Obsidian - Finale




Obsidian - Finale

Beitragvon Al Khidr » 21.10.2004, 09:41

Finale für Obsidian - Die Kluft kollabiert.

Mit den letzten zwei Heften hat sich Atlan-Obsidian als ein kapitaler Fall von leeren Versprechungen erwiesen. Ich weiß nicht, was zum Teufel Anton sich denkt. Alles, alles was über "Alltags-Action" von Band zu Band hinausgeht, ist hier in den Sand gesetzt worden - auf eine Weise, die den Eindruck erweckt, daß die elementarsten Dinge, die ein Leser von einem Mini-Zyklus erwarten darf: eine solide Spannungsentwicklung, ein angemessener Höhepunkt, mit einem Inhalt, der den anfänglichen Andeutungen gerecht wird, eine Behandlung und Auflösung der aufgebauten Rätsel, ein Sinn der in das Rätsel eingebauten Clues - Anton völlig gleichgültig sind.

Vielleicht darf man von einem Atlan-Zyklus nicht zuviel erwarten. Er wird offiziell als das weniger anspruchsvolle Segment der aktuellen PR-Strategie betrachtet, und in ihm werden noch nicht bewährte Autoren erprobt. Aber: wenn das Potenzial nicht reicht, mehr zu kreieren, als banales Drauflosabenteuern, dann soll man von Heft 1 an auch keine Erwartungen auf mehr wecken! Diese Forderung ist natürlich kaum durchzusetzen, weil Expokrat und Redakteur sagen werden: um überhaupt von Lesern angenommen zu werden, muß man etwas richtig Großes, Packendes einbauen, um das es in der Miniserie geht.
Schön, nur: wie sich herausstellte ging es am Ende gar nicht darum. Der Zyklus geriet am Ende zu einer Mogelpackung ohne Inhalt. Wie viele Leser machen so was mit, ohne spätestens nach der zweiten derartigen Erfahrung zu sagen: nie wieder Atlan? Oder, bei tieferem Durchblick: nie wieder Anton-Exposé?

Eine kleine Bilanz all dessen, was uns vorenthalten wurde:

Da ist ein Sonnensystem, das einen Ring von fünf Planeten enthält. Was hat es damit auf sich? Was steckt hinter diesen Welten?
Ja, also: Alle fünf Welten sind identisch. Komplett. Nur die Siedlungen der Menschen darauf sind unterschiedlich, aber nicht besonders. Alles das gleiche Muster aus prämodernen Ansiedlungen aller erdenklichen Völker mit Ansätzen von Steampunk. Es macht im großen und ganzen keinen spürbaren Unterschied, ob man sich auf der einen oder der anderen Welt aufhält. Der Leser verliert sogar jeden Überblick, wo die Handlung gerade ist.
Des Weiteren: weil der Kristallmond mit seiner PSI-Materie alles kann, hat er die fünf Welten mal eben aus dem Nichts gezaubert. Es hat ihm halt so gefallen. Und wenn es sich so ergibt, läßt er sie auch eben mal so wieder verschwinden.
Welcher Leser soll sich da nicht verarscht fühlen?

Die Obsidian-Kluft: ein Schockeffekt. Man findet sich in einem Raum wieder, der nur ein einziges Sonnensystem umfaßt; dieser Raum ist eingefaßt von einer riesigen Hohlkugel aus Obsidiansplittern. In diesem Obsidianmeer tun sich Dinge. Als die Vergessene Positronik auftaucht, gerät der Obsidian in Wallung und greift die Positronik an. Was hat es mit all dem auf sich?
Ja, also: Nichts besonderes. Das ist eben so. Hat nichts weiter zu bedeuten.
Welcher Leser soll sich da nicht verarscht fühlen?

Womit wir bei der Vergessenen Positronik wären. Das Ding taucht einfach aus dem Nichts auf. Die "Erklärung" dafür klang so willkürlich, dass man sie ohne weitere Beachtung abtun kann. Man hätte erwarten können, dass sich am Ende des Zyklus noch besssere Erklärungen enthüllen, zumindest andeutungsweise - aber da kam nix. (Der aufmerksame Leser weiß natürlich, was der wirkliche Grund ist: die Vergessene Positronik ist gerade in den Atlan-Blaubänden aufgetaucht, ebenso wie die Varganen, und wurde hier eingebaut, um zwischen den zwei Serien gegenseitig Aufmerksamkeit zu wecken.)
Nun ist die Positronik also in die Obsidian-Kluft hineingeraten, taumelt vor sich hin, kann von den Obsidian-Massen nicht gestoppt werden, und stürzt schließlich auf den Kristallmond. Wumm! Oder auch nicht. Ein, zwei Hefte später erfahren wir, das nichts weiter besonderes passiert ist; die Positronik hat keine Schäden erlitten, und nachdem sie eben gecrasht ist, startet sie nun halt wieder, und fliegt davon.
Welcher Leser soll sich da nicht verarscht fühlen?

Der Kristallmond: ein offensichtlich künstlicher Körper, mit offensichtlichen Bezügen zu den Mächtigen - denn er hat exakt die Größe eines Sporenschiffs. Diese Größenangabe ist die Clue, die den Leser ahnen läßt, was hinter der Obsidiankluft steckt. Und wir erfahren dazu ja auch eine große Hintergrundstory. Nur, in dieser Hintergrundstory - was hat es jetzt genau mit der Größe des Kristallmonds auf sich?
Ja, also: eigentlich nichts. Ist kein Sporenschiff oder irgendwas ähnliches. Das Ding ist nur eine große Ballung PSI-Materie. Die Größe? Ist bloß Zufall. Oder eine obskure überlebte Tradition, die den Wechsel von Kristallmonden zu Sporenschiffen mitgemacht hat.
Welcher Leser soll sich da nicht verarscht fühlen?

weiter mit thread 2
Zuletzt geändert von Al Khidr am 22.10.2004, 07:54, insgesamt 1-mal geändert.
Al Khidr
 
Beiträge: 276
Registriert: 30.05.2004, 00:33
Wohnort: Berlin

von Anzeige » 21.10.2004, 09:41

Anzeige
 


Ähnliche Beiträge

Flammenstaub 12 - Das Finale
Forum: Rezensionen
Autor: Goettrik
Antworten: 2
Deutsche Handballer im WM-Finale!!!!
Forum: Allgemeines
Autor: Goettrik
Antworten: 4

Zurück zu Rezensionen

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron