschen haben die ersten Ätherraumschiffe erst seit 1990 – also ist alle Entwicklung vorher, in anderen Ländern, die anderen Wege gegangen.
Und die Amerikaner brauchen nicht den 2. Weltkrieg und Beutewissenschaftler, um Mondraketen zu erfinden. Die sind ja nicht ganz auf den Kopf gefallen. Hm, andererseits haben sie es am Ende in den Sand gesetzt...
Der kleine Vortrag mit den Namen von russischen und chinesischen Raumschiffen - da habe ich nicht groß über Konsistenz gegrübelt, sondern dem Affen Zucker gegeben; aber es läßt sich prinzipiell in denselben Bahnen erklären.

Myles: Auf Seite 25 sprichst Du von einem marsianischen Einfall vor über 100 Jahren. WTF?
Harro:
Natürlich, der marsianische Einfall von 1898! Das psychologische Schlüsselereignis der modernen Weltgeschichte (abgesehen von der Reichsgründung und dem Mondflug). Das kennt doch jeder zumindest aus Filmen, darüber muss man niemandem was erklären! (grins. Lies H.G. Wells.)
Myles:
Okay. Die in meinen Augen vorhandenen Zeitfehler werden im zweiten Band fast geklärt.
Natürlich weiß ich worauf Du anspielst mit der Invasion der Marsianer. Aaaaber. Man merkt in der Handlungsgegenwart null von diesem einschneidenden Ereignis. Gerade dieses sollte das Deutsche Reich geprägt haben und dementsprechend erwähnt werden.

Harro:
Gut 120 Jahre sind ne ganze Menge Zeit, wenn seither gar nichts mehr in der Richtung passiert. Ich wollte in Puncto Marsianer bewusst nur minimal andeuten, und gerade keine gründlichen Hintergrundinfos liefern. Da baut sich noch was auf.
Myles:
Aber wie schon gesagt. Der zweite Roman versöhnt mich dazu ein wenig, auch wenn ich mir die Infos da schon im ersten Band gewünscht hätte. Dann würde ein blöder Leser nicht darüber stolpern. Dann hat, zumindest in meinen Augen, der Autor etwas versäumt. Dann wurde es nicht klar ersichtlich. Von der Möglichkeit mal jetzt abgesehen, dass der Leser zu blöd war den Autor zu verstehen ;-).

Harro:
Da ich das alles zu meinem und eurem Spaß mache, nehme ich mir die Freiheit, dass so manches nur unter einigem Mitdenken klar wird, und einiges erst mal noch gar nicht.
(Gebt’s zu: Keiner hat bisher eine Idee, was mit dem verschwundenen Schulmädel los ist.)

Harro:
Neue Maßeinheiten:
Es ist ein neues Reich, das auf ganz anderen Wegen gegründet wurde, und sich dann auch entsprechend entwickelt hat. Die Nazis aus unserer eigenen Parallelwelt waren ja in vielen Aspekten erschreckend undeutsch...
ICH HAB EINMAL METER STEHEN LASSEN?! AAAAAH! NEIIIIN!


Detailkommentare:

Auftaktkapitel - Traumsequenz
Ups - ich hoffe, es gibt Leser, zu denen die Traumsequenz mehr spricht. Sachlich verständlich kann sie an dieser Stelle natürlich noch nicht sein.

