@ Göttrik im WoC:
"…selbst nicht wußte, daß der Autor von "Berlin Alexanderplatz" sich auch in die Untiefen der utopischen Unterhaltungsliteratur herabgelassen hat."
Also, unter Untiefen der Unterhaltungsliteratur" fällt der Döblin wirklich nicht. Tatsächlich hat der Autor zehn Jahre später eine "gezähmte" Neuversion des Romans herausgebracht, "Giganten", die auf leichte Eingängigkeit angelegt war, und hoffte, auf diese Weise ein neues Publikum erschließen zu können, dem das Original zu mühsam und sperrig war. Diese Neuversion hatte allerdings keinen Erfolg.
Hier der Schlußabsatz aus meiner Überarbeitung der Döblin-Rezi:
Für den etwas desorientierten Leser, der mit dem Namen Döblin nur den Autor des quintessenziellen zeitgenössischen Großstadtromans, "Berlin Alexanderplatz" verbindet, sei ein kleiner Blick auf die Einordnung des Werkes geworfen.
Im "Alexanderplatz"-Nachwort von 1955 geht Döblin darauf ein, daß er eigentlich seine ganze literarische Karriere in weitesten Fernen verbracht hat - Romane über China, den 30jährigen Krieg, ein mythisches Indien - bis seine Freunde ihn schließlich dazu drängen konnten, sich seiner unmittelbaren, zutiefst vertrauten Berliner Umgebung zuzuwenden. Die weiten Fernen waren Döblin als ein leichter zu handhabendes Substrat für seine literarischen Bemühungen erschienen; so traute er sich erst 1929 an Berlin heran. In der Aufzählung der früheren Werke läßt Döblin "Berge Meere und Giganten" unerwähnt. Der Her-ausgeber seinerseits erwähnt in seinem, zweiten, Nachwort "Berge Meere und Giganten" einmal am Rande, und zieht ansonsten ausgiebigste Vergleiche zwi-schen "Alexanderplatz", "Wang-Lun" und "Manas". "Alexanderplatz" selbst gilt ihm immer wieder als äußerst futuristischer Roman. Offenbar hat allein die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Großstadt, diesem damals noch neuen und extremen Phänomen, die Kapazität der Leser völlig erschöpft, sich mit fremden Universen auseinanderzusetzen.
Atlan-Rezis:
Jedesmal, wenn ich ein paar Atlan-Rezis anlese, werde ich vom Eindruck etwas unbeschreiblich bizarren überfallen. Um nicht zu sagen: was sich in diesen Heften abspielt wirkt so bekloppt, daß es jedem Maßstab spottet. Auf welchem Trip war dieser Ewers nur?
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Ich liebe das!
"Das Anglitz eines Helden":
Aus welchem Anime stammen denn diese Schnuckelchen?
Etwas unebene Sache, diese Story. Manga/Anime-Motive in den Pr-Kosmos zu tragen macht sich schon ganz witzig. Das freut meinen Sinn für das Surreale. Aber welcher Leser, der nicht ganz frisch etliche S.M.Kennon-Romane gelesen hat, kann den Sinn dieser Szenen nachvollziehen? Ich kanns auch nicht ganz. Und am Ende kommt nicht viel bei raus.
Göttriks Kommentar zu Don Redhorses "Mutantenjagd":
"schildert die Charaktere mit einer Tiefe, die sie in den Heften nie hatten."
Genau! In der frühen PR-Phase finden sich so viele Anknüpfungspunkte, sich mit den Handlungspersonen näher zu beschäftigen, und die Autoren damals haben den Lesern praktisch alles in dieser Richtung vorenthalten (vielleicht hatten sie ja recht in der Einschätzung, daß dies das letzte wä-re, was die Lesern wollen
). Die wenigen Passagen damals, in denen die Autoren den Figuren näher kamen, zeigten schon, wieviel möglicher Reiz in diesem Thema steckt. Das macht diese Stories von Tiff und Don Redhorse ja so reizvoll.
Zuletzt geändert von Al Khidr am 26.10.2004, 00:06, insgesamt 1-mal geändert.