Re: Chinesische Zustände in Deutschland?
von Tiff » 07.06.2009, 19:01
Hi, Hamiller.
Danke für Deine Meinung. Hierzu vielleicht ein paar Informationen, die sich auch leicht recherchieren lassen.
Fakt ist, das "sperren" oder mit Stop-Zeichen belegen soll kein demokratisch belegtes Gremium erfüllen, sondern ein Organ der Exekutive, die Polizei. Wobei hier die Entscheidungsgewalt auch bei der Polizei liegen soll. Das ist in keinem Fall demokratisch, sondern gefährlich nahe an Schlagwörtern wie dem Bundeswehreinsatz im Inland.
Fakt ist, es gibt Organe der Selbstkontrolle, ehrenamtliche Helfer, die Kinderpornographie im Netz aufspüren und helfen diese Seiten zu sperren und bei der Opferermittlung helfen, sowie Hinweise auf die Täter geben. Du glaubst doch nicht, der Engländer, der verpixelte Bilder von sich ins Netz gestellt hat, war ein Fahndungserfolg der Polizei? Fakt ist übrigens auch, dass die Sperrung von Kinderpornographie nichts verbessert. Das Geld, das man in diese Arbeit steckt, durch Aufwand und Personal, sollte man besser für Fahndungen in der Realwelt aufwenden.
Das Internet unter Generalverdacht... Gut, es gibt Pornographie im Netz. Ein gängiger Witz sagt, man kriegt das ganze Internet jetzt auf vierzig DVDs, ohne Pornos auch auf zwei CDs. Das ist so falsch nicht. Aber wer bitte will der Sperrwut Einhalt gebieten, wenn da erstmal jemand los gelassen ist? Ich habe vor kurzem über Twitter erst gelesen, dass Finnland, z.B. seiner Polizei erlaubt, Kinderporno-Seiten zu sperren. Prompt haben sie auch über eintausend Seiten gesperrt. Allerdings normale Pornographie. Nicht mal ein Prozent der gesperrten Seiten hatte überhaupt etwas mit diesem verwerflichen Thema zu tun. Das ist wie mit dem MG schießen, in der Hoffnung den Richtigen zu treffen. Oder der Ansatzpunkt, um die Internetfreiheit der Willkür Einzelner auszuliefern. Wir könnten jetzt natürlich lang und breit über Pornographie im Internet diskutieren, über das für und wieder, über Nutzen, Zweck und gesellschaftliche Akzeptanz - normale Pornographie natürlich. Aber Fakt ist auch, sie ist in Deutschland nicht verboten.
Mein persönliches Fazit: Nicht mit Stoppschildern sperren und die Zugriffe zählen (und die Zugreifenden speichern, für was auch immer), sondern Kinderpornographische Seiten aufspüren, die Inhalte den Behörden zur Strafverfolgung zur Verfügung zu stellen und dann die Seiten ein für allemal ins Datennirvana schicken.
Du hast in einem Punkt Recht, Hamiller, Kinderpornographie auf deutsche Server hochzuladen ist stafbar. Die sitzen meist im Ausland, in möglichst rechtsfreien Räumen. Die Verbesserung internationaler Verträge, die internationale polizeiliche Zusammenarbeit zu verbessern, Strafverfolgung von Tätern auch über internationale Grenzen hinweg zu erreichen, das bekämpft dieses verwerfliche Verbrechen wesentlich besser, als wild umher zu sperren.
Selbst eine wie auch immer geartete Kommission, die nicht demokratisch legitimiert ist, erscheint mir hier absolut keine Lösung zu sein.
"Aber es geht doch gegen Kinderpornographie!" Geht es hier wirklich um Kinderpornographie? Haben wir es hier mit einem schlecht erstellten Versuch der Bekämpfung dieses Verbrechens zu tun? Oder doch mit dem Versuch, die Zensierung des Internets in Deutschland zu zu lassen?
Ich tendiere zu letzterem, siehe Finnland. Hier fängt das an. Und wo hört es auf? Ich will das jedenfalls nicht erleben.
Die Täter erwischen wir auf diese Weise jedenfalls nicht.
Edit: Nicht Symptome bekämpfen, sondern die Ursachen beseitigen.