Piratenbashing




Re: Piratenbashing

Beitragvon Hamiller » 13.06.2012, 19:05

Wir zahlen ja momentan auch schon eine Kultur-Gebühr, ob wir wollen oder nicht. Die GEMA hat gerade einseitig die GEMA-Abgabe auf USB-Sticks von 15 Cents auf knapp 2 Euro erhöht, weil man darauf ja kopierte Musik speichern könnte. Was man nicht darf, aber weil man ja könnte...

Externe Festplatten sind auch betroffen, bei IPhones zahlt man über 30 Euro nur an die GEMA.

Also mir gehen die Maximalforderungen der Piraten zu weit (Tauschbörsen legalisieren), aber ich halte sie für ein dringend nötiges Gegengewicht zu Möchtegern-Internet-Regulatoren, der Abmahnindustrie und immer längeren Urheberrechtsschutzzeiten. Leute in technsichen Berufen können nur blöd gucken, wenn sie ihren Patentschutz mit dem Urheberrechtsschutz vergleichen.
Hamiller
 

von Anzeige » 13.06.2012, 19:05

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Re: Piratenbashing

Beitragvon Cyno » 13.06.2012, 20:44

Hamiller hat geschrieben:Wir zahlen ja momentan auch schon eine Kultur-Gebühr, ob wir wollen oder nicht. Die GEMA hat gerade einseitig die GEMA-Abgabe auf USB-Sticks von 15 Cents auf knapp 2 Euro erhöht, weil man darauf ja kopierte Musik speichern könnte. Was man nicht darf, aber weil man ja könnte...

Hi Hamiller! Obwohl ich das auch nicht okay finde mit diesen beliebigen Pauschal-Kultur-Gebühren: Man darf durchaus eine Privatkopie (s)einer CD-Musik auf den Stick kopieren (sofern man keinen Kopierschutz blabla...). Wäre mir neu, wenn das verboten wäre.
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Re: Piratenbashing

Beitragvon Tiff » 13.06.2012, 21:51

Ah, sorry, da griff mein Automatismus. Ich hatte das Gefühl, das Du die Geschichte etwas einseitig siehst, deshalb habe ich mal einen erklärenden Rundumschlag dagelassen, basierend auf dem bisherigen Stand meiner Kenntnisse. So gratis ist die Mentalität dann doch nicht.
Auch wenn Du Fernsehen bezahlst, das Du gar nicht siehst. ^^

Und Youtube bezahlt die GEMA wirklich, die ja für solche Sachen geschaffen wurde, um Gebühren einzutreiben...

Hamiller: Oder die GEMA.

Cyno: Es ist noch nicht verboten. Aber bald wird auch die Privatkopie verboten sein, wenn wir uns nicht dagegen stellen.
Und jetzt werde ich futuristisch. Wenn es so weiter geht, können wir Musik nur für fünfmal anhören erwerben und dürfen sie nur alleine anhören, und Discos müssen jeden Gast mit Strichcode erfassen, damit jene, die die Musik nicht selbst Zuhause haben, nachträglich fürs Hören belastet werden können...
Sehr pessimistisch, ja, aber wir leben in einer Welt mit siebzig Jahren Urheberrecht. Nach dem Tod des Schöpfers, wohlgemerkt, nicht nach Schaffung.
Und einer Welt, in der im Kindergarten GEMA gezahlt werden muss, wenn die Kids Volkslieder singen wollen...
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Re: Piratenbashing