„...Sie lag auf der abgewandten Seite verborgen. Nur die funkelnde Finsternis...“
Myles: Von was denn abgewandt? Das ergibt sich nicht aus dem Text.
Harro:
Er steht vor einer Wand, und kann nur in eine Richtung gucken. Die Erde liegt in der anderen Richtung, also, vereinfacht gesagt, hinter der Wand.
Myles: Lies Dir den Text mal durch. Da steht nichts davon, dass er vor einer Wand steht. Erst als er sich dann nachher umdreht.
Harro:
N bisschen mitdenken oder Geduld mit dem Aufklaren haben muss man als Leser auch. :evil: Okay, Großmäuligkeit beiseite – ich hatte gehofft, dass der Leser in dem Punkt noch mitkommt. Es haben aber offenbar so manche Leser Schwierigkeiten mit dieser Traumsequenz. :cry:

„...Lautlosigkeit füllte erneut die Sinne aus...“
Myles: Laute betreffen nur einen Sinn. Den Gehörsinn. Die Augen, den Geschmackssinn, Tastsinn usw interessieren Geräusche oder auch nicht vorhandene herzlich wenig.
Harro:
Ich bin mir nicht sicher, ob du schon mal das Erlebnis völliger Lautlosigkeit hattest. Die kann dich - subjektiv - regelrecht verschlingen. Mit allen Sinnen. (Natürlich kannst du dann darauf bestehen, dich zu kneifen, und die Innenseite von deinem Mund zu schmecken. Aber ich schreibe nicht für Spielverderber. :-P ) Außerdem - HA! - hast du keine Kontrolle darüber, was du in einem Traum erlebst. Dinge, die du mit funktionierendem bewusstem Willen sofort denken und tun würdest, passieren in einem Traum einfach nicht. Es passiert nur das, was die Zwangsvorstellung verlangt, die sich da gerade auslebt.
OK, aber wenn es für jemanden nicht funktioniert, so, wie ich es geschrieben habe, muss ich mir das merken.

Rodener in der S-Bahn:
Tiff wollte da auch Rodener eingreifen sehen. Aber ich glaube nicht, dass das funktioniert hätte. Wenn sich das ganze Abteil so kollektiv zusammenballt, dann kann da kaum ein anständiger Mensch noch gegensteuern. Ich habe da eine ziemlich düstere Vorstellung von Mobpsychologie. Und Rodener sollte nicht gleich ein übermenschliches Charisma bekommen, mit dem er einen kompletten Mob hypnotisieren kann.
Außerdem hatte ich da wohl den Hintergedanken, dass Rodener so dies und jenes Fragwürdige erlebt, und dann am Ende auf all das reagiert, indem er die Rkoniden nicht dem Reich ausliefert und effektiv zum Verräter wird. Erst einmal müssen die Verhältnisse so sein, wie sie sind. Unabänderlich. Bis zu diesem Punkt sollte Perry kein Widerständler sein.
Toll, dass du die Verschränkung mit dem lyrischen Text gelungen fandest. Da hatte ich meine größten Zweifel. (Du kennst den Song, oder? Alle naselang im Radio.)
Myles:
Er soll ja auch nicht eingreifen. Das wäre überzogen. Aber sich mal seine eigenen Gedanken dazu machen oder zumindest eine Regung wie es ihn berührt? Es wäre ja auch gut gewesen ihm etwas zustimmendes zu geben. Da erkennt der Leser, dass ist seine derzeitige Haltung, die sich dann durch die Geschehnisse wandelt. So ist er zu passiv in der Szene.


Festnacht der Völker:
Das war ja als einzelne Ergänzungsgeschichte geschrieben, nachträglich. War gar nicht fest geplant, das ins Heft einzubauen. Dann stellte sich heraus, dass ich Bully die Textfassung geschickt hatte, in der das probeweise eingefügt war… Ich wollte unbedingt meine Ordnerroboter drin haben!
Der richtige Platz für die „Festnacht“ wäre auch - wenn schon - nach Kasners Rede und der Pressekonferenz gewesen. Aber einige Aspekte wie der Name „Knautschzonen“ funktionieren auf einem Parodie-Niveau, das streng genommen gar nicht zu der inneren Schlüssigkeit der Haupthandlung passt - also geht eine Einfügung eigentlich gar nicht.
Dumm gelaufen, mein Fehler.

