Da hast du natürlich schon teilweise recht
Allerdings begehst du einen typischen Rückwärtsdenkfehler - den übrigens auch ne Menge Politiker, Medienwissenschaftler, Programmdirektoren und Kulturbeauftragte begehen: nur weil ein kostenpflichtiges Angebot derzeit nicht genutzt wird (weil es vielen zu teuer ist!), bedeutet das nicht, das es auch dann nicht genutzt wird, wenn es gratis wird. Ich gehe weder ins Konzert, noch ins Theater, Kino, sonstwohin, weil mich die Eintrittsgelder, gelinde gesagt, bei Interesse-gerechter Nutzung ruinieren würden. Aber ich würde verdammt nochmal jeden freien Abend dort abhängen, wenn der Eintritt frei wäre! Und ich stehe da ja wohl nicht alleine da. Sicher stürmt nicht ein Millionenpublikum deswegen gleich die Kleinkunstbühnen der Provinz, aber zumindest würden eine Menge Leute mehr die Kulturangebote nutzen.
Mein Punkt ist eben der: wenn die Kultur in der BRD sowieso schon staatlich heftigst unterstützt wird, kann man da gleich in die Vollen gehen. Billiger als die Bankenrettungspakete bleibt es allemal! Und das steuerzahlende Wahlvolk hat deutlich mehr davon, und zwar unmittelbar und nicht nur in-in-indirekt über die Umwege der Handelsbilanzen, Aktienkurse, Bruttoinlandsimporte und was weiß ich was für, sorry, beschissene kapitalistische Erfindungen mehr, um angebliche Prosperität zu propagieren, wo in Wirklichkeit steigende Allgemeinarmut Fakt ist. (Und wenn es keine Bruttoinlandsimportzahlen gibt, dann sollte man sie verflucht noch eins endlich erfinden, damit die neoliberalen Ultrakapitalisten noch mehr haben, mit dem sie die soziale Ungerechtigkeit weiter anfeuern können.)
Polemik-Modus aus.
Komischerweise gibt es ja doch recht gut gesicherte Zahlen, wie es mit den illegalen Download und Raubkopien aussieht. Auch das Nutzungsverhalten wird auch ziemlich gut dokumentiert. Die meisten Internet-User sind ja, sorry, in der Regel nicht gerade auf anonymes Verhalten aus, sondern posten und propagieren ihr teilweise illegales Verhalten in sozialen Netzwerken.
Wenn legale MP3s ein eingebautes Verfallsdatum haben (z.B. man kann sie nur 5mal herumkopieren, ehe sie sich selbst unbrauchbar machen), gibt es doch offenkundig durchaus die Möglichkeiten, zu ermitteln, wer was wie oft anhört, ansieht etc. Die Datenermittlung, was das User-Verhalte angeht, findet ja längst statt - der gläserne Konsument ist in den vergangenen Jahren unmerklich Realität geworden! Nur werden diese Informationen bislang lediglich verwendet, um Werbezielgruppen zu ermitteln, Verbraucherprofile anzulegen etc. (Hurra, die schöne neue Konsumentenwelt. Big Facebook is watching Youtube!
) Drehen wir das mal um 90 Grad gegen den wirtschaftlichen Nutzungstrend - rückgängig lassen sich diese Sachen ohnehin nicht mehr machen - und stellen die Datensammelei in den kulturellen Dienst. Und machen wir zugleich auch Ernst mit den bisher eher vorgeblichen Bemühungen um Datenschutz und Bürger- und Menschenrechten im Internet. (Ich meine, das müssen wir ja nicht mal nur dann verfolgen; das gehört ohnehin in unsere digitale Zivilisation hinein! Schönen Gruß an den Bundesdatenschutzbeauftragten!)
Nochmal darauf hingewiesen: da bin ich halt ein hoffnungsloser Optimist
Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet.
Roy Batty in Blade Runner