Beitragvon don redhorse » 15.06.2012, 06:41

Um mich auch mal hier einzumischen: es gibt ja die GEZ, die inzwischen von jedem lebenden Bundesbürger eingefordert wird unabhängig davon, ob er überhaupt fernsieht, radiohört oder so. (Auch von Toten wird sie bisweilen noch eingefordert: mein Stiefvater (+2002) wurde noch nach drei Jahren von der GEZ abgemahnt inklusive Mahngebühren, Androhung eines Verfahrens etc.)
Die GEZ hat somit weniger was von einer Gebühr, die sie dem reinen Namen nach ja sein soll, als von einer pauschal zu entrichtenden Steuer. Meine Idee also: erhöht die GEZ-Gebühr und begleicht damit alle weiteren Einforderungen der GEMA und vergleichbarer Einrichtungen. Befreit dafür die Disco-Betreiber, Kneipenwirte, Kindergärtnerinnen usw.etc.pp. von den teilweise unrealistischen Beiträgen. Jeder, der sich der einen oder anderen kulturellen Quelle bedient, egal ob Daily Soap, Theaterstück, Heavy Metal-MP3, E-Book oder papierner Old School-Comic, erwirbt sich mit der Super-GEZ das Recht, alles jederzeit uneingeschränkt zu konsumieren. Das nimmt Raubkopierern jeden noch so lauen Wind aus den Segeln, denn die können sich dann nur noch an offizielle Steuerhinterzieher wenden, die aber ohnehin dann eher von der größten Macht auf Erden heimgesucht werden, nämlich dem Finanzamt. Und dann können wir alle aufs teilabsurde Copyright und Urheberrecht scheißen, während dennoch nach wie vor alle Verleger, Produzenten, Agenten und was weiß ich - und vielleicht sogar die Künstler selbst, aber das war ja bislang auch immer so ne Sache - ihren Schnitt machen (um den es denen ja primär geht).
Vielleicht kann man so auch die völlig verschrobenen Weltbilder von Software-Publishern zurechtrücken, die einem zwar ein PCSpiel verkaufen, aber darauf beharren, das es dennoch nicht in den Besitz des Käufers übergeht :twisted:
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Re: Piratenbashing

Beitragvon Cyno » 15.06.2012, 15:42

don redhorse hat geschrieben:Und dann können wir alle aufs teilabsurde Copyright und Urheberrecht scheißen, während dennoch nach wie vor alle Verleger, Produzenten, Agenten und was weiß ich - und vielleicht sogar die Künstler selbst, aber das war ja bislang auch immer so ne Sache - ihren Schnitt machen (um den es denen ja primär geht).

Also eine absolute Verstaatlichung der Kunst, indem von oben vorgegeben wird, wer von Kunst leben kann und wer nicht? Von dieser Idee kann man mich nicht überzeugen. Also eine Gegenstimme hast Du schon :mrgreen:
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Re: Piratenbashing