Myles: Seite 25 - Du sprichst vom Reichskanzler Kasner. Auf Seite 30 dagegen: „...Morgen sitzen die Reichskanzlerin und vermutlich der Kaiser in spe...“. Der Kanzler hat aber schnell das Geschlecht gewechselt.
Harro:
Das Deutsche Reich ist von keiner Feminismusseuche befallen. Die übliche Form ist "Reichskanzler Kasner". Gelegentlich wird auch "Reichskanzlerin" gesagt, aber eher ausnahmsweise.
"Dorothea Kasner" ist klar, ne?

Myles: Alles ist streng darauf bedacht das deutsche Kulturgut zu verbreiten und zu nutzen und dann auf der wichtigsten Pressekonferenz sagt Ms Pounder: Ladies and Gentleman... ??
Selbst wenn sie aus Schottland kommt ist das meines Erachtens nicht passend zum Rest des Settings.

Harro:
NATÜRLICH werden britische (und etwa auch italienische) Angehörige des Reiches zu einem gewissen Grad ihre Sprachgewohnheiten behalten, zumal die Germanisierungsreformmacke (schönes deutsches Wort!) mit der Deutschen Sprache unmöglich äquivalent auf andere Sprachen übertragbar ist. Ob die Briten im Englischen ein Äquivalent von "Kurzmeilen" und "Zwellen" übernommen haben - das hab ich mir noch nicht überlegt. Wahrscheinlich nicht. Die neuen Begriffe sind ja extra so geprägt worden, dass die Maßeinheiten identisch bleiben. ;-)

Myles: Die Überschrift zum Kapitel 4 („Der erste Absturz auf dem Mond“) verrät viel zu viel über den Inhalt. Fetter Spoiler. Aber warum erster Absturz? Von weiteren habe ich nichts im Roman gelesen.
Harro:
Es wäre die erste Landung auf dem Mond gewesen. Und wenn man spitzfindig ist, ist es ja nicht wirklich eine LANDUNG. Aber es gibt hier natürlich was zu kritisieren: Nach allem, was man weiß, ist es ja bereits der zweite Absturz. :)
In Puncto noch mehr Abstürze müsstest du jetzt eigentlich bedient sein. :D

Myles: Was zum Geier sind LE-Packen?
Harro:
Lebenserhaltungspacken. Na hör mal! (Okay, ich musste die Szene gerade nachschlagen, sorgfältig lesen und ein Weilchen scharf nachdenken, bis ich selber darauf kam.)

S.42 – meterlange Stichflammen - in der Mondwagen-Kabine?
Harro:
"Bulling stellte auf dem flachen Kamm der Anhöhe das Messgerät auf."
Da hätte ein Absatz zwischen gehört, Es ist ja ein kleiner Zeitsprung zwischen Aussteigen und Aufbauen.
„meterlang“ -
Ähm. In der Auktorialform kann der Erzähler "Meter" sagen. "Zwellen" ist nur der Sprachgebrauch der Figuren im Roman.
(doublefacepalm)
Myles: Na, ich weiß nicht. MIt der Theorie kenne ich nicht so aus. Es fühlt sich aber falsch beim lesen an und ich bin der allmächtige Leser. Der allmächtige Erzähler kann mich da mal ;).
Harro nachträglich dazu:
Ich war im Lauf der Romane ständig hin und her gerissen, was das deutsche Vokabular betrifft. Es immer zu verwenden kam einfach nicht hin. Also hab ich für mich festgelegt: Der Erzähler muss das alles nicht verwenden, aber die Kurzmeilen und Zwellen zieh ich durch. (Wo nicht, hab ich’s übersehen. Ein Wort wie „zwellenlang“ klingt aber auch komisch.) Rodener, Bulling und die nichtdeutschen Reichsangehörigen verwenden auch die Maße, aber nicht die schrägeren Ausdrucksweisen. Die volle Schönheit des Reformdeutschen entfaltet sich erst in der offiziellen Sprache der Reichsorgane.