Beitragvon don redhorse » 15.06.2012, 16:16

Nein! Wir zahlen ja auch alle brav in die Rentenkasse ein, ohne dass jemand entscheidet, wer nachher davon leben kann oder nicht.
Der Punkt ist meiner Meinung nach folgender: es gibt nachweisbare Verkaufszahlen von Büchern, Musikstücken,etc. Oder eben registrierte Downloads; whatever. Man kann also auf die eine oder andere Weise nachvollziehen, welcher Künstler wieviele Leute erreicht hat, wie oft er konsumiert wurde - klar? Anhand dieser zahlen kann man kalkulieren, wie hoch die Gebühren sind, die dem Künstler zustehen. Das ist doch allemal besser, als wenn es - wie schon vorgekommen - Bands gibt, deren raubkopierte Alben jeder Hans und Franz heruntergeladen hat, die aber anhand der realen Plattenverkäufe als Kassengifte gelten. Jeder will sie hören, aber nichts dafür zahlen. Sicher können sich solche Künstler irgendwie darüber freuen (die inoffizielle Auszeichnung der meist-raubkopierten Stücke geht an "hier Bandnamen eintragen"), aber davon leben können sie halt nicht. Und komme mir jetzt keiner mit Kartenverkäufen für Konzerte: Konzerte sind mehr oder minder ne ziemlich teure Werbeveranstaltung für die CDs, die eine Band verkaufen will. Und zudem noch teuer für die Leute, die reingehen.
Schaut euch doch mal frühere Künstler an, bevor es die GEMA gab: da sind welche buchstäblich verhungert, obwohl man sie für begnadet, genial, geradezu Jahrhundert-Wunder hielt. Mag ja sein, das deren Erben sich über Tantiemen freuen können, aber was nützt das einem Herrn Kafka heute? Oder einem van Gogh? (Wobei: der hat ja zuletzt schon ordentlich verdient...)
was ist die jetzige GEMA denn anderes als genau das, was du, Cyno, gerade kritisierst? Doch nichts Halbes und nichts Ganzes. Die Künstler kriegen zumindest ihren Lebensunterhalt zusammen, okay. Aber bitte: Kindergärten gehen fast an den Gebühren zugrunde, weil irgendein Arsch die Rechte an Kinderliedern hält, die jeder Dreijährige unbekümmert trällert und damit absurderweise eben die Kindergärten zur Zahlung verpflichtet bzw. die GEMA berechtigt, abzukassieren. Und zwar ordentlich! Bei dem jetzigen System gibt es doch offensichtliche Verlierer.
Die Kunst ist übrigens ohnehin verstaatlicht. Welches Museum kann denn von Eintrittsgeldern betrieben werden? Welches Theater findet denn noch Mäzene, die freiwillig Unsummen spenden? Wo steht denn bitte auch nur eine einzige Oper, die nicht von staatlichen Fördermitteln abhängt wie ein schwerverletzter Bluter von einer Unmenge Blutkonserven? DIE Diskussion wird ja ohnehin gerade geführt in unserem kulturbeflissenen Land (das ganze 140 Mrd. für ne Bank übrig hat, aber keine einzige Milliarde für ein Bildungspaket!!!). Kunst und Kultur will ja eigentlich jeder haben, aber leisten kann sie sich kaum jemand. Das muss doch gemeinschaftlich geschultert werden: nur dann wird es tatsächlich für jeden erschwinglich.
Der Witz ist halt: irgendwo muss das Geld herkommen, von dem Künstler leben und mit dem sie ihre Kunst betreiben können. Im Moment sind sie alle von A): Spenden; B) ehrlichen Konsumenten und C) Politikern abhängig, die keine Ahnung von Kunst und Kultur haben, aber jede Menge über Kommerz und Konsum wissen - und entsprechend sieht es ja dann auch in dem ganzen Sektor aus.
Die Alternative zu so einer Kultur-Steuer ist doch, das alle plötzlich ganz ehrlich werden, niemand mehr raubkopiert, illegal-downloaded, von anonymen Auslands-Servern streamt etc. Und zugleich freiwillig jede Menge spendet, selbst wenn er nicht in die Oper geht, wo das Geld gebraucht wird.
Also nee, Cyno: den verstaatlichten Kulturzirkus haben wir doch längst. Und ihn rückgängig zu machen bedeutet nur, das jede Menge Kunst und Kultur rapide den Bach runtergehen werden, was eine Menge arbeitslose Künstler zur Folge hat, die dann als Hartz IV-Empfänger die Straße kehren dürfen.
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Re: Piratenbashing

Beitragvon don redhorse » 15.06.2012, 16:24

Um mal auf was zurückzukommen, was ich gerade ein bisschen aus den Augen verloren habe:
Sorgt dafür, das jeder alles zur Verfügung gestellt bekommt - von den kostenlosen MP3s aus dem Internet bis hin zum freien Eintritt in die Oper - und eine Menge Leute werden Kulturangebote nutzen, für die sie sich bislang kaum interessierten, einfach weil ihnen das Geld fehlte. Das ist doch mal ne Bildungsoffensive, von der alle Politiker bisher nur träumen können! Und wenn man am Ende des Jahres abrechnet, wessen Musikstücke am meisten angehört wurden, welche Theaterstücke am häufigsten besucht wurde etc., hat man doch eher eine gerechte Geldverteilung aus dem, was man heute noch GEMA nennt als bis jetzt möglich war. Vielleicht können dann eine Menge kleine Künstler, die Hartz IV beziehen, davon wegkommen (und das sind nicht gerade wenige). Oder ihre hauptberufliche Tätigkeit aufgeben, weil sie nun doch von ihrem Talent leben können.
Tja, wenn das mal kein hoffnungslos optimistisches Statement ist :cry:
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Re: Piratenbashing

Beitragvon Cyno » 15.06.2012, 18:42

don redhorse hat geschrieben:Um mal auf was zurückzukommen, was ich gerade ein bisschen aus den Augen verloren habe:
Sorgt dafür, das jeder alles zur Verfügung gestellt bekommt - von den kostenlosen MP3s aus dem Internet bis hin zum freien Eintritt in die Oper - und eine Menge Leute werden Kulturangebote nutzen, für die sie sich bislang kaum interessierten, einfach weil ihnen das Geld fehlte. Das ist doch mal ne Bildungsoffensive, von der alle Politiker bisher nur träumen können! Und wenn man am Ende des Jahres abrechnet, wessen Musikstücke am meisten angehört wurden, welche Theaterstücke am häufigsten besucht wurde etc., hat man doch eher eine gerechte Geldverteilung aus dem, was man heute noch GEMA nennt als bis jetzt möglich war. Vielleicht können dann eine Menge kleine Künstler, die Hartz IV beziehen, davon wegkommen (und das sind nicht gerade wenige). Oder ihre hauptberufliche Tätigkeit aufgeben, weil sie nun doch von ihrem Talent leben können.
Tja, wenn das mal kein hoffnungslos optimistisches Statement ist :cry:

Sorry, Don, aber eine Verkaufsrangliste existiert nach Deinem Modell gar nicht mehr, und die Anzahl kostenloser Downloads kannst Du schlecht als Maßstab für die Verteilung nehmen, da könnte man schließlich Agenturen zum kostenlosen Downloaden beauftragen und sie am Gewinn beteiligen oder schlicht Bekannte bitten, das Ergebnis zu verfälschen. Außerdem ist es meines Erachtens etwas weit hergeholt, Sozialversicherungen mit Unterhaltungsangeboten gleichzusetzen. Und ob ein kostenloses Angebot die Opern füllen würde? Hm. Mich hat Deine Idee leider immer noch nicht überzeugt. Aber vielleicht melden sich noch andere zu Wort ...
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Re: Piratenbashing