"Sie waren nicht mehr allein"
Myles: - und die Marsinvasion?
Korrekte Kritik. Ich wollte unbedingt das Scheer-Zitat einbauen. Wie auch einige andere.

...“Wie bewältigen sie die Luftverdrängungen?“...
Myles: Auf dem Mond Luftverdrängungen???
Harro:
Im Hangar. Sie stehen ja in einem Bereich, in dem sie atmen können; aber es ist ein Startbereich für Beiboote.
(Stimmt, das wird erst kurz darauf klar.)

„...Die Männer machten sich über sie her...“
Myles: Liest sich etwas anrüchig. Eine andere Formulierung wäre hier besser gewesen.
Aber nie im Leben! (breites, schmieriges Grinsen)

Überschrift „Gentlemen, be seated.“
Myles: Schon wieder Gentleman. Wir sind doch hier in einer deutschen Stahlfantasie-Serie oder?
Harro:
Von irgendwoher hatte ich das als Zitat im Kopf. Und es wäre ja Krest, der das sagt.
Ein Songtitel von Cream als Überschrift passt ja auch nicht zum Reich, sondern ist ein gewollter Kontrast.

Und? Und?
Ist der Taxifahrer gut gekommen?
Sind die Passagen des Flugs zum Mond, mit den Schilderungen der ZARA gut gekommen?
Myles: Der Taxifahrer war strange. So richtig schön gegen den vorherigen Stil gebürstet :).
Die Passagen des Fluges und vor allem Deine Schilderung der Lichtumkehrung in dem Feld auf dem Mond waren klasse. Dafür ziehe ich meinen Hut.



und im Weiteren…

Myles: Alles in allem machst Du Handgranaten-Herbert alle Ehre. Technik und Umgebung hui, Personen? Wat dat denn? :)
Ach ja, als Parodie bis jetzt ganz gut gelungen. Du must nur aufpassen das Setting nicht selber zu ernst zu nehmen. Vor allem im zweiten Band schwindet die Parodie immer mehr. Dürfte aber im laufe der Bände auch schwer aufrecht zu erhalten sein.

Harro:
Den Parodie-Aspekt will ich eigentlich gerade zügeln. Für die Haupthandlungsentwicklung fallen mir dann doch primär ernste Wege ein, und dass mein Drang nach humoristischer Brechung immer wieder alles andere überschwemmt, ist so nicht wirklich vorgesehen. Allzu pure Parodie trägt nicht auf Dauer. Und ab einem zu dominierenden Maß von Humor funktioniert es dann nicht mehr auf ernsthafter Ebene; diesem Schicksal muss ich aus dem Weg gehen.

Myles: Du bestimmst was wo steht und wie es auf die Leser wirkt. Rausreden zählt nicht. :D
Harro:
Falsch. Die Deadline bestimmt. D.h. Die Überziehung derselben um drei Wochen bestimmt, wieviel Sorgfalt ich in die abschließende Redaktion legen kann. Wir sind ein Haufen große Dilettanten, die wild an all dem herumschustern, um etwas halbwegs vorzeigbares fürs nächste WoC zu basteln, weißt du nicht mehr?
Myles: hm, bei einem Roman der Extra erscheint wäre ich persönlich wohl so, dass ich diesen dann lieber um eine Ausgabe verschiebe, statt vielleicht etwas abzuliefern was so nicht gewollt war.
Harro:
Du hast ja so recht. Geht aber nicht!
Erstens will ich so viel Inhalt umsetzen, dass ich einfach dranbleiben muss, möglichst jedes Quartal einen Band rauszuhauen. Selbst so wird das etwas konkreter geplante Material zehn Jahre dauern!
Zweitens komme ich nie mit dem Fertigschreiben zurande, wenn nicht dringend eine Deadline droht – am Besten eine bereits abgelaufene… :oops:
Und drittens habe ich schon so viele Fans, die begierig auf den nächsten Band warten!
Al Khidr
 
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