Beitragvon don redhorse » 16.06.2012, 07:58

Da hast du natürlich schon teilweise recht :roll:
Allerdings begehst du einen typischen Rückwärtsdenkfehler - den übrigens auch ne Menge Politiker, Medienwissenschaftler, Programmdirektoren und Kulturbeauftragte begehen: nur weil ein kostenpflichtiges Angebot derzeit nicht genutzt wird (weil es vielen zu teuer ist!), bedeutet das nicht, das es auch dann nicht genutzt wird, wenn es gratis wird. Ich gehe weder ins Konzert, noch ins Theater, Kino, sonstwohin, weil mich die Eintrittsgelder, gelinde gesagt, bei Interesse-gerechter Nutzung ruinieren würden. Aber ich würde verdammt nochmal jeden freien Abend dort abhängen, wenn der Eintritt frei wäre! Und ich stehe da ja wohl nicht alleine da. Sicher stürmt nicht ein Millionenpublikum deswegen gleich die Kleinkunstbühnen der Provinz, aber zumindest würden eine Menge Leute mehr die Kulturangebote nutzen.
Mein Punkt ist eben der: wenn die Kultur in der BRD sowieso schon staatlich heftigst unterstützt wird, kann man da gleich in die Vollen gehen. Billiger als die Bankenrettungspakete bleibt es allemal! Und das steuerzahlende Wahlvolk hat deutlich mehr davon, und zwar unmittelbar und nicht nur in-in-indirekt über die Umwege der Handelsbilanzen, Aktienkurse, Bruttoinlandsimporte und was weiß ich was für, sorry, beschissene kapitalistische Erfindungen mehr, um angebliche Prosperität zu propagieren, wo in Wirklichkeit steigende Allgemeinarmut Fakt ist. (Und wenn es keine Bruttoinlandsimportzahlen gibt, dann sollte man sie verflucht noch eins endlich erfinden, damit die neoliberalen Ultrakapitalisten noch mehr haben, mit dem sie die soziale Ungerechtigkeit weiter anfeuern können.)
Polemik-Modus aus.
Komischerweise gibt es ja doch recht gut gesicherte Zahlen, wie es mit den illegalen Download und Raubkopien aussieht. Auch das Nutzungsverhalten wird auch ziemlich gut dokumentiert. Die meisten Internet-User sind ja, sorry, in der Regel nicht gerade auf anonymes Verhalten aus, sondern posten und propagieren ihr teilweise illegales Verhalten in sozialen Netzwerken.
Wenn legale MP3s ein eingebautes Verfallsdatum haben (z.B. man kann sie nur 5mal herumkopieren, ehe sie sich selbst unbrauchbar machen), gibt es doch offenkundig durchaus die Möglichkeiten, zu ermitteln, wer was wie oft anhört, ansieht etc. Die Datenermittlung, was das User-Verhalte angeht, findet ja längst statt - der gläserne Konsument ist in den vergangenen Jahren unmerklich Realität geworden! Nur werden diese Informationen bislang lediglich verwendet, um Werbezielgruppen zu ermitteln, Verbraucherprofile anzulegen etc. (Hurra, die schöne neue Konsumentenwelt. Big Facebook is watching Youtube! :twisted: ) Drehen wir das mal um 90 Grad gegen den wirtschaftlichen Nutzungstrend - rückgängig lassen sich diese Sachen ohnehin nicht mehr machen - und stellen die Datensammelei in den kulturellen Dienst. Und machen wir zugleich auch Ernst mit den bisher eher vorgeblichen Bemühungen um Datenschutz und Bürger- und Menschenrechten im Internet. (Ich meine, das müssen wir ja nicht mal nur dann verfolgen; das gehört ohnehin in unsere digitale Zivilisation hinein! Schönen Gruß an den Bundesdatenschutzbeauftragten!)
Nochmal darauf hingewiesen: da bin ich halt ein hoffnungsloser Optimist :(
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Re: Piratenbashing

Beitragvon Cyno » 19.06.2012, 20:03

don redhorse hat geschrieben:Komischerweise gibt es ja doch recht gut gesicherte Zahlen, wie es mit den illegalen Download und Raubkopien aussieht. Auch das Nutzungsverhalten wird auch ziemlich gut dokumentiert. Die meisten Internet-User sind ja, sorry, in der Regel nicht gerade auf anonymes Verhalten aus, sondern posten und propagieren ihr teilweise illegales Verhalten in sozialen Netzwerken.
(

Auf diese Deiner Aussage wollte ich ja noch antworten. In der Tat bewegen sich die meisten Benutzer total naiv im Netz. Während viele selbst bei geringsten staatlichen Eingriffsversuchen gleich die Cholera bekommen, bieten sie sich den Konzernen quasi wie Prostituierte freiwillig nackt an. Und das auch noch total unter Preis. Kaum jemand regt sich darüber auf, dass Google sogar die G-Mailinhalte scannt, um die Werbung gewinnorientiert individuell auf den einzelnen Benutzer abzustimmen. Kaum jemand regt sich auf, wenn er bei einem lächerlichen Gewinnspiel personenbezogene Daten freiwillig ins Formular tippen darf. Und kaum jemand merkt, dass die netten Apps, die mit kleinen Cent-Beiträgen zu Gefälligkeiten locken, Bewegungsdaten und Verhaltensweisen an Server in der ganzen Welt schicken. Von Facebook wollen wir gar nicht reden. Freiwillige Selbstversklavung ist sozusagen eine moderne Form der Selbstbestimmung. Über Downloadzahlen wissen also vor allem gewisse Weltkonzernkraken Bescheid, und die nehmen es weder mit Datenschutz noch mit Urheberrechtsschutz sehr genau. Denken wir nur mal an die Google-Books-Initiative. Auf diese Daten hat eine staatliche Behörde selten Zugriff (außer vielleicht in den USA, denen traue ich es zu). Also Pech für Deine Super-Gema ;-)
Was mich eben traurig stimmt, ist der Wert, den Kunst noch im Bewusstsein des Digital Natives einnimmt: Selbst der Ärmste der Armen würde tagelang hungern, um sich das teuerste IPhone vom Mund abzusparen, obwohl es drei Jahre später Schrott ist. Und die XXL-Flat ist natürlich ganz selbstverständlich. Aber die paar Euros für ein gutes Buch, ein Musikstück, einen Film, ein nettes Spiel, da geht dann die Klappe runter, dann erklärt man sich zum Widerstandskämpfer gegen wüste Ausbeuter und Abzocker, obwohl man objektiv gesehen nur den eigenen Vorteil sucht.
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Re: Piratenbashing

Beitragvon don redhorse » 20.06.2012, 06:06

Uneingeschränkte Zustimmung!
Wobei mich das mit Googemail jetzt etwas baff zurück lässt, nutze ich doch eben genau diverse Google-Produkte. :shock: Allerdings habe ich bis jetzt keine Spam-Mail bekommen, und der Google-Chrome-Browser bietet ja ebenfalls einen "Inkognito"-Modus, den ich im Zweifelsfall nutze. Und nebenher habe ich noch Mozilla Firefox zur Verfügung. ("Internet Explorer?" Was ist das denn??? :mrgreen: )
Außerdem kann man ja immer noch in diversen Einstellungen dafür sorgen, das keine unerwünschten Daten ins Netz übermittelt werden. Wer das Kleingedruckte lesen kann, ist klar im Vorteil...
Und was meinen Traum der allgemeinen Kultursteuer angeht, von der alle haupt- und nebenberuflichen Künstler profitieren: das ist mein persönliches kleines Utopia...
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Re: Piratenbashing

Beitragvon Cyno » 20.06.2012, 16:07

don redhorse hat geschrieben:Uneingeschränkte Zustimmung!
Wobei mich das mit Googemail jetzt etwas baff zurück lässt, nutze ich doch eben genau diverse Google-Produkte. :shock: Allerdings habe ich bis jetzt keine Spam-Mail bekommen, und der Google-Chrome-Browser bietet ja ebenfalls einen "Inkognito"-Modus, den ich im Zweifelsfall nutze.

Spam-Mails habe ich nicht gemeint. Sondern personalisierte Werbung. Das machen viele. Bei Amazon und eBay sieht auch jeder Benutzer andere Empfehlungen und Werbebilder. Da werden Verhaltensweisen ausgewertet, so soll die Werbung besser auf den Einzelnen zugeschnitten und damit erfolgreicher sein. An sich okay, nur scannt Google laut der neuesten c't auch Gmail-Inhalte nach Stichwörtern. Das hat man jetzt nicht so gerne. Bei Gelegenheit teste ich es mal aus. Ich schreibe Mails mit bestimmten Begriffen und schau mal, was man mir so anbietet. Im Moment kriege ich Bankenwerbung.
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Re: Piratenbashing

Beitragvon don redhorse » 20.06.2012, 17:57

Heilige Verdauungsendprodukte! Um das S-Wort nicht zu verwenden.
Die scannen den INHALT der Mails? Hallo - gibt's da kein Postgeheimnis mehr? Ich meine, da geht's um vertrauliche Konversationen, und Google ist verdammt noch mal nicht irgendein staatlicher Geheimdienst - bei denen ich das auch nicht gerade nett, aber irgendwie nachvollziehbar fände.
"DAFUQ happens on Earth???"
Ist ja jetzt schon fast so schlimm, wie ich's mir für's nächste Jahrzehnt vorgestellt habe. Wenn einen die dystopische Realität einholt, sollte man seinen Zweckpessimismus gegen eine Doppelläufige mit genug Ammo für die Zombieapokalypse eintauschen!!!
"2012 - The End is Nigh!" Demnächst in Ihrem Wohnzimmer... :mrgreen:
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Re: Piratenbashing

Beitragvon Cyno » 20.06.2012, 18:32

don redhorse hat geschrieben:Die scannen den INHALT der Mails? Hallo - gibt's da kein Postgeheimnis mehr? Ich meine, da geht's um vertrauliche Konversationen, und Google ist verdammt noch mal nicht irgendein staatlicher Geheimdienst - bei denen ich das auch nicht gerade nett, aber irgendwie nachvollziehbar fände.
"DAFUQ happens on Earth???"
Ist ja jetzt schon fast so schlimm, wie ich's mir für's nächste Jahrzehnt vorgestellt habe. Wenn einen die dystopische Realität einholt, sollte man seinen Zweckpessimismus gegen eine Doppelläufige mit genug Ammo für die Zombieapokalypse eintauschen!!!
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Also, um das klarzustellen: Der Scan geht laut Google vollautomatisch, es ist also nicht so, dass ein Google-Mitarbeiter Deine E-Mails persönlich liest. Nein, es tut nur ein Automat!
Auszug aus Google-Datenschutz:
"In Google Mail werden die meisten Anzeigen neben einer geöffneten E-Mail angezeigt und sind auf den Inhalt der E-Mail abgestimmt. Wenn wir diese Anzeigen personalisieren, tun wir dies anhand des Inhalts Ihrer gesamten E-Mails. Falls Sie zum Beispiel in letzter Zeit viele E-Mails zum Thema Fotografie oder Kameras erhalten haben, erhalten Sie möglicherweise Werbung von einem Fotogeschäft in Ihrer Nähe. "
Und wer es nicht glauben will: http://www.google.com/intl/de/policies/ ... #toc-serve

Und, um das ganz klar zu formulieren: Mailserver-Administratoren in Firmen DÜRFEN zwar nicht, KÖNNEN aber aufgrund ihrer Berechtigungen jederzeit auf E-Mail-Texte zugreifen. Hier schützt normalerweise nur die Masse an E-Mails vor heimlichen Mitlesern. Wenn man ganz sicher sein will, muss man E-Mails also verschlüsseln. Zu diesem Zweck akkreditiert das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie) beispielsweise Dienstleister (Telekom etc.), die die rechtssichere, verschlüsselte De-Mail (http://www.de-mail.de) anbieten dürfen, sobald sie ein gutes Sicherheitskonzept vorweisen. Leider kostet das pro De-Mail um die 40 Cent und wird sich deswegen vermutlich nicht durchsetzen. Dennoch: Wer intime Details in elektronische Post verpackt, sollte entweder auf ein bekannt sicheres Verschlüsselungsverfahren setzen oder ein eigenes mit den Partnern vereinbaren. E-Mails sind nichts anderes als elektronische Ansichtskarten.
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Re: Piratenbashing

Beitragvon don redhorse » 21.06.2012, 06:12

Das man bei BND, NSA und vielleicht sogar der BILD damit rechnen muss, in den Mail-Texten zu schmökern, ist mir schon klar. Aber ich finde, eine E-Mail ist doch was anderes als eine verdammte Postkarte. Auf die würde man natürlich keine vertraulichen Dinge schreiben, wie z.B. Kontodaten, Passwörter, Zugriffcodes etc. In Mails aber werden solche Infos durchaus verpackt, und nicht nur vom kleinen User zuhause, sondern auch von den Dienstleistern am anderen Ende des Glasfaserkabels. Immerhin können selbst amtliche Vorgänge inzwischen per E-Mail erledigt werden. Man füllt zuhause ein digitales Formular raus, das online an die Kreisverwaltung geht, und Google liest die Angaben darin? Die Sachen also, die außer dem zuständigen Sachbearbeiter nicht einmal andere Beamte im selben Büro sehen dürfen???
:shock:
Ergo können also z.B. Leute, die einen Schwerbehindertenstatus von zuhause aus beantragen, damit rechnen, demnächst nützliche PopUps von Herstellern zu bekommen, die Rollatoren, Hörgeräte, Herzschrittmacher, Hüftgelenke, Glasaugen, Handgreifer, Schnabeltassen etc. zu erhalten?
Big Brother is watching you more, than ever thought...
:?: Vielleicht sollte ich meinen Internetkrempel gleich wieder in die Tonne treten :cry:
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